"Mit freundlichen Grüßen"

06.10.1998

Actebis Computerhandels GmbH Herrn Michael Urban

Lange Wende 43

59494 Soest München, 10.06.1998

Sehr geehrter Herr Urban,

sicherlich steht auch bei Ihnen derzeit die Planung des Sommerurlaubs an vorderster Stelle im Familienrat. Häufig sieht das Szenario dann ja so aus: Sie will nach Italien, die Kinder in die Lüneburger Heide, und Vater zieht es in die Schweiz zum Klettern. Die lieben Kleinen haben bei solchen Entscheidungen meist nicht viel zu melden, das Ziel bestimmt einer der beiden "Großen". Nach außen getragen wird dann aber: "Wir haben beschlossen, dieses Jahr geht's in die Schweiz."

Das ist vielleicht nicht basisdemokratisch, aber in welcher Gemeinschaft funktioniert das mit der Gleichberechtigung bei wichtigen Entscheidungen schon wirklich reibungslos? EDV-Händler, die ja immer in irgendeiner Form "Partner" genannt werden - sei es von Herstellern, Kooperationen oder von Distributoren, können davon ein Lied singen. Denn irgendwie rutschen sie oft in die Rolle der Kleinen - sie dürfen mitreden, entschieden wird aber von anderen.

So etwa habe ich zumindest die Formulierung in Ihrer aktuellen Pressemitteilung verstanden: Da stand zu lesen, daß Actebis - nach einer Befragung der autorisierten Targa-Fachhändler - beschlossen hat, selbst eine eigene Endkunden-Hotline einzurichten. Bislang, so schicken Sie der Ankündigung voraus, "wurde seitens Actebis auf das Angebot einer Endkunden-Hotline verzichtet, um sich auf gar keinen Fall in die bestehende Geschäftsbeziehung zwischen Fachhändler und Endkunden einzuschalten". Jetzt wollen Sie sich aber doch einschalten? Es wäre wirklich interessant zu erfahren, was Ihren Sinneswandel bewirkt hat und vor allem, welche Partner sie da befragt haben.

Weiter weisen Sie darauf hin, daß sich bei dieser Form der Arbeitsteilung der Fachhändler auf sein eigentliches Kerngeschäft konzentrieren könne. Gehört denn Service Ihrer Definition nach nicht zum Kerngeschäft des Fachhändlers? Wenn Sie ihm raten, nur Boxen über den Ladentisch zu schieben, erweisen Sie Ihrem Partner - meiner Ansicht nach - einen Bärendienst: In einer Infobroschüre der Raiffeisenbank weist der Verfasser darauf hin, daß pessimistischen Schätzungen zufolge nur jeder 50. Computershop überlebt. Deshalb, so ist dort sinngemäß nachzulesen, müsse jeder, der Computer in einem Fachgeschäft verkauft, den Service- und Supportgedanken verinnerlichen, sonst habe er kaum eine Überlebenschance.

Deshalb meine Frage an Sie: Handelt es sich bei den von Ihnen erwähnten autorisierten Fachhändlern, die Ihre Idee prima fanden, nicht eher um die Kollegen bei Karstadt und Otto, die ja Ihre Targa-Computer ebenfalls feilbieten, und der Fachhandel darf nur rückwirkend dazu nicken?

In jedem Fall wünsche ich Ihnen einen schönen Sommerurlaub - wohin die Reise auch gehen mag!

Mit freundlichem Gruß,

Ute Dorau

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