Mit freundlichen Grüßen ...

24.05.2002

ComputerPartner

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NSE Software AG

Vorstand

Herrn Robert Trögele

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81379 München

München, 21.05.2002

"Wie möchten Sie zahlen - in Euro oder in Teuro?"

Sehr geehrter Herr Trögele,

wer bisher noch Zweifel hatte, der sieht jetzt klar: Der Euro ist ein Teuro. Ich selber hatte den Gerüchten ja lange keinen Glauben geschenkt. Aber dann meldeten sich erst Wirtschaftsminister Eichel und danach auch noch Kanzler Schröder zu Wort, und da dachte ich mir schon, dass an der Sache etwas dran sein muss. Tja, und dann las ich vergangene Woche Ihre Ad-hoc-Mitteilung. Und dort stand unmissverständlich und Schwarz auf Weiß: "alle Angaben in TEURO".

Also doch! Dass diese Information aus Ihrem Hause kam, hatte für mich ein hohes Gewicht. Warum? Weil Sie mit Ihrer Software bei den ersten Adressen der Finanzwirtschaft ein- und ausgehen. Das heißt, Sie sitzen direkt an der Quelle. Wenn es also jemand wissen muss, dann Sie.

Nun frage ich mich allerdings: Wie viel Euro ist ein Teuro? Laut Ihrer Ad-hoc-Mitteilung hat NSE im ersten Quartal 5.041 Teuro umgesetzt. Nun kann ich mir nicht vorstellen, dass der Wechselkurz Euro zu Teuro eins zu eins ist. Ich weiß, die Geschäfte laufen nicht gut, aber so schlecht? Und dass NSE über liquide Mittel von nur 2.936 (T)Euro verfügt, würde mich als Aktionär etwas beunruhigen. Übrigens: Wenn NSE einmal eine Dividende zahlen sollte, gibt es die dann auch in Teuro?

Ebenfalls würde mich interessieren, ob die Teuro-Währung auch in unseren Nachbarländern gilt. Ich fürchte ja. Vor ein paar Tagen las ich in der Zeitung, dass der Espresso in Italien jetzt 1 Euro (Teuro?) kostet, im Vorjahr gab es ihn noch für 1.000 Lire, also rund eine Mark. Die Pizza Margherita kostet statt 5.000 Lire nun fünf Euro (Teuro?), also mal locker eine Verdoppelung. Auch aus Spanien und Frankreich werden stark gestiegene Preise gemeldet.

Vielleicht ist das ja auch einer der Gründe für die maue Geschäftslage in der IT-Branche. Die Verunsicherung aufgrund der permanenten Währungsumstellung - erst von der Mark zum Euro, und dann vom Euro zum Teuro. Wer soll sich denn da noch auskennen? Ich habe dazu einen klugen Kommentar in der "Welt" gelesen. Ich zitiere mal kurz: "Der Verbraucher ist verunsichert. Wer aber verunsichert ist und ständig das Gefühl hat, beim Einkauf über den Tisch gezogen zu werden, hält sich zurück, verschiebt oder verzichtet ganz auf Anschaffungen, die er nicht unbedingt braucht." Ist doch völlig logisch, machen wir doch alle so. Und da in den Firmen ohnehin die Finanzabteilungen den Einkauf übernommen haben, geht zurzeit halt nichts.

Jetzt warte ich darauf, dass ich bei meinem nächsten Einkauf nicht nur gefragt werde, ob ich bar oder mit Karte zahlen möchte, sondern auch dies: "Wie möchten Sie gern zahlen - in Euro oder in Teuro?"

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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