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Dynatec GmbH
Geschäftsführung
Herrn Torsten Wiggers
Im Weidengrund 22
74246 Eberstadt
München, 06.03.2000
Sehr geehrter Herr Wiggers,
na, zufrieden mit der diesjährigen Cebit? Als ich bei Ihnen am Stand war, dort hinten in Halle 10, war ja in allen drei Etagen, die als Handelszentrum ausgewiesen waren, tote Hose. So, als ob die Messegesellschaft demonstrieren wollte, dass Messe auch anders geht: wenig Laufverkehr, kein Gedränge, Ruhe und Überschaubarkeit. Eine Oase der Entspannung. Was vielleicht auch daran lag, dass die Rolltreppen alle Nase lang ausfielen. Was schade war, denn die Aussteller in der Halle 10 hatten durchaus etwas zu bieten. Ich rede jetzt nicht von den Firmen und den Headhuntern in den beiden Obergeschossen, die auf Mitarbeiterfang waren. Sondern ich rede zum Beispiel von der Firma Dynatec.
Gut, den Stand fand ich nicht so toll. So schwarz, und dann diese Wand direkt am Anfang, wie eine Mauer, und daneben ein ziemlich kräftiger Mitarbeiter, der wirkte wie diese Schlägertypen, die am Eingang einer Disko stehen und einen nicht reinlassen wollen. Aber diese drei Brasilianerinnen aus Holland, die Sie für die ganze Woche unter Vertrag genommen hatten, die waren schon klasse. Ein echtes Highlight. Und in jeder anderen Halle wäre es zu Verkehrsstauungen gekommen, sobald sie ihre Samba tanzten. Auch die Messegesellschaft wäre angetanzt und hätte sich beschwert, weil nichts mehr vor- und zurückgegangen wäre. In Halle 10 dagegen blieben gerade einmal ein Handvoll Interessenten stehen, zwei Drittel davon Leute von den anderen Ständen. Da kann ja keine Begeisterung aufkommen!
Nein, viel los war in dem so genannten Handelszentrum auf der Cebit wirklich nicht. Obwohl die Halle 10 schon von weitem als Halle für die Händler zu erkennen war - zumindest für diejenigen Messebesucher, die immer so laufen, als wenn sie in der ersten Reihe im Kino säßen. Insgesamt waren auch weniger Händler in Hannover als früher, meine ich zumindest. Computer 2000, Actebis, Macrotron, CHS, die hatten früher allein jeweils zwischen 6.000 und 8.000 Händler über ihre Stände geschleust. Diese Distributionsschwergewichte fehlten in diesem Jahr beziehungsweise haben sich wie Ingram Macrotron und Actebis als Hersteller mit einem vergleichsweise kleinen Stand in Halle 13 begnügt. Computer 2000 war zwar mit immerhin 60 Leuten angereist, doch im Gegensatz zu früher, als man auf dem eigenen Stand in Halle 6 die Besucher empfing, war nun Aktion Schuhsohle angesagt. "Das Wort ‘Latsch-Account’ hat hier einen ganz neuen Sinn bekommen: Man ist ein Latsch-Account, weil man zu den Kunden latscht", frotzelte ein C2-Mann. Klar, hätte man auch selbst drauf kommen können.
Na gut, das Handelszentrum war eine Premiere, an der sich einiges aussetzen ließ. Aber bei aller Kritik: Ich meine, dies ist ein Schritt in die richtige Richtung. Dass die Messegesellschaft mit der Halle 10 die mit weitem Abstand hässlichste Halle des gesamten Messegeländes und vielleicht sogar des gesamten Messestandortes Deutschland für den Händlertreff zur Verfügung gestellt hat, zeigt, wo man unbedingt ansetzen muss. Einige Aussteller haben aber aus den Gegebenheiten das Beste gemacht. Vor allem NT-Plus. Die haben sofort eine halbe Etage gemietet und sich hier ausgebreitet. Das sah gar nicht so schlecht aus, fand ich. Und der Telekom-Disti aus Osnabrück hatte auch guten Zulauf von Seiten seiner Vertriebspartner.
Vielleicht kann man ja die Leute von der Messegesellschaft in Hannover dazu überreden, im nächsten oder übernächsten Jahr eine der neuen Hallen als Handelszentrum auszuweisen. Eine Halle, in der alle die Marktteilnehmer versammelt sind, die mit dem Handel kommunizieren: die großen und die kleinen Distributoren aus Informationstechnik und Telekommunikation, die Handelskooperationen, die Verlage und natürlich auch die drei holländischen Brasilianerinnen von Dynatec. Ich wäre bereit, mich dafür stark zu machen, wie steht’s mit Ihnen?
Mit freundlichen Grüßen
Damian Sicking