Mit freundlichen Grüßen ...

26.06.2003

ComputerPartner

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Signum Data electronics GmbH

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Herrn Claus Fritschle

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München, 23.06.2003

"Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist" (?)

Sehr geehrter Herr Fritschle,

gerade war ich zwei Wochen im Urlaub, und was muss ich bei meiner Rückkehr auf www.computerpartner.de lesen? "Claus Fritschle meldet Insolvenz für Signum Data an." Gut, die Insolvenz muss nicht das Ende sein, aber dennoch: Dies ist sicher nichts, auf das man stolz ist.

Manche Manager sind der Auffassung, eine Pleite müsse man einfach mal erlebt haben, weil diese Erfahrung den eigenen Horizont erweitere und das berufliche Profil abrunde. Ich vermute, dass Sie, sehr geehrter Herr Fritschle, diese Einstellung für zynisch halten. Sie als Unternehmer, dessen Geld und Herzblut in der Firma stecken, haben sicherlich eine andere Bindung an Ihr Unternehmen, als dies ein von außen kommender Geschäftsführer hätte. Es würde mich wundern, wenn Sie die Insolvenz Ihres Unternehmens so cool wegstecken, wie ein angestellter Manager dies eher tun würde. Und ich kann mir gut vorstellen, dass Sie dieses Kapitel in der Firmengeschichte von Signum Data auch als persönliche Niederlage erleben.

Dennoch bin ich überzeugt, dass Sie als positiv denkender Mensch auch das Gute im Schlechten erkennen werden. Denn richtig ist: Dümmer werden Sie durch diese Erfahrung nicht. Sicher werden Sie die Gründe, die zur Insolvenz geführt haben, sehr genau analysieren und daraus für Ihre weitere unternehmerische Tätigkeit die entsprechenden Schlüsse ziehen. Lernen aus Erfahrung ist zwar bekanntlich die schmerzhafteste Art hinzuzulernen, aber eben auch die wirkungsvollste.

In solchen Situationen sagen manche, man solle nicht nach hinten, sondern nach vorne schauen. "Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist", heißt es in der Operette "Die Fledermaus" von Johann Strauss. Ich halte diesen Satz für ziemlichen Unsinn. Zumindest aus unternehmerischer Sicht. Passend dazu hat die Wissenschaft jetzt ein neues Schlagwort entdeckt, mit dem sie uns einmal mehr überrascht. Dieses neue Schlagwort heißt "Entlernen". Ähnlich wie man einen Keller von Zeit zu Zeit ausmisten müsse, um wieder neue Sachen einlagern zu können, müssten wir auch unser Gedächtnis von altem Ballast befreien, um wieder Platz für Neues zu haben. Dieses Entlernen, so die Wissenschaft, sei unglaublich wichtig, weil es die maßgebliche Voraussetzung für das heute notwendige lebenslange Lernen sei. Das renommierte Max-Planck-Institut will sogar herausgefunden haben, dass das Entlernen die berufliche Arbeit erleichtere. Dazu simulierten die Forscher Entscheidungssituationen von Managern, die sich einer Informations-flut gegenübersahen.

Wenn ich diese Theorie des Entlernens richtig verstehe, bedeutet das für Sie, sehr geehrter Herr Fritschle, dass Sie ein paar Sachen aus Ihrem Gehirn umweltgerecht entsorgen müssen, damit dort wieder Platz ist für die wichtigen Erkenntnisse, die Sie im Zusammenhang mit der Insolvenz Ihrer Firma gemacht haben. Der Haken bei der Sache: Das so genannte Entlernen ist - im Gegensatz zum Lernen - nichts, was Sie aktiv und bewusst tun können. Während Sie beispielsweise ohne Probleme zehn neue Englischvokabeln lernen können, wird es Ihnen nicht möglich sein, zehn andere zu "entlernen". Sollten Sie es versuchen, dann garantiere ich Ihnen, dass diese Wörter auch in einigen Jahren noch bombenfest in Ihrem Gedächtnis verankert sein werden.

Der Prozess des Entlernens, sagt die Wissenschaft, geschehe automatisch, und zwar so, wie alte Dateien auf einer Computerfestplatte durch neue überschrieben werden. Das ist natürlich unbefriedigend. Denn so gesehen ist das, was die Wissenschaft neuerdings als "Entlernen" bezeichnet, nichts anderes als das, was das gemeine Volk als "Vergessen" kennt. Nun gibt es bekanntlich viele Dinge, die man einfach vergessen kann, und vielleicht sogar noch mehr, die man ganz schnell vergessen sollte. Wenn Sie mich fragen, gehört die Theorie des Entlernens zur zweiten Kategorie.

Eigentlich wollte ich Ihnen nur sagen, dass ich Ihnen die Daumen drücke, was die Zukunft von Signum Data betrifft. Mit dem lüfterlosen und daher absolut geräuschlosen PC "Future Client" haben Sie ein Produkt, das seinesgleichen sucht. Es wäre ein Verlust, wenn es den "Future Client" nicht mehr gäbe.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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