Mit freundlichen Grüßen ...

15.02.2001

ComputerPartner

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Lufthansa Systems GmbH

Geschäftsführung

Herrn Ralph Zettler

Am Weiher 24

65 451 Kelsterbach

München, 12.02.2001

Wie beim Fußball: Ablöse für IT-Spezialisten!

Sehr geehrter Herr Zettler,

die 4.500 Piloten und Flugingenieure der Lufthansa sind unzufrieden mit ihren Gehältern und fordern mehr Geld. Nach der Vorstellung der Pilotengewerkschaft "Vereinigung Cockpit" sollen Flugkapitäne im ersten Jahr 300.000 Mark (plus 32 Prozent) und in der Endstufe 477.000 Mark (plus 31 Prozent) verdienen. Darüber hinaus verlangt die Pilotengewerkschaft eine Ergebnisbeteiligung in guten Jahren von bis zu drei zusätzlichen Monatsgehältern.

Ich hatte ja keine Ahnung, dass Lufthansapiloten so viel verdienen. Eine halbe Million, das ist ein sehr gutes Geschäftsführer-gehalt. Meine Frau meint, das liege an der hohen Verantwortung, welche die Piloten für die Passagiere tragen. Kann das sein? Ich meine, wenn die Maschine abstürzt, dann kann in der Regel der Pilot aufgrund eigenen Ablebens doch gar nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden, oder? Im Übrigen ist es ja auch so, dass viel mehr Unfälle mit Todesfolge im Straßenverkehr passieren. Die Busfahrer verdienen meines Wissens aber deutlich weniger als ihre fliegenden Kollegen.

Ich denke, der wesentliche Grund für das hohe Gehaltsniveau der Piloten liegt einfach in einer ganz normalen Marktregel: nämlich der von Angebot und Nachfrage. Weil die Fluggesellschaften nur so viele Piloten ausbilden, wie sie brauchen, ist das Angebot an Piloten immer recht knapp. Die Nachfrage oder der Bedarf an Piloten ist aber gleichmäßig hoch. Piloten sind also ein knappes Gut, und deshalb sind sie für die Luftfahrtgesellschaften so teuer. Würden die Lufthansas dieser Welt mehr Piloten ausbilden, würde dies unweigerlich ein Absinken des Gehaltsniveaus zur Folge haben. Die Ausbildung ist aber langwierig und teuer, und deshalb bildet man eben nur nach dem voraussichtlichen Bedarf aus.

Diese Situation ist auf die Computerbranche übertragbar. Auch hier gibt es einen Mangel an Spezialisten (Piloten), und auch hier befindet sich das Gehaltsniveau dieser Fachkräfte auf hohem Niveau. Über diese Gehaltsforderungen jammern auch viele Systemhäuser, die diese Spezialisten gerne einstellen würden. Der Ausweg, talentierte Kräfte im eigenen Lager auszubilden, ist derzeit nur theoretisch eine Lösung. Denn wie häufig kommt es vor, dass gerade diese Mitarbeiter vom Wettbewerber abge-worben werden und man selbst in die Röhre schaut? Das Geld für die Ausbildung ist futsch, das Unternehmen durch den Abfluss der Kompetenz geschwächt und gleichzeitig der Konkurrent gestärkt. An einem solchen Tag möchte man sich nur noch die Bettdecke über den Kopf ziehen.

Es gibt nur einen Weg, der dafür sorgen kann, dass die Unternehmen sich mehr um die Nachwuchsförderung kümmern und dafür auch die Früchte ernten: Die Einführung der Ablösesumme muss her! Das Prinzip lässt sich beim bezahlten Fußball abschauen. Wenn IT-Spezialist Meyer von der Machreibach AG zur Woistdiekohle GmbH wechselt, muss der neue an den bisherigen Arbeitgeber eine Ablösesumme zahlen. Über deren Höhe ist im jeweiligen Fall zu entscheiden.

Natürlich muss diese Idee noch verfeinert werden. Das will ich auch - gerne mit Ihrer Unterstützung - tun. Ob das Modell auf die Lufthansa und ihre Piloten übertragbar ist? Keine Ahnung.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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