Mit freundlichen Grüßen

03.02.2000

ComputerPartner

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Luzie und Bernhard Sicking

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Hannover, 28.02.2000

Liebe Mutter, lieber Vater,

einen herzlichen Gruß von der Cebit 2000 hier in Hannover. Sicherlich habt ihr das eine oder andere im Fernsehen gesehen und in der Zeitung gelesen. Vielleicht ja auch Ausschnitte aus der Eröffnungsrede unseres Bundeskanzlers. Für Diskussionen in der Branche und auch außerhalb hat seine Idee gesorgt, den Fachkräftemangel - man spricht von 70.000 Stellen, die nicht besetzt werden können - dadurch zu beheben, dass man, ähnlich wie in den USA, übergangsweise Spezialisten aus Nicht-EU-Staaten eine Arbeitserlaubnis erteilt. In den USA sind das die so genannten "Green Cards". In Deutschland müssten sie, meinte Gerhard Schröder, natürlich "Red Green Cards" heißen. Ist ja doch ein lustiger Mann, unser Bundeskanzler. Jemand hat sich von seiner guten Laune anstecken lassen und meinte, man solle doch die benötigten Fachleute aus Indien holen. Denn die Inder seien ja schließlich die Erfinder des "Indernets". Haha, haben wir wieder gelacht.

Ja, die Stimmung ist wieder prima hier in Hannover. Auch wenn das Wetter in den ersten drei Tagen miserabel und die Anreise per U-Bahn am Eröffnungstag aufgrund einer technischen Störung ein Desaster war. Auch mit dem Auto gab es Probleme. So erzählte mir Tobias Groten, den ihr ja auch kennt, der Chef von Tobit Software bei euch in Ahaus, dass die Cebit zum ersten Mal ohne die komplette Tobit-Mannschaft begonnen hat. Denn die steckte im Verkehr fest und war erst um kurz vor zehn Uhr auf dem Stand. Also, wenn ihr im Sommer zur Expo fahrt, packt besser noch ein Käsebrot mehr ein.

Das alles überragende Thema auf dieser Messe ist, ihr könnt es euch denken, das Internet. Der letzte Schrei sind so genannte mobile Internet-Devices, das sind kleine Geräte, die man mit sich führt und mit denen man von überall her mal schnell ins Internet gehen und sich alle möglichen Informationen besorgen kann. Eine tolle Sache! Stellt euch vor, ihr seid, sagen wir mal, in Neckarsulm und ihr habt plötzlich Lust auf ein schönes Stück Schwarzwälder Kirschtorte. Dann braucht ihr nur euer mobiles Internet-Device abzufragen, und schon wird euch angezeigt, in welchem Cafe es so etwas gibt und wie ihr dahinkommt. Ist das nicht großartig? Natürlich kann man auch einen Passanten fragen, dort in Neckarsulm, aber das ist ja total uncool. Gut, diese mobilen Internet-Geräte funktionieren noch nicht wirklich perfekt, aber man bekommt immerhin schon mal ein Ahnung, wie sie funktionieren könnten.

Das Tolle an diesen mobilen Internet-Devices ist auch, dass man sein Gehirn von allerlei Ballast befreien kann. Denn wenn man sämtliche Informationen jederzeit und überall aus dem Internet herausziehen kann, warum soll man dann überhaupt noch etwas lernen, also auf der eigenen Festplatte im Kopf speichern? Raus aus dem Schädel mit dem ganzen Geraffe und rein damit ins Internet. Dann hat man endlich den Kopf frei für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens. Irgendjemand hat mal gesagt, der Computer sei das Netz oder das Netz sei der Computer oder so. Damit meinte er, glaube ich, dass der einzelne PC keine Festplatte benötigt, sondern alle Informationen im Internet gespeichert sind. Dieser Gedanke ist faszinierend, besonders, wenn man ihn zu Ende denkt. Und das Ende ist, dass wir Menschen eben auch keine Fest-platte (Gehirn) mehr im Kopf haben müssen, sondern nur ein mobiles Internet-Device in der Jackentasche. Für hunderttausende Schüler bedeutet dies: endlich keine Gedichte mehr büffeln, endlich kein Pauken mehr von "333 - bei Issus Keilerei" und "Wie heißt die Hauptstadt von Bolivien?". Klingt das gut?

So, jetzt muss ich Schluss machen. Ich bin hier auf unserem Stand und bestelle mir jetzt übers Internet eine Bratwurst von der Bratwurstbude vor unserer Halle. Das nennt man E-Commerce und ist auch eine tolle Erfindung. Bis die Tage!

Euer

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