Mit freundlichen Grüßen ...

18.10.2001

ComputerPartner

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Compaq Computer GmbH

Geschäftsführung

Herrn Peter-Mark Droste

Humboldtstr. 8

85609 Dornach bei München

München, 15.10.2001

Compaq, Daimer-Chrysler und die großen und kleinen Vertriebspartner

Sehr geehrter Herr Droste,

war die Trennung von Ihrem Geschäftsführer-Kollegen Martin Furuseth wirklich nötig? Nun haben Sie den Salat. Die Unruhe unter Ihren Vertriebspartnern hat neue Nahrung bekommen. Denn Furuseth war, wie man hört, ihr Mann (mehr dazu in unserem Bericht auf Seite 12 dieser Ausgabe). Obwohl es bei Compaq offiziell heißt, man habe sich "in gegenseitigem Einvernehmen" getrennt (übliche Umschreibung für "Wir haben uns auf eine Abfindungssumme geeinigt"), bin ich ziemlich sicher, dass Herr Furuseth gerne bei Compaq geblieben wäre und sein Ausscheiden auch für ihn unerwartet kam. Hätte er sich sonst für eine ComputerPartner-Veranstaltung Mitte Dezember angemeldet? Verabredet sich ein Selbstmörder zum Abendessen, wenn er vorhat, um 13 Uhr von der Brücke zu springen?

Aber auch wenn Herr Furuseth selbst gekündigt hat - wofür er dann zweifelsohne seine guten Gründe gehabt hätte -, wäre dies sicher kein Suizid. Ich glaube nicht, dass man sich um ihn Sorgen machen muss. Es hat sich inzwischen herum-gesprochen, dass er über Qualitäten verfügt, die ihn für andere Hersteller interessant machen. Bei Fujitsu Siemens zum Beispiel nahm man die Meldung über die Demission von Herrn Furuseth (ComputerPartner-Online berichtete exklusiv am 10.10.) sehr interessiert zur Kenntnis. Und Fujitsu Siemens stellt ja, anders als andere Hersteller, Personal ein (mehr dazu auf Seite 20 dieser Ausgabe). Ein Martin Furuseth wäre sicher eine gute Verstärkung der Führungstruppe. Wenn nicht in Deutschland, dann in einem der europäischen Nachbarländer, wo man noch Nachholbedarf hat.

Durchaus Sorgen bereitet dagegen das Verhältnis von Compaq zu seinen Vertriebspartnern. Vor allem die großen Systemhäuser machen sich Gedanken. Das Verhältnis zur Serviceabteilung ist ohnehin gespannt. Jetzt sorgt Compaqs neues Roll-out-Center unter der Leitung von Hermann Sänger in Erkrath bei Düsseldorf für zusätzliche Verstimmung. "Sänger fährt damit ganz massiv gegen den Channel", wettert der Chef eines Systemhauses. Dann mussten er und seine Kollegen in der Zeitung lesen, dass Compaq wieder auf Akquisitionstour geht, um das Servicegeschäft weiter ausbauen. Neben Frankreich sieht der für die Sparte Global Services zuständige Europachef Tom Iannotti vor allem in Deutschland noch Handlungsbedarf. Keine guten Nachrichten für die großen Compaq-Vertriebspartner in Deutschland.

Nun mögen die vielen kleineren Compaq-Vertriebspartner sagen: Sollen die da oben sich doch die Köpfe einschlagen, was kümmert's mich? Meine Kunden sind viel zu klein, als dass Compaq auf die Idee käme, sie mir wegzunehmen. Ich fürchte, das ist zu kurz gedacht. Auch dem kleineren Compaq-Vertriebspartner kann es nicht egal sein, was Compaq im "Big Business" mit den Großkonzernen der Welt anstellt. Denn er muss sich darauf einstellen, dass diese direkt betreuten Großkunden für Compaq immer Priorität haben und dass er sich mit seinen Bedürfnissen hinten anstellen kann. Stimmt's oder hab ich Recht? (Bitte kreuzen Sie wahrheitsgemäß an.)

o Es stimmt.

o Sicking hat Recht.

Nehmen wir zur Verdeutlichung folgenden Fall an: Sie, sehr geehrter Herr Droste, haben noch genau einen Server im Lager. Die nächste Lieferung kommt erst in vier Wochen. Zeitgleich kommen zwei Telefonanrufe rein, beide brauchen dringend einen Server. Der eine Anrufer ist der IT-Leiter von Daimler-Chrysler aus Stuttgart, der andere ist Händler Klein aus Hinterpfuiteifi. Wer bekommt den Server? (Bitte kreuzen Sie wahrheitsgemäß an.)

o Daimler-Chrysler

o Händler Klein

o Während der IT-Leiter von Daimler-Chrysler ohne Probleme zu Ihnen durchgestellt wird, ist für Händler Klein spätestens bei Ihrer Sekretärin Endstation.

Ich würde mich freuen, wenn sich recht bald die Gelegenheit zu einem ausführlichen Gespräch ergäbe. Bis dahin verbleibe ich wie immer

mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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