Abwehr von Botnet-Attacken

Mit ACDC gegen die Zombie-PCs

Der Diplom-Physiker Oliver Schonschek ist freier IT-Fachjournalist und IT-Analyst in Bad Ems.
Highway to Hell? Nein, eher das Gegenteil: Das europäische Advanced Cyber Defense Center (ACDC) bietet für Unternehmen eine wichtige Ergänzung bestehender Anti-Botnet-Tools.

von Oliver Schonschek, freier Journalist aus Bad Ems im Rheinland

Unter den EU-Staaten steht Deutschland an der unrühmlichen Spitze der Standorte von Botnet-Servern, wie der McAfee Threats Report: Second Quarter 2013 zeigt. Weltweit liegt Deutschland als Botnet-Server-Standort auf Platz 2 hinter den USA. Die Botnet-Server geben die Kommandos an ferngesteuerte Computer (Zombie-Computer) und sind beteiligt an Spamming, der Verteilung von Malware, Datendiebstahl, Denial-of-Service-Attacken und Betrugsfällen.

Keine Frage: Es besteht weltweit Handlungsbedarf im Kampf gegen die Botnets - nicht nur auf staatlicher Ebene, sondern in jedem einzelnen Unternehmen. Dabei können internationale und nationale Initiativen ebenso helfen wie professionelle Security-Lösungen, spezielle Anti-Bot-Scanner und nicht zuletzt die Unterweisung der Nutzer.

Angebote europäischer und nationaler Initiativen

Im Februar 2013 fiel der Startschuss für das Advanced Cyber Defense Center (ACDC). Das ACDC soll eine Antwort Europas auf die Gefahr durch Botnets werden. Meldungen zu Botnet-Attacken werden zentral gesammelt und ausgewertet, betroffene Stellen werden in definierter Form informiert und erhalten Unterstützung durch Tools und präventive Aufklärung. 28 Partner aus 14 europäischen Ländern sind an dem Pilotprojekt beteiligt, ein Gesamtbudget von 16 Millionen Euro steht zur Verfügung. Was Unternehmen an Unterstützung durch das ACDC erwarten dürfen, wurde kürzlich auf den Internet Security Days 2013 vorgestellt.

Das Advanced Cyber Defense Center (ACDC) soll dem gemeinsamen, europäischen Kampf gegen Botnets dienen.
Das Advanced Cyber Defense Center (ACDC) soll dem gemeinsamen, europäischen Kampf gegen Botnets dienen.
Foto: eco Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V.

Von zentraler Bedeutung im ACDC-Konzept ist ein Clearing House, an das die Projektteilnehmer Sicherheitsvorfälle wie Spam-Attacken, Datendiebstahl oder DDoS-Angriffe melden sollen. Umgekehrt meldet das Clearing House die Sicherheitsereignisse beispielsweise an betroffene Anwenderunternehmen, Netzbetreiber, Cloud-Provider, Sicherheitsanbieter oder Banken.

Betroffene Unternehmen sollen über die Website www.botfree.eu bei der Beseitigung der Bots und anderer Malware unterstützt werden, mit entsprechenden Software-Tools und konkreten Anleitungen. Das ACDC wird zudem selbst aktiv nach gefährlichen Web-Seiten suchen und entsprechend davor warnen.

Damit soll das ACDC insgesamt fünf Services anbieten:

  • das Clearing House zur Sammlung, Auswertung und standardisierten Meldung von Botnet-Aktivitäten,

  • das Support-Center zur Information und zur Unterstützung betroffener Stellen mit speziellen Tools,

  • das Aufspüren verseuchter Webseiten,

  • die Untersuchung von Netzwerk-Anomalien und

  • die Bereitstellung von Abwehr-Tools für Endgeräte, darunter auch Smartphone und Tablets, die Teil mobiler Botnets werden können.

In mindestens acht europäischen Staaten sollen zusätzlich nationale Zentren geschaffen werden, die sich dem Kampf gegen Botnets widmen und von dem ACDC koordiniert werden. In Deutschland besteht bereits ein solches nationales Zentrum, das eco Anti-Botnet-Beratungszentrum.

Anti-Botnet-Beratungszentrum (ABBZ)

Das Anti-Botnet-Beratungszentrum (ABBZ) nahm seine Tätigkeit bereits im September 2010 auf und wird ebenso wie das ACDC-Projekt von eco - Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V. koordiniert.

Botfrei.de bietet einen Browsercheck.
Botfrei.de bietet einen Browsercheck.
Foto: Screenshot F-Secure.com

Internetnutzer, deren Computer Teil eines Botnets geworden sind, finden auf der Website des Beratungszentrums Tools wie DE-Cleaner, Hinweise zu verschiedenen Online-Scannern sowie Anleitungen, wie man sich besser vor Bot-Infektionen schützen kann. Zusätzlich gibt es eine telefonische Hotline. Unterstützt wird das Projekt vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und vom Bundesministerium des Innern (BMI).

Laut eco als Koordinator des Anti-Botnet-Beratungszentrums gab es zwischen September 2010 und Dezember 2012 insgesamt 3,3 Millionen Besucher auf botfrei.de, wurde der DE-Cleaner 1,9 Millionen-mal heruntergeladen und waren über 30 Prozent der gescannten Systeme infiziert.

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