Mit freundlichen Grüßen ...

02.03.2000

<b>Chefredaktion </b>

Tel.: 0 89/3 60 86-388

Fax: 0 89/3 60 86-389

E-Mail: dsicking@computerpartner.de

EDS Electronic Data Systems GmbH

Geschäftsführung

<b>Herrn Manfred Heibel </b>

Eisenstraße 56

65428 Rüsselsheim

München, 31.01.2000

Sehr geehrter Herr Heibel,

eigentlich wollte ich Ihnen schon vor fast zwei Jahren schreiben, genauer gesagt am 1. April 1998. Damals las ich nämlich im "Handelsblatt", dass Sie mit der EDS Deutschland den Umsatz bis zum Jahr 2000 "auf <b>mindestens zwei Milliarden Mark </b>" verdoppeln wollten. Eine Verdoppelung des Umsatzes auf diesem hohen Niveau, und dann auch noch - wie Sie unterstrichen - ohne Akquisitionen in so kurzer Zeit, das ist ein ehrgeiziges Ziel. So dachte ich damals. Und ich wollte gerne von Ihnen erfahren, wie Sie das anstellen wollen. Vielleicht hätten die Leser von ComputerPartner ja noch etwas von Ihnen lernen können.

Aber Sie kennen das ja. Irgendetwas kommt immer dazwischen. Ab und zu erinnert man sich wieder, aber dann hat man doch wieder vermeintlich wichtigere Dinge zu tun. Bis man dann im "Manager-Magazin" einen Artikel über den <b>"Sanierungsfall" EDS </b>liest. Hoppla, denkt man sich, ist die Lage wirklich so ernst? Was ist denn dann wohl aus Manfred Heibel und seiner mutigen Umsatzprognose von 1998 geworden? Die gute Nachricht ist: EDS mag es zwar schlecht gehen, Manfred Heibel aber geht es gut. Zumindest ist er nach wie vor Chef von EDS-Deutschland. Was ja nicht unbedingt selbstverständlich ist.

Denn mit Ihrer Prognose von vor zwei Jahren ist es ja wohl Essig. Im vergangenen Jahr setzte EDS in Deutschland rund 1,4 Milliarden Mark um. Viel Geld, sicherlich, aber eben doch auch viel weniger als die zwei Milliarden, die Sie in diesem Jahr "mindestens" umsetzen wollten. Eigentlich ungewöhnlich für ein US-Unternehmen, dass eine Zielverfehlung ohne personelle Folgen bleibt. Jetzt backen Sie kleinere Brötchen und haben sich für dieses Jahr eine Steigerung um 30 Prozent vorgenommen. Ist ja auch nicht schlecht. Wenn man es hinkriegt. Aber vielleicht ist man auch gut beraten, wenn man diese Prognose ebenso einordnet wie die von vor zwei Jahren.

Dass Sie bei EDS noch immer in Amt und Würden sind, ist auch aus einem weiteren Grund nicht selbstverständlich. " <b>Wir haben die Kosten aus dem Ruder laufen lassen, die Kunden vernachlässigt, den Wettbewerb ignoriert und neue Trends verschlafen </b>", zitiert Sie das "Manager-Magazin" in dem besagten Artikel. Meine Herren, schüttelt es da den Leser, und diese Firma gibt es noch? Normalerweise würde jeder Einzelne dieser Fehler schon ausreichen, um ein Unternehmen in ernsthafte Probleme zu bringen. Und dieser Mensch, der seit Ende 1996 für das Deutschlandgeschäft dieser Firma verantwortlich ist, hat das überlebt?

Wie hat er denn das geschafft?

Also kann man dann am Schluss doch noch etwas von Ihnen lernen. Zwar nicht, wie ich ursprünglich hoffte, wie man aus einer Milliarde Mark in nur drei Jahren mehr als zwei machen kann. Aber doch immerhin, wie sich jemand bei dem ganzen Schlamassel, der um ihn herum passiert, an der Spitze eines Unternehmens halten kann, so als hätte er gar nichts damit zu tun. Wenn Sie mir dieses Geheimnis verraten würden, wäre ich Ihnen sehr verbunden.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

Zur Startseite