Mit freundlichen Grüßen ...

05.07.2001

ComputerPartner

Chefredaktion

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Internolix AG

Vorstand

Dr. Luigi Carlo De Micco

Schlossstr. 24

65594 Runkel-Dehrn

München, 02.07.01

Sehr geehrter Herr Dr. De Micco,

außerordentliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Und manchmal hilft es, wenn dann Menschen mit an-packen, die als Quereinsteiger mit frischen Ideen neuen Schwung in den Laden bringen. Genauso wie jetzt bei Internolix. Die Situation ist schwierig (ComputerPartner berichtete in Heft 23/01) und mit den Herren Klaus Helbert und Markus Tarara hat

man seit kurzem die Verstärkung in der Führungsetage, die möglicherweise genau die unkonventionellen Ideen mitbringt, die Internolix heute braucht.

Der neue Großaktionär Helbert und das frisch gebackene Vorstandsmitglied Tarara kennen sich seit Jahren. Helbert ist Gründer des Klaus Helbert Verlages in Wiesbaden, der die deutsche Illustrierten-Szene unter anderem um die Sex-Postillen "Coupé" und "Blitz-Illu" bereicherte. Tarara war bis zum Sommer vergangenen Jahres Chef von Coupé-Online, bevor er als Marketingleiter zum Sexartikel-Versender Beate Uhse ging.

Helbert hat vor kurzem seine restliche Beteiligung an seinem Verlag an den Heinrich Bauer Verlag in Hamburg verkauft, der vorher schon 50 Prozent der Anteile hielt. Bauer hat den Verlag im Mai in Intermedia Content KG umgetauft und in die Hansestadt geholt. Verständlich, dass Helbert sich nach einer neuen Spielwiese umgeschaut hat. Dabei stieß er unter anderem auf Internolix. Dort hat er, wie er erfreut feststellte, einige "Rohdiamanten" entdeckt, die "bloß noch geschliffen werden" müssen. Nun darf man gespannt sein, was Helbert, der bei Internolix als Generalbevollmächtigter auftritt, und sein Vertrauter Tarara für Ideen entwickeln, um das Geschäft des angeschlagenen Internetsoftware-Herstellers zu stimulieren.

Derzeit muss Internolix allerdings sparen. Für Helbert nichts Neues, obwohl, wie eine Computer-Partner-Leserin zweideutig kommentierte, sich der ehemalige Po-und-Busen-Blatt-Verleger eher einen Namen als Spezialist für das Gegenteil von "Schrumpfaktionen" gemacht hat. Aber in den letzten Jahren lief das Geschäft auch bei Helbert nicht mehr so gut. Die Auflage von Coupé sackte seit 1996 von 620.000 Exemplaren monatlich auf heute nur noch etwa 300.000 ab. Blitz-Illu kaufen derzeit nur noch rund 200.000 Bildungshungrige, 1993 waren es noch 575.000. Auch einige neuere verlegerische Aktiväten wie die Internet-Zeitschrift "Webdirekt" (eingestellt im Mai 2000) brachten nicht den erhofften Erfolg.

Doch man sollte nach vorne blicken. Ich jedenfalls finde diese Entwicklung an der Führungs-spitze von Internolix ungemein spannend. Es ist doch eine tolle Sache, dass Quereinsteiger wie Helbert und Tarara den Mut haben und auch bereit sind, das unternehmerische Risiko einzu-gehen, etwas völlig Neues zu machen. Der Vergleich mit dem ehemaligen Revoluzzer Fischer, der heute deutscher Außenminister ist, wäre sicher überzogen. Aber dennoch. Ich bin sicher, Sie, sehr geehrter Herr Dr. De Micco, denken genauso.

Zum Schluss nur ein Tipp, der sicherlich überflüssig ist. Wie Sie ja wissen, hat der deutsche Presserat im April dieses Jahres an die Helbert-Blätter Coupé und Blitz-Illu zwei Rügen erteilt. Der Grund: Angeblich authentische Reportagen, die in Wirklichkeit frei erfunden waren. Das spricht zwar für die Kreativität der Macher, taugt aber als Konzept für das Verfassen von Geschäftsberichten und Adhoc-Mitteilungen sicher nur bedingt.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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