Mit freundlichen Grüßen ...

26.10.2000

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Computer & Co

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Herrn Horst Ohligschläger

Konrad-Celtis-Str. 77

81310 München

München, 23.10.2000

Sehr geehrter Herr Ohligschläger,

kennen Sie den? "Wie wir alle wissen, stammt der Mensch vom Affen ab. Nur der Pole, der stammt von der Elster ab." Erzählt von Harald Schmidt in seiner Show, irgendwann im vergangenen Jahr. Klar, die Polen, die klauen wie die Elstern, ist ja bekannt, haha. Tierisch lustig, der Witz von Schmidt, nicht wahr? Na ja, die Polen selber, die fanden das jetzt nicht soooo witzig. Sind eben nicht nur notorische Kleptomanen, sondern auch noch humorlos.

Diese Witze von Harald "Dirty Harry" Schmidt, in denen er sich und seine Fans auf Kosten einer bestimmten ethnischen Gruppe amüsiert, funktionieren meistens nach demselben Muster: Sie verstoßen gegen ein Tabu. Über Ausländer, Schwule, Angehörige anderer Religionsgemeinschaften, Ostfriesen und Schwarze macht man einfach keine Witze. Zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Ja, man hat nicht einmal Vorurteile ihnen gegenüber. (Natürlich hat man ihnen gegenüber Vorurteile, aber nur heimlich.)

Kein Tabuverstoß ist es dagegen, über bestimmte Berufsgruppen seine Vorurteile so laut und so oft auszuposaunen, wie man es gerade mag. (Man sollte nur immer darauf achten, dass kein Angehöriger der jeweiligen Berufsgruppe in der Nähe ist, vor allem, wenn derjenige stärker ist als man selbst.) Manche Berufe haben es da besonders schwer: Zum Beispiel die Bauern, die sind nämlich immer dumm. Oder die Beamten, die ja bekanntlich stinkfaul sind. Ganz schlimm ist es bei den Versicherungsvertretern, die kann keiner leiden, weil sie aalglatt sind oder einfach Lackaffen. Gleiches gilt für Immobilienmakler. Oder nehmen Sie die Journalisten, das sind Schmierfinken und Geier und als solche kein guter Umgang für unsere Jugend. Handwerker sind unzuverlässig, Polizisten wollen einem immer nur das Geld abknöpfen. Dass Unternehmer raffgierig sind und Politiker korrupt, weiß jedes Kind. Und Sekretärinnen haben ein Verhältnis mit ihrem Chef.

Gott segne unsere Vorurteile. Davon können wir ja nicht genug haben. Dem Oktoberheft von "Computer & Co" haben wir jetzt in diesem Zusammenhang einen wichtigen Beitrag zu verdanken. Hier, auf Seite 32, in dem Artikel "PC-Preise im Griff", erfahren wir nämlich, dass der gemeine Computerverkäufer nicht nur "listig" ist, sondern dass der arme Kunde diesem Menschen auch noch "ausgeliefert" ist. Wehrlos ausgeliefert, sollte man meinen. Das einzige Bestreben des Verkäufers, dieser Fehlentwicklung der Natur, besteht darin, den bemitleidenswerten - weil wehrlosen - Kunden über den Tisch zu ziehen. Dass der Computerhändler nicht in den Himmel kommt, versteht sich von selbst. Vermutlich trennt er nicht einmal den Müll.

Wie ich gehört habe, wird die "Computer & Co", die monatlich 30 Tageszeitungen beiliegt und auf eine Auflage von 2,3 Millionen Exemplare kommt, ab Frühjahr 2001 alle 14 Tage erscheinen. Wie schön! Schade nur, dass dann die Redaktion ausgetauscht wird. Trotzdem hoffe ich, weiterhin so kenntnisreiche Artikel zur Abrundung und zur Bereicherung unseres Weltbildes lesen zu dürfen.

Mit kollegialen Grüßen

Damian Sicking

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