Mit freundlichen Grüßen ...

04.06.2000

ComputerPartner

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Maxdata AG

Vorstand

Herrn Holger Lampatz

Elbestraße 16

45768 Marl

München, 03.04.00

Sehr geehrter Herr Lampatz,

hätte ich geahnt, dass Sie auf der Bilanzpressekonferenz die "totale Neuausrichtung von Maxdata" verkünden, wäre ich in der vergangenen Woche ganz sicher nach Düsseldorf geflogen, um bei diesem historischen Ereignis dabei zu sein. So war ich auf Zeitungsberichte und Ihre Pressemeldung angewiesen. Auch deren Lektüre war lustig.

Die "totale" oder, wie Sie auch sagten, "radikale" Neuausrichtung bedeutet, dass sich Maxdata "vom klassischen Hardwarehersteller zu einem zukunftsorientierten Full-Service-Provider für IT-Technologie mit Schwerpunkt Internet und E-Business für Geschäftskunden" (PR-Mitteilung) wandeln wird. Möglicherweise liegt es ja an mir, dass ich das alles nicht so recht verstehe. Deshalb habe ich noch ein paar Leute angerufen. Die konnten es mir auch nicht erklären. Einer sagte: "Diese ganze Verlautbarung von Maxdata ist eine Aneinanderreihung von Schlagwörtern, die gerade unheimlich hipp sind. Es ist nichts anderes als der Versuch, den Analysten eine nette Story zu erzählen." Ein nicht besonders erfolgreicher Versuch, wie man hinzufügen muss, der Aktienkurs ist jedenfalls nicht gestiegen.

Eine totale Neuausrichtung nehmen in der Regel Firmen dann vor, wenn Ihnen das Wasser bis zum Hals steht. Das ist bei Maxdata Gott sei Dank nicht der Fall. Mit einem Vorsteuergewinn von 103 Millionen Mark bei einem Umsatz von 2,2 Milliarden müssen Sie sich nicht verstecken. Und weil Maxdata alles in allem ganz erfolgreich unterwegs ist, ändert sich, wenn man genau hinschaut, dann doch nicht so viel. Sie haben den bestehenden Geschäftsbereichen lediglich einen weiteren hinzugefügt, der sich "Maxdata E-Business" nennt und in diesem Jahr einen Umsatz von "sagenhaften" sechs Millionen beisteuern soll. Und selbst in zwei Jahren erwarten Sie nur einen E-Business-Anteil am Gesamtumsatz vonMaxdata von fünf (5) Prozent! Ist das das Resultat der "radikalen" und "totalen" Neuausrichtung?

Ich glaube, Ihre Neuausrichtungs- und E-Business-Story hat vor allem einen Zweck: Die Analysten und Anleger darauf vorzubereiten, dass der Wachstumsmotor von Maxdata ins Stocken gerät. Die E-Business-Story ist super geeignet, um den erwarteten Gewinnrückgang in diesem Jahr schon mal vorab zu erklären. Denn dass man als E-Business-Anbieter keine Gewinne macht, ist ja klar, das versteht jeder. Dass Maxdatas Gewinnabschwächung in diesem Jahr aber ganz andere Ursachen haben dürfte - ich sage nur: Billigmonitore "Monxx" und Endkunden-"Counter" -, gerät darüber schon einmal in Vergessenheit.

Lustig auch Ihr Statement, dass Sie in Zukunft auf das "margenschwache OEM-Geschäft verzichten" wollten und dass daher der Umsatz in diesem Jahr zurückgehen wird. Herr Lampatz, man kann es mit der Fastenzeit auch übertreiben! Aber Sie haben sicher nur Spaß gemacht. Oder wollen Sie ernsthaft behaupten machen, Sie würden einfach so auf mehr als ein Viertel Ihres Umsatzvolumens aus dem vergangenen Jahr "verzichten"? 628 Millionen Mark - das entspricht mehr als 500.000 PCs! Und was heißt "margenschwach"? Nach meinen Informationen hat Ihnen das OEM-Geschäft 1999 immerhin 12 bis 15 Millionen Mark Gewinn eingebracht. Hand aufs Herz, Herr Lampatz, der wahre Grund ist doch der, dass Ihnen Vobis als Kunde weggebrochen ist. Nicht nur in Deutschland, auch im Ausland. Stimmt’s oder hab ich recht?

Die "totale Neuausrichtung" und das Gerede darüber sowieso ist, nach meiner bescheidenen Meinung, falsch und kontraproduktiv. Sicher erinnern Sie sich noch an den Versuch des damaligen Daimer-Benz-Vostandsvorsitzenen Edzard Reuter, das Unternehmen vom "klassischen" Automobilhersteller zum "integrierten Technologiekonzern" zu entwickeln. Ein fehlgeschlagener Versuch, der das Unternehmen und seine Aktionäre viel Geld gekostet hat. Jetzt konzentrieren sich die Stuttgarter wieder auf das, was sie am besten können: Autos bauen. Und nach meiner Überzeugung sollte sich auch Maxdata auf das konzentrieren, was es am besten kann: Computer und Monitore bauen.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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