Mit 72facher Geschwindigkeit durch die Schallmauer

03.09.2000
Bislang galt bei CD-ROM-Laufwerken 60fache Geschwindigkeit als natürliche Grenze, die nicht überboten werden konnte. Doch jetzt hat es Kenwood geschafft, ein Laufwerk mit 72facher Geschwindigkeit auf den Markt zu bringen. Wie funktioniert das?

Die ersten CD-ROM-Laufwerke konnten CDs mit einfacher Geschwindigkeit, das heißt, mit 150 Kilobyte pro Sekunde auslesen. Dann schritt die Technik weiter voran, und es folgten solche mit zwei, vier und achtfacher Geschwindigkeit. Danach ging es Schlag auf Schlag. Hersteller überboten sich mit höheren Geschwindigkeiten. Zur Zeit liegen Laufwerke mit 40- und 48facher Geschwindigkeit in den Regalen. Und was weiter auffällt: Die Entwicklungszeiten für noch höhere Geschwindigkeiten dauern immer länger. Doch jetzt hat Kenwood einen gewaltigen Durchbruch erzielt.

In verschiedenen Testzeitschriften erreichte das Laufwerk mit einer durchschnittlichen Transferrate von rund 9.800 Kilobyte Traumwerte. Das entspricht etwa 65facher Geschwindigkeit. Maximal soll das Laufwerk sogar 73fache Geschwindigkeit erzielen. Was immerhin einer Transferrate von elf Megabyte pro Sekunde entspricht.

Daten von RW-Medien werden langsamer gelesen. Hier soll das Laufwerk Testberichten zufolge nur bei neunfacher Geschwindigkeit liegen.

CD-ROM-Grundlagen

Ursprünglich waren CD-ROMs für die Tonwiedergabe konzipiert. Hier ist ein konstanter Datendurchsatz für eine gleichmäßige Audiowiedergabe unerlässlich. Auf einer CD werden die Daten von innen nach außen auf einer Spur aufgezeichnet. Dementsprechend enthalten die äußeren Tracks mehr Daten. Um nun einen gleichmäßigen Datenfluss zu realisieren, muss die CD beim Lesen der inneren Spur schneller und nach außen immer langsamer gedreht werden. Diese Technik wird als CLV (Constant Linear Velocity) bezeichnet. Als die Laufwerke jedoch immer schneller wurden (ab etwa 12facher Geschwindigkeit), zeigten sich die Grenzen dieser Technik. Bei den hohen Drehzahlen auf den inneren Bereichen neigten die Laufwerke zu Vibrationen, die die Lesbarkeit der Daten beeinträchtigte. Deshalb führte die Industrie eine neue Technik ein, die CAV (Constant Angular Velocity) genannt wurde. Hierbei dreht das Laufwerk mit konstanter Geschwindigkeit. Das bedeutet, die Transferrate steigt von innen nach außen hin an. Da diese Laufwerke jetzt eine variable Transferrate aufweisen, werden sie von den Herstellern als Max-Laufwerke bezeichnet, zum Beispiel als Max 32x. Während einige Hersteller immer die maximale Transferrate angeben, sind andere Marketing-Abteilungen vorsichtiger. Hier findet man dann zwei Werte, die jeweils die höchste und die niedrigste Datenrate angeben, zum Beispiel max 32x, min 14x. Eine Weiterentwicklung der CAV-Technik ist das P-CAV-Verfahren. Das P steht dabei für partiell. Hierbei wird in einem bestimmten inneren Bereich der CD-ROM die Umdrehungsgeschwindigkeit konstant gehalten. Erst oberhalb dieses Bereichs fällt sie ab.

Mit der CAV und auch der P-CAV-Technik sind aber spätestens bei 60facher Geschwindigkeit die technische Grenzen erreicht. Zum Beispiel drehen 48fach-Laufwerke bereits mit 10.000 Touren pro Minute. Das entspricht der Drehzahl von Hochleistungsfestplatten für Server. Während die Datenscheiben in Festplatten aber ausgewuchtet und in einem hermetisch versiegelten Gehäuse arbeiten, sind CD-ROMs Massenware. Dann ist die Drehzahl der eingelegten CD so groß, dass es unweigerlich durch Vibrationen zu Lesefehlern kommt. Kenwood setzt deswegen auf eine andere, True-X genannte Technologie, die von Zen Research entwickelt wurde.

True-X

Die True-X-Technologie besteht aus einem Komponentensatz, der Optik, Detektoren und einem Hochgeschwindigkeits-Asic. Bei einem Asic handelt es sich um einen speziellen elektronischen Schaltkreis, der die Aufbereitung der Daten übernimmt.

Im Gegensatz zur herkömmlichen Technologie, bei der ein einzelner Laserstrahl die CD beleuchtet, arbeitet True-X mit mehreren, im Beispiel des Kenwood 72x mit sieben einzelnen Strahlen. Dadurch können mehrere Tracks gleichzeitig angeleuchtet und gelesen werden. Die Verarbeitung der einzelnen Datenströme erfolgt über den erwähnten Asic, der die Datenströme koordiniert und wieder zusammensetzt. Verglichen mit Einzelstrahllaufwerken wird so eine wesentlich bessere Leseleistung ermöglicht. Und das Schöne daran: Die Drehzahl des Laufwerks ist nur halb so hoch wie bei einem Laufwerk herkömmlicher Technik. Dadurch sind True-X-Laufwerke außerdem um Einheiten schneller und leiser als übliche CD-ROM-Laufwerke. Das Kenwood 72x ist aber erst der Anfang. Denn diese Technik ist noch ausbaufähig. So kann man praktisch darauf warten, bis die ersten 100x-Laufwerke in den Regalen stehen werden. Außerdem lässt sich die True-X-Technik auch bei DVD-Laufwerken einsetzen. Und dann werden Geschwindigkeiten erreiht, von denen man früher nur träumen konnte. (jh)

Weitere Infos bei:

Hersteller: Kenwood

Vertrieb Deutschland:

Open-E GmbH,

28197 Bremen

Tel: 04 21/52 70 17-12

Distribution:

Ingram Micro/Macrotron,

Tel: 0 89/4 20 80

Dynatec 0 71 34/99 50

www.kenwoodtech.com

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