Minus mal Minus gibt vielleicht auch im Monitorbereich ein Plus

30.09.1999

MÜNCHEN: NEC und Mitsubishi wollen sich - der Not gehorchend - künftig gemeinsam im Monitormarkt behaupten und gründen ein Joint-Venture. Voran gingen dem Deal massive Verlustmeldungen. Um Kosten zu sparen, bündeln sie Entwicklung und Produktion. Die Mitarbeiter indessen fürchten um ihre Jobs.Die Fakten vorab: Die beiden japanischen Hersteller Mitsubishi Electric und NEC Corp. gründen zum 1. Januar 2000 weltweit ein 50/50-Joint-Venture, um gemeinsam CRTs und LCDs zu entwickeln, produzieren zu und vermarkten. Einen Namen für das neue Unternehmen gibt es noch nicht, erste Produkte, so kündigen die Hersteller an, werden ab April in Angriff genommen. Im ersten Jahr könne man voraussichtlich zehn Millionen Displays weltweit ausliefern, lautet die optimistische Vorgabe der Manager. "Das Geschäft mit NECs Speichermedien wird wie gehabt weiterlaufen", vermutet ein Distributionspartner des Unternehmens. "Das wurde mir zumindest versichert."

Daß NEC seit Anfang des Jahres in seinen High-End-Modellen Streifenmasken-Bildröhren von Mitsubishi einsetzt, wird in der Branche jetzt als erstes Signal für die bevorstehende Zusammenlegung der Aktivitäten gedeutet.

Die Hintergründe für das Joint-Venture der ehemaligen Rivalen liegen auf der Hand: Beide fuhren in letzter Zeit nur noch Verluste ein (siehe Kasten). Die immensen Entwicklungskosten und nicht ausgelastete Produktionsstätten (die dem Vernehmen nach vor allem für LCD-Systeme noch gar nicht abbezahlt sind) können sich die Hersteller wohl nicht mehr leisten. Wohl auch deshalb sieht man bei Mitsubishi den Kräftezusammenschluß in den Bereichen TFT- und CRT-Technologie als "einen gewaltigen Schritt in eine gesicherte Zukunft".

Jeweils die Schwachstellen ausgleichen

Die Kostenreduzierung dürfte für beide Unternehmen demnach das Hauptargument für eine Partnerschaft sein. Mitsubishi erhofft sich eine stärkere Präsenz im Massenmarkt. Dieses anteilbringende Geschäft ging verloren, weil sich der Hersteller zu sehr auf Nischenmärkte und 21-Zöller konzentriert hatte, wie ein Vertriebspartner berichtet. Die Marke tauchte in den Hitlisten nur unter "sonstige" auf. NEC hingegen ist auch im Massenmarkt bekannt und genießt einen guten Ruf. Welche Vorteile dieser Hersteller sich erhofft, das ist für einen Branchenkenner sonnenklar, denn: "Das Geschäft läuft nicht besonders gut. Und selbst wenn sie die erhofften Stückzahlen absetzen, bei dem Preissturz machen die trotzdem keinen Gewinn."

Zudem kann NEC auf diesem Wege sein Sorgenkind, die NEC Home Electronics Ltd., auf unauffälligem Wege loswerden. Den Gerüchten der US-Presse zufolge löst sich die Tochter (Monitore, Projektoren und Speichermedien), die NEC schon länger einstampfen wollte, in dem Joint-Venture in Wohlgefallen auf, herausgepickt werden nur die Filetstücke.

"Für NEC lohnt sich die Aktion wohl besonders", vermutet ein langjähriger Vertriebspartner. "Die wollten doch einen Milliardenbetrag in die Umstrukturierung investieren - also die Verselbständigung der einzelnen Units. Jetzt kommen sie doch auch in den Augen ihrer Aktionäre viel besser weg, wenn sie zumindest einen Großteil der Investitionen dem neuen Unternehmen zuschieben können."

Über Auswirkungen in Europa wird nur spekuliert

Auch den Unwägbarkeiten des turbulenten Hardwaremarkts glauben die beiden japanischen Unternehmen wohl gemeinsam besser gewappnet entgegentreten zu können. Denn sie haben turbulente Zeiten hinter sich. Mitsubishi mußte beispielsweise die Schließung eines Halbleiterwerks und das Scheitern seiner PC-Offensive verkraften. NEC, der Partner in spe, litt vor allem unter dem Preisverfall im Halbleitermarkt, erwartet einen starken Gewinneinbruch, wurde von einem Korruptionsskandal gebeutelt und zusätzlich von der maroden amerikanischen Tochtergesellschaft "Packard-Bell" ins Minus mitgerissen. Beide Unternehmen haben denn auch Anfang dieses Jahres angekündigt, weltweit etwa zehn Prozent ihres Personals zu entlassen. Bei Mitsubishi sind 14.500, bei NEC 15.000 Arbeitsplätze betroffen.

Entsprechend nervös reagieren die Mitarbeiter, sie befürchten noch weitere Entlassungen. Der deutsche Mitsubishi-Marketing-Manager Stefan Dammer zeigt aber Verständnis für den Arbeitgeber: "Der Druck im Markt ist sehr groß. Da ist es logisch, daß man Produktionsstätten optimaler ausnutzen und schlankere Strukturen schaffen will." Über Auswirkungen auf die deutsche Niederlassung möchte er nicht spekulieren, gibt aber zu, daß er sich mehr Informationen gewünscht hätte: "Genaueres erfahren wir wohl erst Ende des Monats."

Ein NEC-Insider wird deutlicher: "Es ist doch klar, was passiert, wenn auch nur Produktion und Forschung zusammengelegt werden. Da sind dann wohl ein paar Stellen doppelt besetzt." Er ist wütend über das "interne Schweigegelübde". Man habe deshalb schon mit den Mitsubishi-Leuten telefoniert: "Aber die wissen auch nichts. Und wir sitzen hier wie auf glühenden Kohlen." (mf/du)

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