Mit Ajax ein Hotelzimmer buchen

04.08.2006
Web 2.0 ist derzeit in aller Munde. Dass damit nicht nur die pure Theorie gemeint ist, beweist das Projekt eines kleinen Kölner Dienstleisters.

Von Dr. Ronald Wiltscheck

Ein Hotelzimmer via Web zu buchen ist nicht schwierig. Wenn man allerdings mehrere Angebote miteinander vergleichen möchte, kommt man ums Klicken nicht herum. Darüber hat sich Jörg Bienert schon immer aufgeregt; und so kam ihm die Idee, ein Hotelbuchungsportal im Web aufzubauen, wo alle Daten in einem Browser-Fenster dargestellt werden. Möglich macht dies die 2005 in Mode gekommene Ajax-Technologie. Ajax steht für "Asynchronous JavaScript and XML" und bedeutet eine Weiterentwicklung des bisherigen Webverkehrs.

Warum es nicht gleich selbst entwickeln?

Zum damaligen Zeitpunkt war Bienert noch Inhaber von Empulse, einem kleinen Dienstleister in Köln. Zusammen mit seinem Kollegen Steffan Kellner machte er sich daran, Paguna zu entwickeln. Dies sollte eine der ersten kommerziell betriebenen Websites werden, die mit der neuartigen Ajax-Technologie entwickelt wurde.

Und in der Tat, nach etwa 1.000 Arbeitsstunden ging paguna.com ans Netz. Dieses Hotelbuchungsportal kommt tatsächlich mit einer einzigen Webseite aus. Dank der neuen Internet-Technologie spielt sich der gesamte Such- und Buchungsvorgang ausschließlich auf der Startseite ab; weitere Browser-Fenster sind nicht notwendig.

Dies bringt für den buchenden Hotelkunden mehrere Vorteile mit sich. Er braucht nicht mehr zwischen verschiedenen Seiten hin und herzuschalten, und er weiß stets genau, in welchem Status sich seine Applikation befindet. Dadurch kann er den Such- und anschließenden Buchungsvorgang wesentlich schneller und mit weniger Mühe durchführen, als dies bei herkömmlichen Hotelbuchungsportalen bisher der Fall war.

Stadt und Datum eingeben, Hotel finden und buchen

Die Hotelsuche und der Buchungsvorgang gehen denkbar einfach vor sich. Zuerst muss der Kunde in der linken Spalte Stadt, Datum und Zimmerart eingeben, danach erscheint in der Mitte die Liste der verfügbaren Hotels - selbstverständlich mit ausführlicher Beschreibung, Fotos und Lageplan. Ist das Hotel ausgewählt, erscheint - wiederum auf derselben Seite - in der rechten Spalte das Buchungsformular. Nun müssen nur noch Name, Adresse und die Kreditkartendaten eingegeben werden, und schon ist die Buchung abgeschlossen.

Doch wo kommen denn all die Hoteldaten her? Hier arbeitet der Paguna-Betreiber mit den beiden großen Hoteldaten-Providern Bookings und Worldres zusammen. Prinzipiell sind deren Daten über eine XML-Schnittstelle abgreifbar. Doch was bei Bookings wunderbar funktioniert, liefert von Worldres keine brauchbaren Daten und umgekehrt.

Hier musste also Bienert mit seinem Team einiges an Arbeit investieren, um an die Hoteldaten beider Provider heranzukommen. Doch dieser Aufwand hat sich gelohnt. Sobald der Online-Kunde über paguna.com ein Hotelzimmer bucht, erhält der Website-Betreiber von dem zugehörigen Hoteldaten-Provider eine entsprechende Provision.

Hätte es sich bei Paguna um einen echten Auftrag eines Kunden gehandelt, so würde ihm Bienert eine Rechnung von etwa 80.000 Euro präsentieren. So hoch beziffert er seinen Aufwand für Programmentwicklung und Anpassungen. Mittlerweile könnte ein derartiges Projekt zu geringeren Kosten und in kürzerer Zeit verwirklicht werden. "Vor einem Jahr gab es aber noch nicht diese Auswahl an Ajax-Bibliotheken wie heute", gibt Bienert zu bedenken. Damit meint er die bereits vorgefertigten Programmteile, die über spezielle Schnittstellen ansprechbar sind. Die Libraries immer auf den neuesten Stand zu bringen, das war damals noch sehr aufwändig.

Bienert selbst und sein Team mussten noch sehr viel "von Hand" programmieren: mit Javascript und DHTML Client-seitig und mittels der Skriptsprache PHP am Server.

So sieht der Manager seine beträchtlichen Anfangsinvestitionen nicht nur unter dem Kostenaspekt: "Wir haben auch sehr viele Erfahrungen sammeln können. Nun wissen wir, was mit Ajax alles möglich ist." Das Ganze war eher als Pilotprojekt für nachfolgende lukrativere Aufträge ausgelegt. Dennoch glaubt der Manager, dass er in anderthalb bis zwei Jahren den Return on Invest (RoI) erreichen kann. Angaben zu den Zugriffsraten auf paguna.com will er zwar nicht machen, er ließ aber durchblicken, dass die Buchungsquote während der Fußball-WM rapide in die Höhe gestiegen ist.

Die bei paguna.com gesammelten Erfahrungen bei der Ajax-Programmierung haben sich für Bienert schon ausgezahlt. Denn der Manager entschloss sich, seine Firma in die am 1. April 2006 neu gegründete EMDS AG einzubringen. Der Dienstleister mit Hauptsitz in Stuttgart beschäftigt derzeit 40 Mitarbeiter. Den Kölner Standort von Empulse hat das Unternehmen beibehalten. Außerdem gibt es noch eine Niederlassung bei Wien.

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