Mit freundlichen Grüßen ...

03.07.2003

ComputerPartner

Chefredaktion

Tel.: 089 36086-388

Fax: 089 36086-389

E-Mail: dsicking@computerpartner.de

Sinn-Consulting

Herrn Dieter K. Sinn

Knorrstraße 11

80807 München

München, 30.06.2003

Braucht man Computer, um besser zu sein?

Sehr geehrter Herr Sinn,

derzeit wird wieder viel über den Nutzen von IT diskutiert. Steigt durch den Einsatz von Computern wirklich die Produktivität? Muss man so viel Geld für das Gedöns ausgeben? Wie steht's mit dem Return on Investment? Das renommierte Magazin "Harvard Business Review" stellte vor kurzem mal wieder den betriebswirtschaftlichen Nutzen von Informatikinvestitionen grundsätzlich infrage, die fast ebenso renommierte "Neue Zürcher Zeitung" griff das Thema auf und widersprach. Die Chefs von Microsoft und Intel, Bill Gates und Craig Barrett, sahen sich genötigt, in die Debatte einzugreifen. Völlig klar daher, dass auch ComputerPartner seinen Senf dazu abgeben muss. Wie gewohnt schrecken wir nicht davor zurück, mit einem kontroversen Beitrag das Niveau der Diskussion anzuheben. Dieser Beitrag besteht aus folgender Geschichte:

Eine Arbeitslose bewirbt sich als Reinigungskraft bei IBM. Der Personalleiter lässt sie einen Test machen (den Boden reinigen), darauf folgt ein Interview und schließlich teilt er ihr mit: "Sie sind bei IBM eingestellt. Geben Sie mir Ihre E-Mail-Adresse, dann schicke ich Ihnen die nötigen Unterlagen." Die Frau antwortet ihm, dass sie weder einen Computer besitze noch eine E-Mail habe. Der Personalmensch antwortet ihr, dass sie ohne E-Mail-Adresse virtuell nicht existiere und daher nicht angestellt werden könne.

Die Frau verlässt verzweifelt das Gebäude mit nur zehn Dollar Reisekosten in der Tasche. Sie beschließt, in den nächsten Supermarkt zu gehen und zehn Kilo Tomaten zu kaufen. Anschließend verkauft sie die Tomaten von Tür zu Tür, und innerhalb von zwei Stunden verdoppelt sie ihr Kapital. Ermutigt durch diesen Erfolg, wiederholt sie die Aktion drei Mal und hat am Ende 160 Dollar. Ihr wird klar, dass sie auf diese Art und Weise ihre Existenz bestreiten kann, also startet sie jeden Morgen und kehrt abends spät zurück. Jeden Tag verdoppelt oder verdreifacht sie ihr Kapital.

Nach kurzer Zeit kauft sie sich einen kleinen Wagen, dann einen Lastwagen, und bald verfügt sie über einen kleinen Fuhrpark für ihre Lieferungen. Innerhalb von fünf Jahren besitzt sie eine der größten Lebensmittelketten der USA. Sie beschließt, an ihre Zukunft zu denken und einen Finanzplan für sich und ihre Familie erstellen zu lassen. Sie setzt sich mit einem Berater in Verbindung, der dann einen Vorsorgeplan erarbeitet. Am Ende des Gesprächs fragt der Vertreter sie nach ihrer E-Mail-Adresse, um ihr die entsprechenden Unterlagen schicken zu können. Sie antwortet ihm, dass sie nach wie vor keinen Computer und somit auch keine E-Mail-Adresse besitze.

Der Versicherungsvertreter schmunzelt und bemerkt: "Kurios - Sie haben ein Imperium aufgebaut und besitzen nicht mal eine E-Mail. Stellen Sie sich mal vor, was Sie mit einem Computer alles erreicht hätten!"

Die Frau überlegt und sagt: "Ich wäre Putzfrau bei IBM."

Gute Pointe, nicht wahr? Ernsthaft geht es bei dieser Diskussion vor allem um folgende Frage: Ist Informationstechnik heute noch ein Investitionsgut, dessen Einsatz einem Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil bringen kann? Oder ist IT - wie die "Harvard Business Review" meint - inzwischen eine Infrastrukturgröße wie Elektrizität und Verkehrswege, die allen im Wettbewerb stehenden Firmen gleichermaßen zur Verfügung steht und daher keinen individuellen Vorteil mehr bereithält?

Ich denke, dass von einer überzeugenden Beantwortung dieser Frage für die gesamte IT-Branche viel abhängt. Da Sie, sehr geehrter Herr Sinn, als langjähriger Berater und diplomierter Wirtschaftsingenieur Elektrotechnik sowohl die betriebswirtschaftliche als auch die technische Seite der IT sehr gut kennen, würde mich Ihre Einschätzung interessieren.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

Zur Startseite