Mit freundlichen Grüßen ...

16.03.2000

ComputerPartner

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Eidos Interactive GmbH

Geschäftsführung

Herrn Rolf Duhnke

Große Elbstraße 145 D

22767 Hamburg

München, 13.03.2000

Sehr geehrter Herr Duhnke,

dass Microsoft ein Interesse daran hat, im Markt der Spielekonsolen ein Wörtchen mitzureden (siehe Artikel auf Seite ?), kann man verstehen. Denn erstens liegt hier ein riesiger Markt. 100 Millionen Konsolen sind weltweit installiert, davon allein 70 Millionen Sony-Playstations. Rund 20 Milliarden Dollar setzt die Branche jährlich um. Nicht nur die Hardware, auch die Spiele sind ein einträgliches Geschäft. Mit Konsolenspielen setzte die Branche in den USA 1998 rund doppelt so viel um wie mit PC-Spielen: 3,7 Milliarden Dollar. Die Deutschen kauften im vergangenen Jahr Konsolenspiele für mehr als 1,5 Milliarden Mark und gaben damit mehr Geld aus als für PC-Spiele. Rund 5,5 Millionen Spielekonsolen sind hierzulande an die Fernseher angeschlossen.

Der zweite Grund, der Microsoft in den Spielekonsolenmarkt treibt, ist die Angst. Nämlich die Angst davor, dass die relativ günstigen, kinderleicht zu bedienenden und absturzresistenten Game-Computer von Sony, Nintendo und Sega die Nachfrage nach Consumer-PCs erheblich drosseln werden. Sony hat bereits angekündigt, mit der Playstation 2, die auch über einen DVD-Player und Internet-Zugang verfügt, den PC in den Haushalten ablösen zu wollen. Das ist nichts anderes als eine Kriegserklärung an Microsoft (und natürlich auch an Intel).

Die Frage, die mich aber am meisten beschäftigt, ist die: Ist dieser beabsichtigte Einstieg von Microsoft in den Spielekonsolenmarkt eine gute oder eine schlechte Nachricht? Aus Sicht des Marktes sicherlich eine gute. Microsoft wird ohne Zweifel dafür sorgen, dass noch mehr Geld für diese Unterhaltungsmaschinen locker gemacht wird. Für die Konkurrenten ist die Nachricht gut und schlecht zugleich. Gut, weil Wettbewerb das Geschäft belebt, schlecht, weil ein weiterer Esser mehr am Tisch sitzt. Ganz schlecht könnte der Einstieg von Microsoft in dieses Segment für Sega sein: Denn der Nummer drei im Markt (weltweiter Marktanteil: etwa drei Prozent) steht das Wasser bis zum Hals: Während Sony es schaffte, innerhalb von zwei Tagen nach Markteinführung fast 1 Million Einheiten der Playstation 2 in Japan an den Mann zu bringen, hat Sega seit Markteinführung der Dreamcast-Konsole im vergangenen Herbst im Heimatland nur 600.000 Stück verkaufen können - eine herbe Enttäuschung. Die Quittung: ein Verlust von voraussichtlich 417 Millionen Euro im laufenden Geschäftsjahr. Vielleicht aber entpuppt sich Microsoft als der weiße Ritter für Sega: Gerüchte sagen nämlich, dass die Amerikaner an einer (teilweisen) Übernahme der Japaner interessiert seien.

Ob Microsofts Einstieg in den Konsolenmarkt für die Anwender gut oder schlecht ist, lässt sich heute noch nicht sagen. Kommt drauf an, wie oft das Gerät abstürzt.

Und die Konsequenzen für den PC-Handel? Wenn die Playstations dieser Welt den PC als Spielecomputer und Internet-Zugangsgerät in den Privathaushalten mehr und mehr verdrängen, wird der Absatz der herkömmlichen PCs zurückgehen. Sicher werden die Privathaushalte auch weiterhin PCs kaufen, aber sie werden sie nicht mehr so häufig gegen neue austauschen oder aufrüsten. Soll der Handel also mit Microsoft auf die Konsolen setzen? Wäre dies eine kluge Entscheidung? Oder handelt es sich hierbei nicht um Box-Moving pur mit den bekannten Problemen?

Eidos Interactive hat ja bereits erklärt, dass der Spielehersteller der Microsoft-Initiative sehr aufgeschlossen gegenübersteht. Wie wird sich, sehr geehrter Herr Duhnke, nach Ihrer Meinung der Spielecomputermarkt entwickeln? Und: Welche Rolle wird der PC-Fachhandel in diesem Szenarium spielen?

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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