Mit freundlichen Grüßen ...

04.10.2001

ComputerPartner

Chefredaktion

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Arxes Information Design AG

Vorstand

Herrn Sascha Hancke

Charlottenburger Allee 7

52068 Aachen

München, 01.10.01

Die Aufgabe des Geschäftsbereichs "Kistenschieben" war überfällig

Sehr geehrter Herr Hancke,

zuerst war ich fürchterlich erschrocken, als ich hörte, dass Arxes kein Hardware-Geschäft mehr machen wolle. Ein Riesen-Fehler, war mein spontaner Gedanke, der in Verlust von Kunden, rapide fallenden Umsätzen, tiefroten Bilanzen und letztendlich im Bankrott des Unternehmens enden würde. Und das ausgerechnet in der Firma, deren Vorstandsmitglied Sascha Hancke im vergangenen Jahr zum "ComputerPartner-Chefredakteur h.c." ernannt worden ist. Tragisch. Peinlich. Unangenehm.

Doch dann sah ich noch einmal genauer hin und stellte fest, dass alles ganz anders ist. Es geht lediglich darum, dass Arxes in Zukunft keine Kisten mehr schieben will, es geht also um die Aufgabe des reinen Handelsgeschäfts. Hier schreiben Sie seit anderthalb Jahren rote Zahlen. Dieses Geschäft treten Sie zum Januar nächsten Jahres an die Info-Products GmbH in Stuttgart ab, die zwar nicht sehr bekannt ist, ihre historischen Wurzeln aber in dem einstmals sehr renommierten Bürofachhandelsunternehmen Bierbrauer & Nagel hat. Im Rahmen von Projekten wird Arxes nach wie vor den Kunden alles aus einer Hand liefern. Sie sind ja nicht blöd. Als mir dies klar geworden ist, fiel mir ein Stein vom Herzen. Doch keine weitere Firma, die sich ihr eigenes Grab schaufelt!

Was mich an der Geschichte dann aber stark verwundert, ja sogar entsetzt hat, ist die Größenordnung, um die es hier geht. Rund 85 Millionen Euro Jahresumsatz ist der Geschäftsbereich "Kistenschieben" bei Arxes groß. Das sind etwa 166 Millionen Mark. 166 Millionen Mark Verlustgeschäft, das Arxes mit sich schleppt! Da drängt sich die Frage auf, warum Sie nicht schon viel früher reagiert haben. Hat etwa der Aufsichtsrat diese notwendige Korrektur verzögert? Diesem Gremium gehören schließlich mit dem Ex-Vobis-Chef Theo Lieven und dem Ex-Computer-2000-Geschäftsführer Karl Pohler zwei Personen an, die in ihrem "früheren" Leben sehr prominente Mitglieder der Kistenschieber-Fraktion waren.

Ihre Entscheidung ist jedenfalls richtig. Und sie kommt zwar spät, aber nicht zu spät. Wichtig ist nun, dass die Kurskorrektur konsequent umgesetzt wird. Das ist in der Regel der schwierigere Teil der Aufgabe. Es bedeutet eine Umstellung für Kunden und Mitarbeiter. Eine der Folgen der Aufgabe des reinen Handelsgeschäftes besteht auch darin, dass Arxes Kunden verliert und Umsatz einbüßt. Aber das ist positiv zu werten. Kunden, die keine Wertschöpfung bringen, und Umsatz, der nur Verluste beschert, braucht kein Mensch. Da kann man froh sein, wenn man einen Dummen findet, der einem dies abnimmt. Wie Info-Products dieses defizitäre Geschäft profitabel machen will, ist mir zwar schleierhaft, aber das ist deren Problem. Vielleicht denkt man in Stuttgart ja nach dem in der Branche noch immer verbreiteten Muster: Wir machen zwar mit jedem verkauften Stück Hardware Verlust, aber die Masse bringt's. (Später folgt dann die schmerzliche Erkenntnis, dass die Masse es wirklich bringt, nämlich Ebbe in den Kassen und Schulden bei der Bank.)

Jedenfalls bin ich sehr erleichtert, dass sich Arxes nicht eine Radikalkur verordnet hat und sich nur noch als Dienstleister aufstellen will. Denn diese Radikalkur hätte zu einem gefährlichen Muskelschwund und Gewichtsverlust und auf direktem Wege unters Sauerstoffzelt in die Intensivstation geführt. Insofern, lieber Herr Hancke, haben Sie Ihre letztjährige Ernennung zum ComputerPartner-Chefredakteur h.c. noch einmal als richtig bestätigt. Deshalb verbleibe ich wie immer

mit kollegialen Grüßen

Damian Sicking

PS: Auch in diesem Jahr werden wir wieder einen "ComputerPartner-Chefredakteur h.c." küren. Die Ernennung findet statt im Rahmen der Auszeichnung der "Channel-Champions" (ComputerPartner-Award) auf der Systems am 17. 10. um 18.00 Uhr in der Halle C2. Ich würde mich freuen, wenn Sie kommen könnten.

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