"Mit freundlichen Grüßen"

07.09.1998

QMS GmbHGeschäftsführung

Herrn Bengt Stahlschmidt

Gustav-Heinemann-Ring 21

81739 München

München, 09.07.1998

Sehr geehrter Herr Stahlschmidt,

auf der Fahrt ins Büro hörte ich vor ein paar Tagen den aktuellen Werbespot von QMS im Radio. Ich habe mich köstlich amüsiert. Wie diese konspirative, widerliche Stimme hinter vorgehaltener Hand flüstert: "Wir bieten Ihnen zwei Millionen, wenn unser Drucker im Test den ersten Platz macht." Das ist dramaturgisch brillant inszeniert. Da horcht man auf, dreht die Lautstärke höher. Was ist da los? Sind Gangster am Werk? Die Russen-Mafia? Hat Klaus Bednarz vom ARD-Politmagazin Monitor wieder einen Skandal aufgedeckt? Welche Rolle spielt BND-Chef Schmittbauer? Wir hören weiter und sind entsetzt. Es geht um Bestechung im großen Stil, um Betrug, um eine dieser ekelhaften Sauereien, die wir alle so verabscheuen.

"Natürlich könnten wir von QMS", schallt es aus dem Radio, "die führenden Zeitschriften bestechen, damit unser Magicolor 2 in jedem Test bester Drucker wird." Also doch! Was wir immer schon geahnt haben, wird jetzt zur Gewißheit: Die Redakteure der Zeitschriften, auch noch der "führenden", sind bestechlich. Unternehmen, die einen guten Test oder einen positiven Artikel haben wollen, müssen erst mal Geld auf den Tisch legen. Und das nicht zu knapp ("zwei Millionen"). Ein Einzelfall? Aber nicht doch. Diese Praxis scheint gang und gäbe zu sein. Es ist sogar "natürlich". Die Hersteller, die in diesem Spiel mitmachen, sind nicht besser. Denn ohne dieses Bakschisch würden ihre Produkte in den Testberichten ganz schlecht abschneiden. Ein Sumpf aus Korruption also, der da offen gelegt wird. Abscheulich, widerlich!

Wie gut, daß es QMS gibt! Denn Sie mischen bei diesem Betrug am Leser nicht mit. Warum eigentlich nicht (wo doch jeder weiß, daß gerade hier in Deutschland gute Testergebnisse erhebliche Auswirkungen auf den Abverkauf haben)? Aus einer tief empfunden moralischen Grundgesinnung heraus? Spielen vielleicht sogar die zehn Gebote Moses' eine Rolle? Nein, nichts dergleichen. Der Grund, warum QMS bei diesen Machenschaften nicht mitmacht, besteht einzig und allein darin, daß es Ihnen, wie der Werbespot weiter offenlegt, "viel zu umständlich" ist. Hoppla! Das hätte jetzt nicht kommen dürfen. Ein klassisches Eigentor. Denn mit dieser Aussage entlarven Sie sich als ein Unternehmen, das genauso handeln würde wie die böse Konkurrenz, wenn es nur nicht so "umständlich" (sicher meinen Sie "teuer") wäre. Und schon ist der gute Eindruck, den der Hörer dieses Werbespots von QMS kurzzeitig gewonnen hatte, wieder beim Teufel.

Kurz und gut: Der Werbespot ist einfach - wie soll ich sagen? - voll daneben. Oder können Sie mir nur ein, zwei Redaktionen und Hersteller nennen, die diese Bestechungsnummer praktizieren? Eines erreichen Sie mit dieser Werbung auf jeden Fall: Sie gewinnen jede Menge "Freunde" bei den Journalisten und bei der Konkurrenz. Ob Sie damit auch Kunden gewinnen, bleibt abzuwarten.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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