Mit freundlichen Grüßen ...

09.10.1998

PC-Spezialist AGVorstandsvorsitz

Herrn Thomas Kruse

Eckendorfer Straße 2-4

33609 Bielefeld

München, 10.09.1998

Sehr geehrter Herr Kruse,

Gott sei Dank haben sich die Stadt München und der FC Bayern nun doch noch darauf geeinigt, daß der deutsche Vize-Meister auf den Bau eines neuen Stadions verzichtet. Statt dessen soll das gute, alte Olympiastadion für etwa 400 Millionen Mark komplett umgebaut werden. Das ist eine gute Nachricht. Denn zum einen wäre es

wirklich schade, wenn eine der größten Touristenattraktionen der bayerischen Landeshauptstadt dem allmählichen Verfall anheim fiele. Und zum anderen wird der Platz für andere Bauvorhaben dringend benötigt.

Zum Beispiel für einen der neuen Vobis-Superstores. Schließlich hat der frischgebackene Vobis-Vorstandschef Joachim Gut große Pläne. Nicht ein, nein zwei Fußballfelder groß sollen die neuen PC-Arenen werden. Und von diesen 8.000 bis 10.000 Quadratmeter großen Läden will er gleich 70 bis 80 Stück aus dem Boden stampfen.

Im Vergleich dazu sind die bestehenden Outlets von PC-Spezialist geradezu mickrig. Die größten von ihnen bringen es lediglich auf Strafraumgröße.

Nun gut, mancher behauptet, daß ein Quadratmeter auf dem Zollstock des neuen Vobis-Chefs nicht eben dem entspricht, was der gewöhnliche Feld-Wald-und-Wiesen-Landvermesser darunter versteht. "Wenn Sie Gut nach der Größe seiner Wohnung fragen, wird er Ihnen vermutlich antworten: 3.000 Quadratmeter!", amüsiert sich ein Fachhändler über die Ankündigung aus Würselen. Dennoch: Gut will offenkundig mit den geplanten Superstores einen neuen Maßstab setzen. Wie er einen Laden von der Größe finanzieren und profitabel unterhalten will - und was er überhaupt da reinstellen will, zumal das Sortiment eher zusammengestrichen als ausgeweitet werden soll -, ist mir zwar noch nicht ganz klar, aber man lernt ja gerne dazu.

Der Vobis-Chef begründet seine neue Flächenstrategie damit, daß nach seiner Beobachtung die Großfläche an Attraktivität für die Verbraucher gewinnt. Um im Bilde zu bleiben: PC-Shops in der Größe einer Umkleidekabine sind out. Der Verbraucher will Platz.

Die Frage aber lautet: Was ist die richtige Größe für ein Computergeschäft? Wenn es einen Trend zur Größe tatsächlich gibt, wo muß man da ansetzen? Bei 200, bei 300 oder bei 500 Quadratmeter Ausstellungsfläche? Oder bei einem Fußballfeld? Und die zweite Frage: Reicht Größe allein, um zum Beispiel den Wettbewerbsvorteil der Media-Märkte und Saturns auszugleichen, nämlich das breite Warensortiment aus anderen Bereichen wie Unterhaltungselektronik, weiße Ware, CDs und so weiter? Und wenn Größe allein nicht ausreicht, was muß dann noch dazukommen?

Und die dritte Frage heißt: Wenn Vobis mit den Superstores derart in die Flächenoffensive geht, befürchten Sie nicht, daß Sie dann mit Ihren Franchise-Nehmern ziemlich schnell im Abseits stehen?

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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