Mit der Umstrukturierung hat Hewlett-Packard neue Marktsegmente im Visier

20.06.1997
BÖBLINGEN: Eine neue Organisationsstruktur mit verstärkter Konzentration auf aktuelle und zukünftige Wachstumsmärkte ist das der Ziel weltweiter Aktivitäten bei Hewlett-Packard (siehe auch CP Nr. 9/97). Während die Bekanntgabe der neuen Organisation in Deutschland noch auf sich warten läßt, informierten die Böblinger jetzt erstmalig über neue Produktkonzepte. Neuentwicklungen wie der "Mopier" und der Aufbau komplett neuer Geschäftsfelder wie des "Electronic Commerce" sollen hierbei eine zentrale Rolle spielen.Die offizielle Bekanntgabe der endgültigen Organisationsstrukturen für Deutschland wird voraussichtlich bis Ende des Jahres auf sich warten lassen", dämpft Petra Wochnik, Unternehmenssprecherin bei HP, die Hoffnungen bei Vertriebspartnern wie Kunden auf schnelle Klarheit über die künftige Struktur. Soviel ist bisher gewiß: Massiv betroffen von der Umstrukturierung in Deutschland ist das PC-, Peripherie- und Systemgeschäft. Nach der bereits 1996 erfolgten Übertragung konzerninterner Handelsgeschäfte an die HP Europe B.V., werden zukünftig auch international tätige Distributoren ihre Geschäfte über die HP Europe abwickeln. Vorteile für die Handelspartner wie europaweit einheitliche Logistik und zentrales Währungsmanagement steht der weitere befürchtete Umsatzrückgang bei den Böblingern entgegen.

BÖBLINGEN: Eine neue Organisationsstruktur mit verstärkter Konzentration auf aktuelle und zukünftige Wachstumsmärkte ist das der Ziel weltweiter Aktivitäten bei Hewlett-Packard (siehe auch CP Nr. 9/97). Während die Bekanntgabe der neuen Organisation in Deutschland noch auf sich warten läßt, informierten die Böblinger jetzt erstmalig über neue Produktkonzepte. Neuentwicklungen wie der "Mopier" und der Aufbau komplett neuer Geschäftsfelder wie des "Electronic Commerce" sollen hierbei eine zentrale Rolle spielen.Die offizielle Bekanntgabe der endgültigen Organisationsstrukturen für Deutschland wird voraussichtlich bis Ende des Jahres auf sich warten lassen", dämpft Petra Wochnik, Unternehmenssprecherin bei HP, die Hoffnungen bei Vertriebspartnern wie Kunden auf schnelle Klarheit über die künftige Struktur. Soviel ist bisher gewiß: Massiv betroffen von der Umstrukturierung in Deutschland ist das PC-, Peripherie- und Systemgeschäft. Nach der bereits 1996 erfolgten Übertragung konzerninterner Handelsgeschäfte an die HP Europe B.V., werden zukünftig auch international tätige Distributoren ihre Geschäfte über die HP Europe abwickeln. Vorteile für die Handelspartner wie europaweit einheitliche Logistik und zentrales Währungsmanagement steht der weitere befürchtete Umsatzrückgang bei den Böblingern entgegen.

Dennoch blickt Kurt Sibold, Vertriebsdirektor des Bereich Commercial Business Organisation in Deutschland, optimistisch in die Zukunft. Mit einem ganzen Paket von Maßnahmen will er Marktpositionen festigen und teilweise neu aufbauen. Ein zentrales Thema ist für ihn dabei die zukünftige Erstellung und Verteilung gedruckter Informationen. Während in der Vergangenheit das Motto galt: "Drucken, dann verteilen", sieht HP für die Zukunft einen gegenläufigen Trend. "Verteilen, dann drucken", wird laut Sibold dann die Devise lauten. Unterstützung erfährt der HP-Manager von Dataquest. Die Marktforscher prognostizieren, daß im Jahr 2004 die papierbasierende Bürokommunikation auf ein Drittel zurückgeht.

Attacke gegen den Kopierermarkt geplant

Während in anderen europäischen Ländern noch deutliche Zuwachsraten verzeichnet werden, stagniert der Verkauf von Tintenstrahldruckern in Deutschland. Will HP, mit einem Marktanteil von knapp 60 Prozent Marktführer im deutschen Druckermarkt, nach dem Höhenflug der letzten Jahre nicht einen Absturz erleben, sind neue Konzepte gefragt.

Als zukünftiger Wachstumsmarkt könnte sich die digitale Fotografie erweisen. Fachleute gehen davon aus, daß dieser Bereich in diesem Jahr mehr Bedeutung erlangt als das Internet. "Die Vorteile digitaler Fotografie können dem Kunden nur dann erfolgreich vermittelt werden, wenn wir ihm eine komplette Systemlösung präsentieren", so Sibold. HP wird daher im Herbst dieses Jahres eine neue Generation hochwertiger Fotoscanner und Fotodrucker in einer Preisklasse unter 1.000 Mark vorstellen. Zusammen mit einer digitalen Kamera und einer von Microsoft entwickelten Bildbearbeitungs- und Bildverwaltungssoftware hofft HP auf eine positive Resonanz im Consumer-Markt. Eine kontinuierlich steigende Bedeutung hat ebenfalls der Bereich Druckerzubehör.

Während beim Vertrieb von Druckern eine gewisse Marktsättigung eingetreten ist, stellt sich der Verkauf von Tintenpatronen, Toner und Spezialpapier als Wachstumsmarkt par excellence dar. HP erzielt heute bereits 20 Prozent der Umsätze im Druckerbereich mit Zubehörprodukten.

Zentrales Thema jedoch ist die Entwicklung einer neuen Generation multifunktionaler Scanner und Drucker, sogenannter "Mopier" (multiple Kopierer). Mit ihnen bläst HP zum Angriff auf den traditionellen Kopierermarkt (vergleiche ComputerPartner Nr. 19/96). Die Vorteile der Mopier gegenüber herkömmlichen Kopierern lassen sich laut HP für den Anwender in vier Punkten zusammenfassen.

Erstens die Mehrfachfunktionalität als Kopierer, Faxgerät und universelles Eingabemedium. Zweitens die Netzwerkfähigkeit mit Zugang zu Daten-Highways. Drittens die Möglichkeit, beliebig viele Kopien in Original-Qualität zu erzeugen und, last, but not least, viertens Kostenersparnis beim Verbrauchsmaterial und bei der Arbeitszeit durch direkte Anbindung der Geräte an bestehende Arbeitsplätze.

Die Bedeutung dieses neuen Marktsegments für HP wird anhand der Zielsetzung deutlich. "Innerhalb der nächsten drei Jahre wollen wir ein Drittel der Marktanteile dieses neuen Segmentes im Kopierermarkt", erklärt Sibold die Absichten.

Engagement bei Notebooks und PDAs

Deutlich differenzierter als im Druckermarkt stellt sich laut Bernd Bischoff, General Manager der HP Computer Business Organisation in Europa, die Situation im Computerbereich dar. Mit einem Marktanteil von knapp elf Prozent, und damit hinter Siemens-Nixdorf und Compaq auf Platz drei der Server-Anbieter, hält sich HPs Ehrgeiz im PC-Massenmarkt in Grenzen. "Die Bedeutung von Brandnames ist in Deutschland, verglichen mit anderen europäischen Ländern wie Frankreich und England, gering. Dementsprechend niedrig ist das Preisniveau, insbesondere bei Home-PCs", erläutert Bischoff. Etwas besser sehe es im Bereich professioneller Desktops aus, wo HP 1996 in Deutschland mit 4,9 Prozent Marktanteil auf Platz 8 rangiert.

Hoffnungsträger mobile Anwender

Deutliche Zuwachsraten und ein großes Marktpotential sieht HP dagegen bei mobilen Computersystemen. Bisher eher schwach vertreten, konnte HP seinen Marktanteil von 0,4 Prozent in 1995 auf 1,2 Prozent in 1996 steigern. Mit den neuen OmniBook 2000 Notebooks, die speziell für den Business-Bereich konzipiert sind, hofft das Unternehmen, seine Marktpräsenz in diesem Segment spürbar auszubauen. Neben konventionellen Notebooks zählen dazu zukünftig auch auf Windows CE basierende Hand-Held-PCs. Ende des Jahres, sobald die deutsche Windows-CE-Version verfügbar ist (laut Microsoft voraussichtlich im Oktober), wird HP erste Produkte auf dem deutschen Markt vorstellen. Sowohl der Business-Anwender als auch der ambitionierte Privat-Anwender sind Zielgruppen für diese neue Produktkategorie.

"Electronic Commerce" wird zur Schlüsseltechnologie

Das Internet mit seiner Nutzungsvariante "Electronic Commerce" wird in naher Zukunft ganze Wirtschaftsbereich fundamental verändern, da ist sich Alain Bandle, General Manager der HP Computer Systems Organisation, sicher. Wurde 1996 in Deutschland ein Umsatzvolumen von schätzungsweise 800 Millionen Mark über das Internet getätigt, soll nach Prognosen diese Zahl im Jahr 2000 auf zehn Milliarden Mark anwachsen.

HPs Engagement im Bereich "Electronic Commerce" basiert nach Meinung von Bandle auf umfangreichem Know-how im Intranet- und Extranet-Bereich. Mit mehr als 140.000 miteinander vernetzten Computern betreibe, so Bandle, HP das weltweit größte unternehmenseigene Intranet. Mit seinen bereits bestehenden (Extranet-) Verbindungen zu Hochschulen, Partnern und Kunden bietet es nach den Worten von Bandle beste Voraussetzungen, um HP-Produkte und -Dienstleistungen künftig über das World Wide Web anzubieten. Darüber hinaus wird HP internetfähige und internetspezifische Hard- und Software, sowie Dienstleistungen rund ums Internet anbieten.

Während sich der Hersteller hier inzwischen massivem Wettbewerb gegenübersieht, hofft HP bei Speziallösungen wie Messen und Managen von Netzen sowie Sicherheit von Daten und Netzen zukünftig eine wichtige Rolle zu spielen.

Die Klärung fundamentaler Sicherheitsfragen und das Vorhandensein einer leistungsfähigen Infrastruktur, sprich ausreichende Leitungskapazitäten, sind nach Aussage von Sibold Grundvoraussetzungen für das Erreichen von HPs ergeizigen Internet-Zielen.

Einen ersten Schritt zur Umsetzung seiner Ziele machte HP im April diesen Jahres mit der Übernahme der VeriFone Inc., einem Anbieter auf dem Gebiet des elektronischen Zahlungsverkehrs, aus Redwood, Kalifornien. Ziel ist es, die Verbreitung von kommerziellen, auf dem Internet und auf Smart-Cards basierenden Applikationen bei Finanzdienstleistern, Wirtschaftsunternehmen und Konsumenten zu beschleunigen.

Strategische Allianzen sind gefragt

Aufbauend auf bestehenden Kooperationsvereinbarungen mit Microsoft, planen HP und VeriFon eine Initiative zur Unterstützung des von Visa und MasterCard vorgeschlagenen SET (Secure Electronic Transaction)-Protokolls als Industriestandard. Richard Beluzzo, HP Executive Vice-President und Gesamtverantwortlicher für die Computer Organization, ist für die Zukunft zuversichtlich: "Wir werden Produkte künftig schneller auf den Markt bringen. Kunden werden es leichter haben, mit uns zusammenzuarbeiten und werden HP als ihren bevorzugten Geschäftspartner sehen."

Bleibt zu hoffen, daß es den Böblingern schnell gelingt, durch ihre Umsetzung Vertriebspartner und Kunden von den Vorteilen ihrer neuen Konzepte zu überzeugen. (sd)

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