Mit freundlichen Grüßen ...

05.06.1999

CTT GmbH & Co KGGeschäftsführung

Herrn Günter Kalina

Truderinger Str. 240

81825 München

München, 03.05.1999

Sehr geehrter Herr Kalina,

erinnern Sie sich noch? Olympische Spiele 1988 in Seoul, 100-Meter-Finale. Der Kanadier Ben Johnson stampfte die Konkurrenz in Grund und Boden und rannte so schnell, wie noch kein Mensch vor ihm. Weltrekord und

olympische Goldmedaille. Doch das Glück war nur von kurzer Dauer. Bereits einen Tag später stand fest: Johnson war gedopt und mußte die Medaille zurückgeben. Seine Beteuerung, er sei unschuldig, irgend jemand habe ihm etwas in den Kaffee geschüttet, kaufte ihm keiner ab. Sicher der spektakulärste Fall eines Sportlers, der eine

Auszeichnung erhielt, die er nicht verdient hatte. Johnson wurde erwischt und gesperrt - Ende einer Karriere.

Auch in unserer Branche gibt es Preise, Ehrungen und Goldmedaillen. Und leider gibt es auch Unternehmen, bei denen man sich fragt, ob sie diese Auszeichnungen wirklich verdient haben. Ich fürchte, daß auch Sie sich die Frage gefallen lassen müssen, ob das Unternehmen CTT sich zurecht mit dem Titel "Distributor des Jahres", den ihm die Zeitschrift Computer Reseller News im letzten Jahr verliehen hat, schmücken darf. Denn ein Distributor, der Endkunden direkt beliefert, sollte dafür wohl nicht auch noch belohnt werden.

Und daß Sie, was die Auswahl und Belieferung Ihrer Kunden betrifft, schon einmal Fünfe gerade sein lassen, steht fest. So muß man sich doch sehr darüber wundern, daß CTT als Distributor in einem Prospekt, der in 100.000facher Auflage an Industriekunden verschickt wird, mit eigenen Angeboten auftaucht und somit in direkte Konkurrenz zu seinen eigentlichen Kunden aus dem Handel tritt. Daß sich, wie Ihr Vertriebschef Rainhard Kuderna behauptet, noch kein Händler bei Ihnen darüber beschwert habe (vgl. ComputerPartner Nr. 13/99, Seite 14), mag man glauben oder auch nicht. Wir glauben es eher nicht. So zumindest berichtete uns ein Münchener Händler und CTT-Kunde, daß ihm seine Kunden immer wieder die CTT-Preisliste unter die Nase halten. Wenn er daraufhin in Ihrem Hause nachfragte, wie das angehen könne, stieß er immer auf Mitarbeiter mit dem Namen "Hase", die von nichts wußten. Das erinnert mich an das Kleinkind, das sich in die Hose gemacht hat und seiner Mama versichert: "Das war ich nicht!"

Was ist CTT denn nun, sehr geehrter Herr Kalina? Großhändler oder Einzelhändler, Distributor oder Handelsunternehmen mit Zielgruppe Endkunde? Mit der Wischiwaschi-Formulierung auf Ihrer Homepage "Die Firma CTT beliefert ausschließlich gewerbliche Kunden, die branchenbezogen tätig sind", halten Sie sich alle Optionen offen. Flexibilität, die nach Ihrer Selbstdarstellung zu den Stärken Ihres Unternehmens zählt, ist sicher eine gute Sache. Wenn Flexibilität jedoch bedeutet, daß Sie zwar grundsätzlich nur den Handel beliefern, diesen Grundsatz aber sehr flexibel über Bord kippen, wenn sich ein Geschäft mit Endkunden bietet, stimmt etwas nicht.

Ein Glück für Sie und andere Distributoren, die ähnlich "flexibel" verfahren, daß es keine Instanz wie im Sport gibt, die bei Regelverstößen eine Wettkampfsperre verhängt. Im Wirtschaftsleben kann man hier nur auf die Selbstregulierungskräfte des Marktes vertrauen.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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