Mit freundlichen Grüßen ...

20.11.2003

ComputerPartner

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Herrn Uwe Schmidt

Im Rudert 4

35043 Marburg

München, 17.11.2003

Als die Deutsche und die Dresdner Bank noch IT-Händler werden wollten ...

Sehr geehrter Herr Schmidt,

vor drei Jahren hatten die Deutsche Bank und die Dresdner Bank eine vermeintlich clevere Idee: Auf dem Höhepunkt des Internet-Hype machten sie eigene E-Commerce-Shops auf, in denen ihre Kunden günstig und bequem IT-Produkte kaufen konnten. Die Deutsche Bank gründete dazu ein Joint Venture mit SAP und nannte ihren Shop "Emaro.de", bei der Dresdner Bank gab es das Gleiche in Grün unter dem Namen "Allago.de".

Die Reaktion der IT-Händler ließ nicht lange auf sich warten. Ein Aufschrei der Entrüstung ging durch ihre Reihen. Zahlreiche Fachhändler, die Kunden bei einem der beiden Geldhäuser waren, empörten sich darüber, dass ihre Hausbank ihnen Konkurrenz macht. Motto: Wer solche (Geschäfts-)Freunde hat, wozu braucht der noch Feinde? Sie selbst, sehr geehrter Herr Schmidt, hatten damals in einem Leserbrief an Computer-Partner diese Aktivitäten der Dresdner Bank als "Unverschämtheit" bezeichnet. Einige Händler kündigten damals an, ihre Konten von Dresdner und Deutsche Bank abzuziehen.

In einem offenen Brief hatte ich damals den zuständigen Dresdner-Bank-Manager Wolfgang Dambmann auf diese Problematik angesprochen (siehe ComputerPartner 21/01, Seite 3). In seiner Antwort schrieb Herr Dambmann: "Wir leben in einer Zeit massiver Umbrüche. Jeder muss an seinem Platz in seinem Unternehmen jeden Tag die Zukunft der Geschäftsmodelle neu erfinden." (ComputerPartner 23/01, Seite 78) Heute lässt sich sagen: Wo der Mann Recht hat, da hat er Recht. Der Vorstand der Dresdner-Bank hat die Zukunft des Geschäftsmodells "Allago" jeden Tag überprüft und kam irgendwann zu dem Ergebnis, dass man Wichtigeres zu tun habe. Das Resultat: Seit Anfang des Jahres ist die Allago AG eine Tochter des Versandhändlers ARP Datacon GmbH. Die Dresdner Bank konzentriert sich wieder aufs Geldzählen.

Auch die Deutsche Bank hat das Abenteuer "IT-Shop im Internet" wieder beendet. Das Joint Venture mit SAP besteht nicht mehr. Wer heute im Internet die URL "Emaro" eingibt, landet auf der Homepage "saphosting.de". Hier erfährt er, dass Emaro ein Geschäftsbereich der 100-prozentigen SAP-Tochter SAP Hosting AG & Co. KG ist und "Lösungen zur elektronischen Beschaffung von katalogbasierten Gütern und Dienstleistungen" bietet. Emaro hat sich also von dem, was es einmal war, komplett gelöst. IT-Produkte kann dort niemand mehr kaufen.

Mit ihrem Ausflug in den IT-Handel haben die Banken viel Geld verbrannt. Sicher, im Vergleich zu anderen Fehl- investitionen der Geldhäuser handelt es sich hierbei nur um Peanuts. Aber was sie auf jeden Fall geschafft haben, ist, zahlreiche Kunden aus dem IT-Handel zu verprellen und zumindest einige von ihnen auch zu verlieren. Mir ist jedenfalls aufgefallen, dass Sie auf Ihrer Homepage www.syspac.de nicht mehr die Dresdner Bank als Ihre Hausbank angeben, sondern die Commerzbank.

Die Frage, die mich in diesem Zusammenhang bewegt, lautet: Haben die Erfahrungen der Banken als IT-Händler dazu geführt, dass sie dem IT-Handel insgesamt mit mehr Interesse, Verständnis und Aufgeschlossenheit begegnen? Oder beurteilen sie im Gegenteil den IT-Handel jetzt noch kritischer?

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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