Mit einer baldigen Erholung in der ITK-Branche ist nicht zu rechnen

28.03.2002
Alle Schönwetterreden im Vorfeld der Cebit haben nichts genutzt. Die Stimmung war gedrückt wie noch nie. Mit Recht, sagen die Marktforscher von Gartner. Denn mit einer Erholung der Branche ist trotz einiger positiver Anzeichen nicht vor dem dritten Quartal 2002 zu rechnen.

Auch wenn die US-Wirtschaft wieder ein wenig Frühlingsluft wittert, bleibt die Lage in der IT-Industrie noch über Monate hinaus angespannt. Denn die PC-Märkte im Westen schreiten nun mal einer zunehmenden Sättigung entgegen, und es ist nicht davon auszugehen, dass das Replacement-Geschäft vor Jahresmitte wieder anzieht. Das ist das Ergebnis eines Frühjahrsgutachtens von Marktforscher Gartner, in dem die Analysten nur leicht von den düsteren Prognosen nach dem 11. September abrücken.

Dabei unterteilen sie ihre Vorhersagen in drei Szenarien: Worst Case, Most Likely und Best Case. Demnach werden mit Handhelds, PCs, Workstations und Servern dieses Jahr im schlimmsten Fall weltweit 210,95 und im besten Fall 229,57 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Im Oktober 2001 hatten die Marktforscher für 2002 im besten Fall noch mit einem Computerhardware-Umsatz von 243,5 Milliarden Dollar gerechnet.

Getrübt wurde das Best-Case-Szenario von den weiter gesunkenen Preisen bei PCs und Servern. Im wahrscheinlichsten Fall fallen die neueren Prognosen vom März mit 222,34 Milliarden Dollar aber leicht positiver aus als die vom Oktober 2001.

Insgesamt ist bei Datenverarbeitungsgeräten nur mit moderaten Umsatzzuwächsen von 4,7 Prozent für PCs bis acht Prozent für Handhelds zu rechnen. Mitgefangen, mitgehangen, heißt es damit auch für die Halbleiterindustrie, die mittlerweile zwar die Talsohle durchschritten hat, aber lange nicht mehr so stark wächst wie in der Zeit des Booms der vergangenen zwei Jahre. Gemessen an dem zu erwartenden Weltwirtschaftswachstum von 1,5 Prozent können sich diese Zahlen aber noch durchaus sehen lassen.

Die frühesten Anzeichen einer Besserung sieht Gartner im Bereich Mobilfunk. Von 50 Prozent Wachstum oder mehr wie in den Jahren 1999 und 2000 können die Hersteller aber nur träumen. 415 Millionen Endgeräte oder ein Plus von 22 Prozent, mehr ist nicht drin, lautet das Urteil der Marktforscher. Stark angezogen hat schon zu Weihnachten das Geschäft mit digitalen Endgeräten, allerdings geht das schwer zu Lasten herkömmlicher Consumer-Elektronik, deren Markt sich nicht vor dem vierten Quartal erholen dürfte.

Nachhaltig längere Produktzyklen

Alles in allem geht Gartner davon aus, dass sich die anhaltend gedämpfte wirtschaftliche Stimmung nachhaltig durch längere Produktzyklen bemerkbar machen wird. Auch wenn sich Prognosen seit Oktober in einigen Punkten verlagert haben, bleiben die Marktforscher aber bei der fundamentalen strategischen Aussage: "Unternehmen, die ein Höchstmaß von Flexibilität zeigen, werden die besten Chancen haben, die nächsten zwei Jahre erfolgreich zu durchschiffen."

www.gartner.com

ComputerPartner-Meinung:

Laut Gartner und anderen Marktforschern stehen der IT-Industrie noch etliche schwierige Monate bevor. Mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und dem deutschen Branchenverband Bitkom zu glauben, dass eine verregnete Cebit gleich den großen Ausschwung einleitet, wäre ja auch zu schön gewesen. (kh)

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