Mit dem Pentium 4 wieder an die Spitze

05.04.2001

Im Prozessormarkt werden die Karten neu gemischt. Musste Chipgigant Intel doch im letzten Jahr zähneknirschend zusehen, wie AMD ihm die Butter vom Brot nahm. Der Erzrivale hatte im Consumer-Markt plötzlich die Nase vorn und konnte den privaten Anwender von seinen Produkten überzeugen. Doch im Geld bringenden Servermarkt (da sind die Margen noch in Ordnung) hatte AMD nichts Vergleichbares vorzuweisen. Als Weihnachten aber viele hoch bewertete Dotcoms wie Seifenblasen zerplatzten, platzten auch die Hoffnungen von Intel, wieder ein Rekordjahr präsentieren zu können. Denn die Geschäfte mit Servern und Netzwerkkomponenten sind von einer steigenden Nachfrage durch eben diese Dotcoms abhängig.

Das lässt Intel nicht ruhen. Und tatsächlich plant der Chip-Gigant, im Sommer oder Herbst die neue Version des Pentium 4 auf den Markt zu bringen. Dieser Nachfolger liegt, trotz groß angelegten Marketing-Aufwands, derzeit wie Blei in den Regalen. Aber der Pentium 4 bietet technologisch gesehen einen nicht zu unterschätzenden Vorsprung gegenüber AMD. Intel ist AMD mit dem Pentium 4 um einiges voraus.

Daran ändert nichts, dass man den im Moment erhältlichen Pentium 4 als Versuchsmodell betrachten kann. Bekanntlich ist er mit 1,4 GHz Taktfrequenz nur unwesentlich schneller oder bei manchen Anwendungen sogar langsamer als der Athlon von AMD. Doch im Pentium 4 steckt Potenzial. So folgt, dass sich AMD, wenn im Sommer oder Herbst die neue Version des Pentium 4 kommt, schnell etwas einfallen lassen muss. Der dann in 0,13-Mikrometer-Technologie gefertigte Chip wird sehr rasch mit Taktraten von über 2 GHz daherkommen. Allein die höhere Taktrate wird ihn zu einem überlegenen Produkt machen.

Allerdings verlangt der neue Pentium 4 nach einem völlig überarbeiteten Motherboard. Zur "Freude" der Mainboard-Hersteller hat Intel mit dem Sockel FPGA 478 die Pin-Anzahl zum jetzigen Pentium 4 um 55 Anschlüsse erhöht. Hauptsächlich dienen diese zur Stromversorgung. Aber sie erfordern nun ein komplettes Neudesign des Boards.

Der neue Pentium 4 wird spätestens zum Weihnachtsgeschäft in den Regalen stehen. AMDs Roadmap dagegen sieht die wirklichen Neuerungen erst im 1. Halbjahr 2001 vor. Um nicht noch einmal eine solche Schlappe wie bei der Einführung des Athlon zu erleben (da waren die CPUs zwar lieferbar, es gab jedoch keine Mainboards), sollen die neuen auf dem normalen Sockel A basieren. Wie AMD sich das aber mit den geänderten Betriebsspannungen vorstellt, sagt das Unternehmen indes nicht. Alles in allem könnte es ein gutes Jahr für Intel werden, wenn sich die Verkaufserfolge auch nicht mehr so leicht wie in der Vergangenheit einstellen werden.

Eines ist jedenfalls sicher, so leicht wie im vergangenen Jahr wird der Krösus es der Konkurrenz diesmal nicht machen. Kampflos wird Intel keine Marktanteile mehr aufgeben.

Hans-Jürgen Humbert

hhumbert@computerpartner.de

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