Mit freundlichen Grüßen ...

06.08.2000

ComputerPartner

Chefredaktion

Tel.: 0 89/3 60 86-388

Fax: 0 89/3 60 86-389

E-Mail: dsicking@computerpartner.de

Infomatec AG

Vorstand

Herrn Gerhard Harlos

Steinerne Furt 76

86167 Augsburg

München, 05.06.2000

Sehr geehrter Herr Harlos,

so wie ich die Sache sehe, haben Sie in den vergangenen zwei Wochen mehr Leute enttäuscht und verärgert als andere in einem ganzen Jahr. Da wären zum einen die Infomatec-Aktionäre. Wie man hört, waren die auf Ihrer Hauptversammlung am 30. Mai gar nicht gut auf Sie zu sprechen. Schon wieder ein Verlust, und schon wieder so hoch! Muss das denn sein? Hört das denn niemals auf? Und hatten Sie, Herr Harlos, denn nicht versprochen, dass jetzt mal ein Gewinn gezeigt wird? Die Luft war jedenfalls stickig, und viele Anleger fühlten sich verschaukelt.

Verschaukelt fühlten sich auch einige Journalisten, als Sie die Pressemitteilung über die Infomatec-Hauptversamlung auf den Tisch bekamen. "Aktionäre unterstützen Wachstumsstrategie", stand in fetten Buchstaben ganz am Anfang, so dass man meinen könnte, auf der Infomatec-HV sei alles Friede, Freude, Eierkuchen gewesen. Doch unabhängige Beobachter der Veranstaltung hatten einen ganz anderen Eindruck gewonnen. So meldete die Deutsche Presse-Agentur, dass die Aktionäre auf der Hauptversammlung "scharfe Kritik an der Entwicklung des Unternehmens geübt" haben und den Konzernabschluss "verheerend" fanden.

Es ist ja in Ordnung, dass jeder sein Unternehmen in einem möglichst guten Licht erscheinen lassen will. Kein Problem. Aber wer hier den Bogen überspannt, riskiert seine Glaubwürdigkeit. Und das haben weder Anleger noch Journalisten gern. Bei Infomatec ist hier noch ein wenig Detailarbeit nötig, scheint mir.

Und dann gibt es da noch jemanden, der sich von Ihnen auf den Arm genommen fühlt, obwohl er es Ihnen ganz bestimmt niemals sagen würde. Und am liebsten wäre es ihm sicher, wenn Sie ihn ganz fest in den Arm nehmen würden und ihm ins Ohr flüsterten, dass alles doch gar nicht so gemeint war. Dieser jemand ist Heiner Schuhmann, der amtierende Präsident des Fußballvereins FC Augsburg (FCA) und zurzeit ganz schön niedergeschlagen. Und wer hat ihn niedergeschlagen? Das waren leider Sie, und zwar weil Sie ihm die erhofften zwei Millionen Mark nicht geben wollen, die Herr Schuhmann braucht, damit sein Verein weiter in der Regionalliga Fußball spielen kann. Dabei hatte sich Herr Schuhmann so darauf verlassen, dass der "Retter des Vereins" (Augsburger Allgemeine Zeitung), also Sie, die Zukunft des FCA in der Regionalliga sichert. Lächerliche zwei Millionen Mark, hört man, wären nötig. Also nur ein Viertel des Betrages, den Sie im ersten Quartal als Verlust ausgewiesen haben. Jetzt droht dem FCA der Abstieg in die Viertklassigkeit, die Bayernliga. Das ist bitter!

Aber, sehr geehrter Herr Harlos, ich kann Sie schon verstehen. Dass Sie Ihren Aktionären vor dem Hintergrund der augenblicklichen Firmensituation nur sehr schwer vermitteln können, dass Sie einen drittklassigen Fußballverein mit mehreren Millionen Mark subventionieren, ist mir klar. Und eins darf man ja auch nicht vergessen: Ohne Ihr bisheriges Engagement für den FCA wäre der Verein gar nicht da, wo er heute steht. Eine Million Mark sollen Sie in den vergangenen Monaten in den Klub gebuttert haben. Aus Ihrer Privatschatulle, wie man hört. Und dass Ihr Mitarbeiter Stefan Schulze neben seinem Job als Vorstand der Infomatec Media AG auch noch als Kassenwart des FCA fungiert, ist ja auch nett.

Wie die Augsburger Zeitungen berichten, soll jetzt doch noch eine Firma aufgetaucht sein, die mit den nötigen Geldern den Augsburger Kickern die Waden stärken will. Noch wird der Name des edlen Spenders geheim gehalten. Wollen wir hoffen, dass nicht der Augsburger Software-Hersteller CPU Softwarehouse AG dahinter steckt. Denn bei dem sieht es noch finsterer aus als bei Ihnen, so dass sogar Firmengründer und Vorstandschef Jochen Furch vom Platz gestellt wurde.

Irgendwie habe ich den Eindruck, dass Augsburg derzeit kein guter Platz für Erfolgsstorys ist. Ich hoffe jedenfalls, dass der FC Augsburg und Herr Schuhmann bald wieder lachen können. Und die Aktionäre der Infomatec AG natürlich auch. Und dann ist wieder alles gut.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

Zur Startseite