Minolta Dimâge 2300: Polaroid-Ersatz für Profis

14.12.2000
Mit der Dimâge 2300 verspricht Minolta eine sehr kompakte und leistungsstarke Digitalkamera, die sich sowohl für private wie auch professionelle Anwender eignen soll. Auf der Systems unterzogen wir die Kamera einem Praxis-Härtetest.

Die Dimâge 2300 ist laut Minolta für jeden geeignet: Ob Amateur oder professioneller Anwender - dank "leichter Bedienbarkeit und guter Qualität" seien der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Ob diese Digitalkamera auch hält, was der Hersteller verspricht, haben wir im Messedauereinsatz getestet: Drei Redakteure mit unterschiedlichen fotografischen Vorkenntnissen wurden mit der Dimâge 2300 ausgestattet und während der Systems auf Bilderjagd geschickt.

Ausstattung

Mit ihren Abmessungen von 114 x 65 x 40 Millimetern und einem Gewicht von rund 210 Gramm gehört diese Kamera zu den Kleinsten in ihrer Kampfklasse. Allerdings wurde in die kleine Hülle eine Menge gepackt: Mit einer Auflösung von 2,3 Millionen Bildpunkten, optischem Sucher, 3fach-Digital-Zoom, einer schnellen Serienbildfunktion (zwei Bilder pro Sekunde), Makro-Funktion sowie USB- und Video-Anschluss lässt sich schon einiges bewirken.

Erfreulich: Neben der Kamera-Software gibt es Adobes "Photoshop" obendrauf. Enttäuschend: Als Standard-Speichermedium fungiert eine Compact-Flash-Karte mit einer Kapazität von nur acht Megabyte. Damit können maximal 47 Bilder gespeichert werden. In den zwei höchsten Qualitätsstufen sind sogar nur noch vier beziehungsweise neun Aufnahmen möglich. Die Größenordnung von acht Megabyte ist für Einsteigerkameras der unteren Preisklasse natürlich in Ordnung. Aber bei einer Digitalkamera mit 2,3 Millionen Pixeln sollte es doch etwas mehr sein: Eine 16-Megabyte-Speicher-Karte wäre das Mindeste. Wer sich auf die Marketing-Fahne schreibt, auch Profis zu adressieren, sollte sogar eine 32er lockermachen. Da die Speicherpreise ständig fallen, dürfte eine bessere Ausstattung doch auch nicht mehr an der finanziellen Frage scheitern. Vielleicht wollte Minolta aber auch nicht, dass es gleich jeder merkt: Das Zählwerk der Digitalkamera weigert sich, mehr als 99 Bilder anzuzeigen - was spätestens mit einer 64-Megabyte-Speicherkarte zum Problem wird.

Auf den ersten Blick sieht die Bedienung aus wie ein Kinderspiel. Die Anlehnung der Bauweise an analoge Kompaktkameras gibt der Dimâge 2300 einen Vertrauensvorschuss in puncto einfacher Handhabung. Doch Pustekuchen: Wer sich ohne Handbuch ans Werk macht, hat verloren. Intuitives Handling ist unmöglich, auch wenn das Minolta-Marketing den potentiellen Käufer gerne Gegenteiliges glauben machen möchte.

Handhabung

Erfreulicherweise erfordert die Lernphase aber weder viel Zeit noch Aufwand. Das Handbuch ist zwar nicht besonders umfangreich, dafür aber gut durchdacht und klar geschrieben, man verliert sich nicht in unnötigem Technik-Kauderwelsch. Dieser Punkt geht an Minolta, andere Hersteller dürfen sich ein Beispiel daran nehmen.

Ohne Handbuch wird für Anfänger allerdings schon das korrekte Einsetzen der Compact-Flash-Karte zur Geduldsfrage. Nicht sehr Vertrauen erweckend wirkt hierbei auch der Knopf, der das Speichermedium wahlweise an seinem Platz fixiert oder wieder heraushebt. Der Mini-Hebel aus Plastik sieht so aus, als würde er die Wechselprozedur nicht sehr lange überstehen.

Wer die erste Hürde erfolgreich überwunden hat, freut sich zunächst über die kombinierte Bedienung via Drehrad und Knöpfe an der Oberseite: Die Symbole und Besetzungen sind gut durchdacht und selbst für Anfänger gut zu verstehen. Dies gilt allerdings nur für einfache Funktionen wie Zoomen. Wer jedoch beispielsweise seine Bilder mal auf dem Display betrachten möchte, braucht wieder mal das Handbuch und viel Geduld: Für diese Funktion müssen nämlich verschiedene Handgriffe kombiniert werden. Das Laden der Bilder auf den LC-Display braucht außerdem verhältnismäßig viel Zeit. Dann kann man seine Bilder aber auch in einer ordentlichen Darstellung betrachten - sogar bis zu einer dreifachen Vergrößerung.

Funktionssystem überfordert Anfänger

Dem ausgetüftelten Funktionssystem hat die Dimâge 2300 ihre Kompaktheit zu verdanken, hier wurde viel Hightech auf kleine Fläche gepresst. Das war zu viel des Guten, meinen allerdings die Tester von ComputerPartner. Wer die relativ lange Wartezeit bis zur Aufnahmebereitschaft erfolgreich hinter sich gebracht hat, steht vor einem grundsätzlichen Problem: Wohin mit den Fingern? Objektiv, Blitzgerät und Sucher sind auf einer so kleinen Fläche untergebracht, dass es nur Geübte schaffen, nicht die eigenen Hände vor Linse oder Blitz zu halten. Der Auslöseknopf ist direkt vor dem Funktionsdrehrad untergebracht, was einer komfortablen Bedienung nicht sehr förderlich ist. Bei einer der Testkameras klemmte der Auslöseknopf zudem mehrmals.

Das Design der Dimâge 2300 ist gut gelungen, sie liegt angenehm in der Hand. Allerdings wäre diese Kamera einem groß gewachsenen Versicherungsgutachter auf Dauer bestimmt zu mickrig - Minolta hat beim professionellen Kundenprofil vermutlich doch eher an die zierliche Immobilienmaklerin gedacht. Doch auch hier lauert eine Falle: Wer das rund 210 Gramm leichte Gerät nämlich ohne Kamerabeutel in seinem Täschchen verstaut, riskiert, dass sich das Drehrad im Gedränge mit dem Tascheninhalt unbemerkt verstellt. Einen Lock-Knopf gibt es nämlich nicht - zumindest haben die Redakteure im "Tasten-Wirrwarr" keinen gefunden.

Die Reichweite des integrierten Blitzgerätes ist ausbaufähig: Für Aufnahmen aus kurzer Distanz reicht er zwar aus, doch wer Innenaufnahmen aus größerer Distanz machen möchte, stößt schon bald an seine Grenzen. Dafür gibt es verschiedene Blitzfunktionen: automatische Blitzzuschaltung, Aufhell- und Vorblitzfunktion. Im Vergleich zu Konkurrenzprodukten hebt sich bei der Minolta der optische Sucher ab: Hell, klar und verzerrungsarm garantiert er die optimale Ausrichtung auf das anvisierte Objekt. Nicht viel mehr als Spielerei ist der Digital-Zoom: Diese Funktion kann - wie der Name schon sagt - nur in Verbindung mit dem Display genutzt werden. Für ernsthaftes Arbeiten mit der Kamera ist ein optischer Zoom einfach unerlässlich. Auch die Vergrößerungsfaktoren 1,4 beziehungsweise zwei sind nicht unbedingt hitverdächtig.

Bildqualität meist hervorragend

Die Dimâge 2300 verwendet einen hoch auflösenden 2,3-Millionen-Pixel-CCD, die höchste Bildauflösung liegt bei 1.792 x 1.200 Pixeln. Ein RGB-Primär-Farbfiltersystem bildet die Grundlage für eine meist exzellente Farbwiedergabe. Die vielseitigen Blitz- und Weißlichtabgleich-Modi (manuell oder automatisch einstellbar) ergeben eine gute Auslichtung, da hat der Hersteller nicht zu viel versprochen. Allerdings sind auch hier den Möglichkeiten der Dimâge 2300 Grenzen gesetzt: Von Hardcore-Aufgaben wie "rote Couch auf orangefarbenem Hintergrund" sollte man lieber Abstand nehmen, die Kontrastleistung darf als schwach bezeichnet werden. Der automatische Weißabgleich versagt bei schwächeren Lichtverhältnissen beziehungsweise viel Schatten: Hier tritt der berühmte Blaustich deutlich zu Tage.

Sehr angenehm fiel hingegen der geringe Stromverbrauch der Dimâge 2300 auf: Trotz Standardbatterien, langwieriger Menü-Spielerei und Dauereinsatz auf der Systems mussten die Power-Stäbchen während der gesamten Woche nur einmal ausgewechselt werden. Von anderen Geräten dieser Preiskategorie ist man es leider gewohnt, dass der Saft schon nach wenigen Aufnahmen alle ist.

Das Menü - die unbekannte Welt

Wie auch bei anderen Digitalkameras üblich, können über das Display die gewählten Einstellungen der Dimâge 2300 jederzeit komfortabel kontrolliert werden. Doch auch hier gilt der Komfort nur mit Einschränkung. Für die Tester hieß es "Try and Error": Die hier vorgegebenen Begriffe sind keinesfalls selbsterklärend. Fehlgriffe, die sich spätestens bei der Bildnachbearbeitung böse rächen, sind dadurch programmiert. Um sich zurechtzufinden, muss man sicherlich mehr als ein Anfänger sein. Doch selbst Digitalkamera-erfahrenen Fotografen bleibt an vielen Stellen wieder nur eines: der Griff zum Handbuch. Und wenn wir schon mal dabei sind: Die Wiedergabe auf dem Display erschien den Testern trotz Korrekturmöglichkeiten als viel zu blass.

Über die serielle RS-232C-Schnittstelle oder das mitgelieferte USB-Kabel wird die Dimâge 2300 mit PC oder Mac verbunden. Angenehmer ist natürlich die Benutzung des USB-Ports: Um die Bilder zu laden, muss der Rechner nicht neu gestartet werden. Und es müssen nicht immer nur Fotos sein - auch für professionell gestaltete Web-Seiten, Grußkarten oder Geschäftsberichte bringt die Dimâge 2300 alle Voraussetzungen mit. Hier gab es viel Lob von den ComputerPartner-Testern: Tatsächlich ist die Übertragung und Verarbeitung der Bilder sehr leicht zu bewerkstelligen, und auch die Geschwindigkeit lässt keine Wünsche offen.

Fazit

Die Dimâge 2300 ist eine Digitalkamera, in die man sich auf den zweiten Blick verliebt - nämlich dann, wenn man gelernt hat, sie zu beherrschen. Trotzdem muss sich Minolta hier einige Kritik in puncto Bedienerfreundlichkeit gefallen lassen. Eine Marke wie Minolta steht für fototechnische Qualität. Die Kunden sind im analogen Bereich verwöhnt worden und sollten nun auch im digitalen Segment mehr erwarten dürfen als von No-Name-Produkten. Außerdem scheint es, dass der Hersteller bei den adressierten Kunden den Mund ein wenig zu voll genommen hat: Für Anfänger ist dieses Produkt sicherlich nicht das Richtige. Wer die Dimâge 2300 als Einstiegskamera verkauft, riskiert bei ungeduldigen Kunden Frust statt Foto-Spaß. Doch wenn man die Lernphase zähneknirschend hinter sich gebracht hat, wird die Dimâge 2300 zu einem zuverlässigen Begleiter. Letzteres gilt auch für professionelle Anwender: Gutachter, Architekten und ähnliche Berufsgruppen, bei denen qualitativ gute Aufnahmen in digitaler Form gebraucht werden, sind mit der Dimâge 2300 sehr gut bedient. Nur wer auf druckfähige Qualität hofft, wird des Öf-teren enttäuscht. Summa summarum: für Anfänger zu schwer, für Profis der perfekte Polaroid-Ersatz. (mf)

www.minolta.de

<b>Kurzgefasst</b>

Die Dimâge 2300 arbeitet mit einem 2,3-Megapixel-CCD und einem Objektiv mit asphärischen Glaslinsen. Die höchste Auflösung beträgt 1.792 x 1.200 Pixel (also tatsächliche 2,19 Millionen Pixel.) Ausgeliefert wird die Dimâge 2300 mit einer Acht-Megabyte-Compact-Flash-Speicherkarte und dem Photobearbeitungsprogramm Photosuite. Was die Bedienung betrifft: für den Anfänger zu schwer, für Profis der perfekte Polaroid-Ersatz. Deshalb bekommt die Kamera in der Kategorie Ease-of-Use nur eine Fünf.

Anbieter:

Minolta GmbH

Kurt-Fischer-Straße 50

22923 Ahrensberg

Tel.: 0 41 02/7 03 34

Hotline: 0 18 05/67 20 80

www.minolta.de

Preis:

VK: 779 Mark

Vertrieb/Distribution:

Broadline-Distributoren,

Bezugsliste auf Anfrage

Wertung:

Gerät: 2

Software: 2

Lieferumfang: 2

Handbuch: 1

Ease-of-Use: 5

CP-Tipp: 2

(Bewertung nach Schulnoten)

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