Mit freundlichen Grüßen ...

27.06.2002

ComputerPartner

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Systematics AG

Vorstand

Herrn Peter Herrmann

Barmbeker Str. 2

22303 Hamburg

München, 24.06.2002

Das Einzige, was sich bei Systematics bewegt, sind die Vorstände: Die kommen und gehen.

Sehr geehrter Herr Herrmann,

endlich hat Systematics einen neuen Vorstandsvorsitzenden, nämlich Sie. Das wurde höchste Zeit. Denn Ihr Vorgänger Hans-Jürgen Schwerhoff war einfach überlastet. Schwerhoff saß zwischenzeitlich auf vier Chefsesseln gleichzeitig: dem der EDS Holding, dem der EDS Deutschland, dem von Systematics und dem der Systematics-Tochter MSH International.

Kann es sein, dass diese Ämterhäufung der wesentliche Grund dafür ist, dass EDS in Bezug auf die Integration der im vergangenen Jahr übernommenen Systematics AG auf der Stelle tritt? Der außenstehende Betrachter gewinnt jedenfalls den Eindruck, dass das Einzige, was sich bei Systematics bewegt, die Vorstandsmitglieder sind: Die kommen und gehen. Zum Beispiel Ihr geschätzter Vorstandskollege Peter Klein. Anfang September vergangenen Jahres verkündete Systematics noch per Adhoc-Mitteilung, dass Klein auf eigenen Wunsch aus dem Unternehmen ausgeschieden sei. Er ist aber noch immer - oder erneut? - als Vorstand an Bord. Und Sie, sehr geehrter Herr Herrmann, sind ja auch schon der dritte Systematics-Vorstandschef innerhalb eines Jahres.

Bei dieser Gelegenheit würde mich einmal interessieren, wie weit eigentlich die Pläne gediehen sind, das Handelsgeschäft der Systematics und deren Tochterfirmen abzustoßen. Im vergangenen Jahr hatte man ja erklärt, man wolle vor allem mit dem ganzen Hardware-Gedöns nichts mehr zu tun haben. Dafür hatte sich Systematics sehr schnell mit Actebis einen Partner geholt, der einen wesentlichen Teil des Hardwaregeschäfts übernehmen würde. Actebis gründete dafür eigens eine neue Tochterfirma: die MSH Lacero GmbH in Frankfurt. Hätten sie sich auch sparen können, nicht wahr?

Jetzt mal Hand auf's Herz, sehr geehrter Herr Herrmann: Sie sind in Bezug auf die Integration der Systematics noch keinen Schritt weiter. Dass EDS und Systematics, wie EDS-Geschäftsführer Carsten Gram kürzlich in einem Interview mit unserer Schwesterzeitschrift "Computerwoche" hervorhob, "bereits sehr gut zusammenarbeiten", klingt schon ein bisschen armselig. Muss man eine Firma kaufen, um sehr gut zusammenzuarbeiten? Ein mageres Ergebnis, wenn Sie mich fragen.

Wie im vergangenen Jahr hört man von Systematics, dass das Handelsgeschäft "nicht strategisch" sei. Diese Antwort erhielten wir auch bei unseren Recherchen für unsere Liste der 25 größten Systemhäuser in Deutschland (das Sonderheft "ComputerPartner-Compact" mit dieser Liste und einer Fülle von weiteren Daten und Fakten aus der deutschen Handelslandschaft liegt diesem Heft bei). In unserem Ranking vom vergangenen Jahr lag Systematics noch auf Platz drei. Jetzt sind Sie draußen - Ihre Mitarbeiter verweigerten uns die Zahlen. Dafür sind die beiden Systematics-Töchter Memorex Systemhaus (die deutsche Organisation der MSH International AG) sowie die Planorg AG vertreten. Allein diese beiden Firmen repräsentieren einen gemeinsamen Umsatz von mehr als 230 Millionen Euro. Eigentlich sollten beide Unternehmen längst abgestoßen sein. Will die keiner haben?

Ich hatte schon vor längerer Zeit und mehrmals bei Herrn Schwerhoff angefragt, um mit ihm über diese Themen zu sprechen. Aber wohl wegen seiner Überlastung (siehe oben) hat sich bis dato keine Gelegenheit zu einem Gespräch ergeben. Was man aus dem Markt zu dieser Frage aufschnappt, klingt nicht gut. Die Systematics-Übernahme durch EDS sei ein Beispiel dafür, so heißt es, wie man es nicht macht. Mancher spricht bereits von einem "Flop".

Aber jetzt wird - dem neuen Vorstandsvorsitzenden sei Dank - sicher alles anders. Vielleicht sogar die Kommunikation des Unternehmens nach außen. Die theoretischen Voraussetzungen sind ja vorhanden; "Transparenz", liest man auf der Systematics-Homepage, ist "ein fester Bestandteil der Unternehmenskultur der Systematics AG". Gut, dass Sie dies explizit dazu geschrieben haben. Da kommt nämlich sonst niemand drauf.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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