Mit freundlichen Grüßen ...

16.11.2000

ComputerPartner

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Kaut Bullinger & Co GmbH & Co KG

Geschäftsführung

Frau Christel Schambeck

Karwendelstraße 2

82024 Taufkirchen bei München

München, 13.11.00

Sehr geehrte Frau Schambeck,

haben Sie zufällig die Rede des Münchener Oberbürgermeisters Dr. Christian Ude auf der Eröffnungsveranstaltung der Systems gehört? Nein? Macht auch nichts, das Wichtigste stand ohnehin drei Tage später in der Zeitung. Ude sagte an jenem Abend, dass die Stadt München bis zum Jahr 2004 die Schulen der bayerischen Hauptstadt mit insgesamt 28.000 PCs ausstatten werde. Rund 200 Millionen Mark aus dem Stadtsäckel sollen dafür freigestellt werden.

Für den Handel ist das auf den ersten Blick nicht sonderlich spannend, weil man ja weiß, wie so etwas läuft. Das Projekt wird ausgeschrieben, ein paar Hersteller und Großsystemhäuser bewerben sich, die Experten von der Stadt prüfen sorgfältig die Angebote, und dann bekommt Siemens den Zuschlag. Die interessante Frage ist daher: Und dann? Was passiert, wenn die PCs installiert, vernetzt, an einen Drucker und das Internet angeschlossen sind? Schließlich wissen wir aus einschlägigen Studien, dass der Anschaffungspreis eines PCs lediglich 20 bis 30 Prozent der gesamten Unterhaltskosten (Total Cost of Ownership) ausmacht. So dass man sich nachdenklich am Kopf kratzt und fragt: Was ist mit den restlichen 70 bis 80 Prozent der Kosten, die pro Arbeitsplatz anfallen? Immerhin reden wir in diesem Fall von weiteren 670 Millionen bis sogar eine Milliarde Mark, die man dazurechnen muss. Viel Holz.

Was erfreulich ist: Auch in den Münchener Amtsstuben hat man gelernt, dass es mit der Anschaffung als solcher noch nicht getan ist. Deshalb lässt OB Ude sich nicht lumpen und stellt nach dem Abschluss des Projekts in vier Jahren weitere 90 Millionen Mark pro Jahr für Wartung, Pflege und Lehrerfortbildung zur Verfügung. Mein Onkel Paul würde zwar jetzt schimpfen, weil das alles wieder von seinen Steuergeldern bezahlt wird, aber mein Onkel Paul hat auch keine Kinder und ist schon alt. Ich selber finde diese Initiative wirklich gut und würde mich freuen, wenn sie in anderen Städten viele Nachahmer fände.

An jenem Abend, als die Systems eröffnet wurde, stand ich mit dem Geschäftsführer eines Großdistributors an einem Tisch, und der hatte ebenfalls eine gute Idee. Vor ein paar Wochen, erzählte er mir, wollte er einem Münchener Gymnasium ein paar PCs, Monitore und Drucker spenden. Zu seiner Überraschung fiel ihm der Direktor aber nicht um den Hals, sondern teilte ihm dankend mit, dass er mit den Sachen nichts anfangen könne. Warum nicht? Weil ihm das Geld für die Folgeaufwendungen fehle, also die bereits genannten 70 bis 80 Prozent. Und an diesem Punkt hatte der Distributionsgeschäftsführer seine Idee. Warum, fragte er, übernehmen nicht solche Häuser wie zum Beispiel Kaut Bullinger Patenschaften für eine Schule am Ort? Diese Patenschaft würde beinhalten, dass sich diese Unternehmen um die IT-Systeme an "ihrer" Schule kümmern. Reparieren, wenn etwas repariert werden muss, austauschen oder nachfüllen, wenn etwas ausgetauscht oder nachgefüllt werden muss, zusammenstecken, wenn etwas zusammengesteckt werden muss. Eine Super-Idee, wie ich finde. Als Gegenleistung würde der lokale Fachhändler natürlich bei allen Schulveranstaltungen und Schulpublikationen lobend und dankend herausgestellt und dem Firmenboss der rote Teppich ausgerollt. Ich weiß zwar nicht, ob diese Investitionen derzeit steuerlich abzugfähig sind (ich denke schon), wenn nicht, müsste das entsprechend geregelt werden. Nach meiner Überzeugung ginge von diesem Sponsoring ein größerer Werbe- und PR-Effekt aus als von den vielen Zigtausend und Hunderttausend Märkern, die auf den Anzeigenfriedhöfen unserer Tageszeitungen vermodern. Dass die Unternehmen ihr soziales Engagement in ihrer Kommunikation mit Ihren Kunden entsprechend herausstellen, ist nur legitim.

Jetzt sagen Sie selbst, sehr geehrte Frau Schambeck, das ist doch eine tolle Sache, oder nicht? Ich glaube, sogar mein Onkel Paul würde dazu seinen Segen geben. Und gerade solche Unternehmen wie Kaut Bullinger, die in der Branche einen Namen und deren Stimmen Gewicht haben, können viel bewegen und einen Dominoeffekt auslösen. Also, Frau Schambeck, wie ist es, sind Sie dabei?

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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