Mit freundlichen Grüßen ...

18.01.2001

ComputerPartner

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Ebay GmbH

Geschäftsführung

Herrn Jörg Rheinboldt

Heinrich-Hertz-Str. 3a

14532 Dreilinden-Europarc

München, 15.01.2001

Sehr geehrter Herr Rheinboldt,

was ist eigentlich aus Ihrer Kooperation mit Twinhead geworden? Sie erinnern sich vielleicht: Vor knapp einem Jahr kündigten Sie an, dass deutsche PC-Händler und Systemhäuser die Twinhead-Notebooks nicht mehr beim Hersteller oder beim Distributor kaufen müssen, sondern "direkt" bei Ebay ersteigern könnten.

Sie hatten sich damals ja ganz schön weit aus dem Fenster gelehnt. "Einzelhändler", so hieß es in Ihrer Pressemitteilung vom 27. März 2000, "die die alte Kaufmannsweisheit ‚Der Gewinn liegt im Einkauf' in bislang unbekannter Dimension erleben wollen, bestellen bei Twinhead unter www.ebaypro.de. Alle anderen dürfen weiterhin lautstark den anhaltenden Margenverfall im Computerhandel beklagen." Was für eine Aussage, echt stark! So etwas liest man auch ein Jahr später noch einmal gern.

Die Kooperation sollte ja für alle Seiten viele Vorteile bringen: Das damalige Twinhead-Vorstandsmitglied Eugene Lai erwartete aus dieser Kooperation "eine drastische Umsatzsteigerung" für den taiwanischen PC-Hersteller. Ebay-Manager Benjamin Didszuweit strich mir gegenüber die Bedeutung dieser Vereinbarung für Ebay heraus und rechnete mit einem Handelsvolumen "in einer substanziellen Größenordnung", die Händler durften sich darauf freuen, endlich wieder Gewinne zu erzielen (siehe oben), und die Verbraucher konnten sich auf Angebote freuen, die "durch die drastische Verkürzung des Handelsweges (...) unschlagbar günstig im Preis" sein sollten (PR-Mitteilung). Also alles in allem eine Win-win-win-win-Situation.

Nun war ich in der vergangenen Woche auf www.ebaypro.de und habe spaßeshalber das Suchwort "Twinhead" eingegeben. Nur sieben Treffer, ein mageres Ergebnis. Und bei den Anbietern handelte es sich allesamt um Privatleute, die ihre alten Kisten loswerden wollten. Ist das das Resultat der angeblich so zukunftsträchtigen Kooperation von Ebay und Twinhead aus dem vergangenen Jahr?

Irgend etwas muss bei der Umsetzung des Kooperationskonzeptes zwischen Ebay und Twinhead ganz gehörig schief gelaufen sein. Oder taugte das Konzept ganz einfach von Anfang an nicht? Eins jedenfalls steht fest: Die Zusammenarbeit zwischen Ebay und Twinhead ist kein Vorzeigemodell für eine gelungene B-2-B-Internetseite. Dann schon eher ein Beispiel für eine Internetseite B-2-N: Business to Nobody. Mit anderen Worten: Ein Flop.

Erinnern Sie sich noch an unseren fröhlichen Briefwechsel vom vergangenen Frühjahr (ComputerPartner 14/00 und 16/00)? Damals hatte ich Ihnen empfohlen, Ihre Erwartungen an die Kooperation mit Twinhead nicht zu hoch anzusetzen, damit die anschließende Enttäuschung nicht so groß sei. Sie entgegneten in Ihrem Antwortschreiben zuversichtlich, dass die "Enttäuschung gewiss nicht auf unserer Seite" sein werde. Erst heute verstehe ich Ihre Aussage so, wie sie damals wohl gemeint war: Die Kooperation mit Twinhead ist eine ganz nette Sache, aber wenn sie nicht funktioniert, macht es auch nichts. War dann für Ebay eben doch nicht so bedeutsam.

Eigentlich war sie für niemanden bedeutsam. Dennoch haben Sie viel Lärm gemacht, große Töne gespuckt, den Mund weit aufgerissen. Was bleibt, ist heiße Luft. Und die Erkenntnis, dass auch die Ankündigungen aus dem Hause Ebay nicht unbedingt bedeutsam sind.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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