Mit freundlichen Grüßen

21.03.2002

ComputerPartner

Chefredaktion

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Ricoh Deutschland GmbH

Geschäftsführung

Herrn Nobuaki Majima

Mergenthalerallee 38-40

65760 Eschborn

München, 18.03.02

Gut, dass Sie nicht auf diesen Flyer verzichtet haben

Sehr geehrter Herr Majima,

wenn Sie diesen Brief erhalten, ist die Cebit vorbei. Ich muss sagen: Gott sei Dank vorbei. Denn es war die langweiligste Cebit seit ..., ja eigentlich seit jeher. Was die Produkte betrifft, so hat es durchaus die eine oder andere berichtenswerte Neuvorstellung gegeben, sagen mir die Experten. Aber der Knüller, die Innovation, die der Branche frische Wachstumsimpulse verschafft, war nicht da. Immerhin konnte ich beobachten, dass in der so genannten Servicewüste Deutschland beim Thema Dienstleistung kleine Fortschritte zu verzeichnen sind. Zwar gab es auch in diesem Jahr keine Schuhputzer, aber dafür auf dem Vobis-Stand in Halle 2 eine andere tolle Sache. Nämlich für all die Mühseligen und Beladenen - also die Tütenschlepper - einen Pilotenkoffer auf Rädern, nur dass der Pilotenkoffer nicht aus Leder, sondern aus Karton bestand. Den konnte man mit allem möglichen Zeug voll packen und dann ganz bequem hinter sich her ziehen.Vobis-Chef Jürgen Rakow, ganz Vorbild, ging einmal mehr mit gutem Beispiel voran und baute ein paar dieser rollenden Kartons selbst zusammen. Ein Messe-Highlight!

Wie gesagt, ansonsten war es ganz schön langweilig. Keine spektakulären Übernahmen, keine überraschenden Personalwechsel, keine Firmenzusammenbrüche, keine interessanten Themen, nur die üblichen Gerüchte. Und zum sechsundsiebzigsten Mal die Frage, ob die Übernahme von Compaq durch HP über die Bühne gehen wird oder nicht, und was besser wäre. Gähn. Ich bin dann voller Hoffnung in Halle 25 geschlendert, denn da gab es den "Reseller-Park" also eine Einrichtung speziell für Händler. Aber was soll ich sagen: Langeweile auch hier. Die Aussteller waren unter sich und zogen lange Gesichter. Wegen akuten Händler-Mangels nötigten sie bereits am zweiten Messetag die "Park-Aufsicht", die Schranken auch für die Allgemeinheit zu öffnen. Trotzdem blieb der Andrang gering.

Kurzum: Die Nachrichtenlage war auf der Cebit genauso mies wie die Konjunkturlage.

Aber in der allgemeinen Graustimmung gab es doch den einen oder anderen Farbtupfer. Und hier kommen Sie ins Spiel. Genauer gesagt Ihr Werbeflyer, der auf der Messe die Runde machte. Als meine Kollegin Marzena Fiok, unsere Expertin für das Druckersegment, mir diesen Flyer zeigte, glaubte ich zunächst an einen Scherz. Es ist aber das Gegenteil davon. Dieser Flyer ist mindestens ein rechter Haken auf die Kinnspitze von Oki. Manche meinen, es ist ein unerlaubter Schlag in die Region unterhalb der Gürtellinie. Oki zum Beispiel vertritt diese Ansicht und hat die Anwälte in den Ring geschickt. Natürlich gibt es zu diesem Flyer eine Vorgeschichte, meine Kollegin Fiok hat sie recherchiert, und auf Seite 12 ist sie zu lesen.

Was mich so verblüfft hat, ist die offene Aggressivität dieses Flyers. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Ricoh, dass überhaupt ein japanisches Unternehmen zu so etwas in der Lage ist. Wenn der deutsche Autovermieter Sixt oder die Telefongesellschaft Mobilcom eine solche Werbung veröffentlicht hätten, ja gut, damit rechnet man, aber Ricoh? Donnerwetter! Das hätte ich Ihnen nicht zugetraut. Hat wahrscheinlich etwas mit der schwierigen Lage der Branche zu tun. Im Krieg kommt es schließlich nicht auf gute Manieren an.

Für mich als Außenstehenden hat diese Aktion natürlich einen erfreulichen Unterhaltungswert. Sie haben damit ein bisschen Licht in die ansonsten trübe Cebit gebracht. Ich bin aber trotzdem froh, dass sie vorbei ist.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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