Mit freundlichen Grüßen ...

08.02.2001

ComputerPartner

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Mobilcom AG

Vorstand

Herrn Gerhard Schmid

Hollerstraße 126

24753 Rendsburg-Büdelsdorf

München, 05.02.2001

Erst Escom, dann Schadt, und jetzt Comtech ...

Sehr geehrter Herr Schmid,

als Sie im Herbst 1999 die PC-Kette Comtech übernahmen, sah alles so gut aus. Sie feierten den Kauf als einen "weiteren entscheidenden Schritt zur Optimierung des Internet- und Telekommunikations-Angebots" von Mobilcom (PR-Mitteilung vom 2. 9. 1999). Weniger als zehn Millionen Mark hatten Sie für die 75-Prozent-Beteiligung gezahlt. Gut, in Bezug auf die Profitabilität war der schwäbische PC-Filialist sicherlich keine Perle unter den deutschen Unternehmen, aber Sie hatten ja Pläne. Jedes Jahr, kündigten Sie damals an, sollen weitere 40 bis 50 Shops dazu kommen, Comtech-Shops und Mobilcom-Shops. 400 bis 500 Läden sollten es einmal werden. Ende 1999 waren es insgesamt 320 Shops, davon 112 Comtech-Läden.

Alles vorbei und passé. Comtech wird, wie vorher schon die PC-Filialisten Escom und Schadt, von der Bildfläche ver-schwinden. Das zumindest ist aus Comtech-Kreisen zu hören. Nach diesen Informationen werden in der Zentrale in Waiblingen Mitte des Jahres die Rolläden runtergelassen, in den guten Standorten tauscht man die Comtech-Fahne gegen die Mobilcom-Flagge aus, und das gesamte PC-Business wird über Bord gekippt. Und das gerade in dem Moment, zu dem Comtech auf seiner Homepage "die 2. Preisoffensive" startet. Meine Kollegin Cornelia Hefer hat dazu einen Artikel geschrieben, den Sie auf Seite10 lesen können.

Die spannende Frage ist für mich weniger, warum Sie Comtech das Lebenslicht ausblasen wollen. Schließlich haben Sie mit Ihren UMTS-Plänen und der Gründung der Mobilbank solche Großbaustellen, dass dieser kleine PC-Laden einfach nur noch lästig ist. Zumal es mit dem "Ausbau der Shops zu Innovations- und Service-Centern für integrierte Telekommunikationslösungen" (Geschäftsbericht 1999) ja nicht so geklappt hat. Ich glaube sogar, dass Sie sehr frühzeitig gemerkt haben, dass Ihre kommunizierten Pläne nicht aufgehen werden. Denn während es im Zwischenbericht über das 3. Quartal 1999 noch heißt, dass durch den Zusammenschluss von Comtech und Mobilcom "die größte Handelskette in Deutschland mit einem einzigartigen, zukunftsorientierten Komplett-Paket rund um Internet, Computer und Telekommunikation" entsteht, ist im Geschäftsbericht für das Gesamtjahr 1999 das Wort "zukunftsorientiert" bereits aus dem Text gestrichen.

Die spannende Frage ist vielmehr die, warum Sie Comtech damals überhaupt gekauft haben. Möglicherweise kommt man der Antwort auf diese Frage näher, wenn man sich an die Klage amerikanischer Investoren gegen die Mobilcom AG aus dem Sommer letzten Jahres vor dem Landgericht Kiel erinnert. Der Vorwurf lautete, dass Sie im Oktober 1999 Ihre Doppelfunktion als Mobilcom-Chef und Comtech-Geschäftsführer dazu ausgenutzt hätten, den PC-Filialisten "auszuhöhlen". Konkret ging es um den Verkauf einer E-Commerce-Shop-Lösung und weiterer Vermögenswerte an Mobilcom zum Preis von 16 Millionen Mark. Nach Ansicht der Amerikaner, die eine Minderheitsbeteiligung an Comtech hielten, sei der Preis viel zu niedrig gewesen; eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft habe allein den Wert des E-Shops auf 231 Millionen Mark beziffert.

Danach würde die Übernahme von Comtech durch Mobilcom nach dem gleichen Muster gestrickt sein wie die Geschichte von den 13 Stühlen: Ein Mann kauft für wenig Geld 13 nicht besonders wertvolle Stühle, weil er - und nur er - weiß, dass in dem Stuhlbein eines dieser Stühle viel Geld versteckt ist. Nachdem er das Geld an sich gebracht hat, wirft er die Stühle auf den Sperrmüll. Wesentlicher Unterschied der beiden Geschichten: Die mehr als 600 Comtech-Mitarbeiter sind keine Stühle.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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