Mit freundlichen Grüßen ...

13.04.2000

ComputerPartner

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Ebay GmbH

Geschäftsführung

Herrn Jörg Rheinboldt

Blücherstr. 31

10961 Berlin

München, 10.04.2000

Sehr geehrter Herr Rheinboldt,

ob das Geschäftsmodell Online-Auktionen im Ganzen nicht so erfolgreich sein wird, wie mancher Branchenkenner vermutet, muss man abwarten. Ob das plötzliche Ausscheiden der Alando-Gründer Marc, Alexander und Oliver Samwer sowie Max Finger und Karel Dörner aus dem Unternehmen vor wenigen Wochen etwas mit dieser Zukunftsangst zu tun hat, lässt sich von hier aus schlecht sagen. Und warum Sie als einziger Geburtshelfer von Alando, heute Ebay Deutschland, nicht mit von Bord gegangen sind, weiß ich auch nicht.

Eins aber weiß ich ziemlich sicher: Ihr Versuch, als Absatzmittler zwischen dem "Top-Computerhersteller" (wie Sie in einer Pressemitteilung schreiben) Twinhead und dem deutschen PC-Handel zu fungieren, ist eine Schnapsidee. Sie ist zum Scheitern verurteilt. Und das liegt nicht an Twinhead, die als Top-Computerhersteller wohl nur der bezeichnen kann, der Norden und Süden verwechselt. Der Grund liegt im System. Denn der Computerhandel kauft bei seinem Hersteller oder Distributor in der Regel nur Produkte ein, die er bereits verkauft hat. Und nicht dann, wenn sein Hersteller gerade mal eins auf Lager hat oder preisgünstig anbietet. So nach dem Muster: "Halleluja, jetzt habe ich gerade zwei Twinhead-Notebooks bei Ebay ersteigert, woll'n mal sehen, wem ich sie verkaufen kann." So läuft das Geschäft nicht.

Klaro war ich in der vergangenen Woche selbst ein paar Mal auf www.ebay.de und www.ebaypro.de. Habe auf Ebaypro sogar etwas ersteigert, einfach nur um zu schauen, ob ich auf Ihrer Business-to-Business-Homepage auch als Privatmann mitmachen darf. Ich darf. Also nix "Wir müssen leider draußen bleiben, nur für Händler" oder so. Jeder kann rein.

Ich hab mich dann mal ein bisschen umgesehen und keine keinen großen Unterschied zwischen dem Angebot auf Ihrer Consumer-Seite und Ihrer B2B-Seite erkannt. Wer zum Beispiel am 6. April um kurz vor halb acht unter dem Suchwort "Twinhead" die beiden entsprechenden Seiten in www.ebay.de und www.ebaypro.de aufrief, sah fast ein identisches Bild. Auf beiden Pages dieselben Angebote, sowohl das Paket 2x Twinhead Slimnote-GX3 für 8.499 Mark (noch null Gebote) wie auch das Einzelstück Twinhead Slimnote-GX3, das sich mit schon 66 Geboten auf 1.905 Mark hochgeschaukelt hattte, waren stereo vertreten. Frage daher: Wenn der Endkunde direkt selbst kaufen kann, wozu braucht man dann einen Händler?

Und dann das Angebot! Wenn man freundlich sein will, dann sagt man: sehr übersichtlich! Gerade einmal 19 Twinhead-Notebooks waren am 4. April zu ersteigern, Stück, nicht Modelle. Darunter echte Raritäten wie ein gebrauchtes 486DX-33 und ein 486SX mit Monochrome-Display, "bei dem leider die Beleuchtung defekt", das dafür aber billig war: Das Gebot lag zu dem Zeitpunkt bei 41 Mark.

Ihr Mitarbeiter Benjamin Didszuweit, der bei Ihnen für Ebaypro verantwortlich ist, hat in einem Telefonat mir gegenüber unterstrichen, wie wichtig diese Kooperation mit Twinhead für Ebay ist. Didszuweit jedenfalls erwartet ein Handelsvolumen mit Twinhead "in einer substanziellen Größenordnung". Wie substanziell, konnte er allerdings auch nicht sagen. Kleiner Tipp von mir: Erwarten Sie lieber nicht zu viel. Dann ist die Enttäuschung nicht so groß.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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