...MIT FREUNDLICHEN GRÜssEN

22.11.1996
Acer Computer GmbH, DeutschlandGeschäftsführung

Acer Computer GmbH, DeutschlandGeschäftsführung

Herrn Klaus M. Muuß

Kornkamp 4

22923 AhrensburgMünchen, 22.11.1996

Sehr geehrter Herr Muuß,

als die "Grünen" in den 80er Jahren eine immer stärkere politische Kraft wurden und den etablierten Parteien mehr und mehr "Marktanteile" abnahmen, mußten die beiden großen Volksparteien reagieren. Nachdem ihre ersten Versuche, die "Grünen" als Spinner zu diskreditieren, nicht den gewünschten Erfolg brachten, änderten sie ihre Strategie. Diese bestand im wesentlichen aus dem folgenden Satz: "Die Grünen stellen zwar die richtigen Fragen, aber sie geben die falschen Antworten."

Ich habe den Eindruck, daß die gegenwärtige Diskussion um den Netz-PC nach demselben Muster abläuft. Nämlich so: 1. Die IT-Grünen (mit Sun und Oracle an der Spitze) kritisieren die immensen Kosten des PC-Einsatzes und stellen als Lösung ihre Netz-PCs vor. Sie finden viel Zustimmung in der Bevölkerung. 2. Die großen Volksparteien der IT-Branche (namentlich Intel und Microsoft) erklären, daß die PC-Hinterbänkler Sun und Oracle schlichtweg keine Ahnung von der Materie haben. 3. Als das nicht reicht, um die Bevölkerung bei der Stange zu halten, ändert die Intel/Microsoft-Koalition ihren Kurs. Nun heißt es von seiten der Regierungsbank: Die laufenden Kosten des PC-Betriebs sind zwar in der Tat zu hoch ("Die Grünen stellen die richtigen Fragen..."), aber der Netz-PC ist nicht die Lösung ("...sie geben aber die falschen Antworten."). Auch die Antwort der Intel/Microsoft-Fraktion - "Wir werden mit entsprechenden Lösungen der laufenden Entwicklung Rechnung tragen." - fügt sich in dieses politische Szenario ein.

Sie, sehr geehrter Herr Muuß, haben sich bekanntlich intensiv mit dieser ganzen Thematik auseinandergesetzt und sich die Antwort nicht leicht gemacht. So hatten Sie ja im Mai dieses Jahres erklärt, daß Sie "in absehbarer Zukunft keinen Internet-PC auf den Markt bringen werden", während nur ei-nen Monat später das gerade Gegenteil aus Ihrem Hause bekannt wurde. Nunmehr haben Sie, sozusagen als Synthese der gegensätzlichen Standpunkte, etwas völlig Neues angekündigt: den "Anwendungsspezifischen Computer" (ASC). Möglicherweise ein Ansatzpunkt, der die gesamte Diskussion entscheidend weiterbringen könnte. Leider ist die Informationslage hinsichtlich des ASCs noch etwas dünn. Ich würde mich daher sehr freuen, wenn Sie mir ein paar Hinweise geben könnten, inwiefern sich der ASC von einem herkömmlichen PC unterscheidet.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

- Chefredakteur -

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