Mit freundlichen Grüßen ...

21.08.2003

ComputerPartner

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Atomic Austria GmbH

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Herrn Dr. Michael Schineis

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München, 18.08.2003

Die wahre New Economy: Ski und Computer wachsen zusammen

Sehr geehrter Herr Dr. Schineis,

vor kurzem hielt der Deutschland-Chef des Computerunternehmens Hewlett-Packard (HP), Menno Harms, einen Vortrag mit dem Titel "Die wirkliche New Economy liegt noch vor uns". Unter dem Begriff "New Economy" versteht Harms die Digitalisierung der Welt, also die Weiterentwicklung dessen, was mit der Erfindung der Digitaluhr vor 30 Jahren oder so begann.

Und wie aufs Stichwort präsentiert der Skihersteller Atomic eine Weltneuheit, nämlich eine digitale Skibindung oder wie Sie es so schön formulieren: "das weltweit erste elektronische Skibindungs-Management-System" oder in Englisch "Electronic Binding Management" (EBM). Dabei handelt es sich sozusagen um den aus dem Automobilbereich bekannten Bordcomputer, nur eben für Skibindungen. Was macht das System? Nun, EBM teilt dem Skifahrer über ein LC-Display mit, ob die Bindung korrekt geschlossen wurde, der Anpressdruck stimmt oder eine Wartung nötig ist. Wichtige Informationen, um Unfälle und Verletzungen zu vermeiden. Kostenpunkt inklusive Ski, Stöcke und Skisack: 1.000 Euro.

So toll diese Innovation ist, sie kann nur ein Anfang sein. Denn natürlich braucht der Skifahrer noch viel mehr Informationen. Zum Beispiel: aktuelle Geschwindigkeit, Höchstgeschwindigkeit, Durchschnittsgeschwindigkeit, Kilometerangaben, Gefälle in Prozent, zurückgelegte Höhenmeter sowie Anzahl der Rechts- und Links-Schwünge. Auch Informationen über die Schneebeschaffenheit und den Zustand der Piste wären hilfreich. Wenn man länger darüber nachdenkt, fällt einem sicher noch mehr ein.

Es gibt Menschen, die finden die Digitalisierung der Alltagswelt ganz fürchterlich, weil sie meinen, alles wird in das Raster 0 oder 1, schwarz oder weiß, ja oder nein, wahr oder falsch, gut oder böse, hübsch oder hässlich, dick oder dünn, groß oder klein gepresst, und die ganze Vielfalt der Möglichkeiten gehe zum Teufel. Sie meinen, die Digitalisierung der Gegenstände führe irgendwann auch zu einer Digitalisierung des Denkens und Handelns. Also zum Beispiel so, dass, wenn sich jemand am Skilift vordrängelt, mir - total digital - nur zwei Handlungsalternativen zur Verfügung stehen: Entweder ich schlage ihm die Mütze vom Kopf und trete auf ihr herum, oder ich klopfe dem Vordrängler anerkennend auf die Schulter.

Obwohl solche Befürchtungen übertrieben sind, muss man sie ernst nehmen. Daher sage ich: Die wirkliche New Economy ist nicht die Digitalisierung der Welt, sondern die Überwindung der Digitalisierung, und zwar durch Fuzzy Logic. Sie wissen schon, das ist die auf den Mathematiker Lofti Zadeh zurückgehende mehrwertige Logik, die neben den beiden Werten "wahr" und "falsch" auch Zwischenwerte (Unschärfen) zulässt. Die Fuzzy Logic kommt ja bereits in unserem Alltagsleben zum Einsatz, etwa zur Steuerung von Waschmaschinen ("ein bisschen mehr Waschpulver"), zur Regelung des Benzinverbrauchs bei Autos mit Automatikgetrieben oder auch bei Videokameras, um das so genannte Verzittern zu vermeiden.

Ich bin sicher, dass die Fuzzy Logic auch das neue Atomic-Bindungssystem noch einmal deutlich verbessern würde. Zum Beispiel mit der Information: "Du hast für mich richtig viel Geld ausgegeben. Du fährst den Berg runter wie ein Anfänger und hockst die meiste Zeit auf der Hütte. Du musst ja ein ziemlicher Depp sein."

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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