Mit freundlichen Grüßen ...

08.05.2003

ComputerPartner

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Acer Computer GmbH

Geschäftsführung

Herrn Oliver Ahrens

Kornkamp 4

22926 Ahrensburg

München, 05.05.2003

Während Acer mit beiden Füßen auf dem Gaspedal steht, fährt HP im Rückwärtsgang

Sehr geehrter Herr Ahrens,

"everything is possible" - so lautet der aktuelle Slogan der TV-Werbung Ihres Konkurrenten HP. Dieser Slogan ist natürlich weder originell ("Nichts ist unmöglich - Toyota") noch wahr. Dass zum Beispiel Ahrensburg morgen nicht mehr ein Vorort von Hamburg, sondern von München ist, ist zweifelsohne nicht möglich (und womöglich auch nicht wünschenswert).

Sehr wohl möglich aber war, dass HP im ersten Quartal des Jahres 2003 in Deutschland rund 94.000 PCs, Notebooks und Server weniger verkaufte als im entsprechenden Vorjahresquartal. 94.000 Rechner - das sind nur 10.000 Einheiten weniger, als der sechstgrößte Anbieter an den Mann brachte! Der Absatzeinbruch bei HP um fast 38 Prozent (Quelle: Gartner) ist wesentlich verantwortlich dafür, dass der HP-Absatz in EMEA um 3,2 Prozent zurückging - kein Wunder daher, wenn die verantwortlichen HP-Manager aus Deutschland bei den Meetings mit ihren Kollegen aus anderen Ländern derzeit wenig zu lachen haben. Übrigens muss HP damit schon das zweite Quartal in Folge ein Absatzminus in Deutschland von mehr als 30 Prozent ausweisen.

Der Hinweis auf die wirtschaftlich schwierige Gesamtlage in Deutschland ist als Erklärung für den Absatzeinbruch nicht überzeugend. Denn der Gesamtmarkt legte zu, um 3,4 Prozent zwar nur, aber immerhin. Und mancher Hersteller konnte im ersten Quartal erhebliche Zuwächse verzeichnen. Das größte Wachstum zeigte diesmal nicht Dell, sondern Acer. Um fast 52 Prozent konnte Acer seinen Absatz ausweiten und seinen Marktanteil von 4,3 auf 6,3 Prozent verbessern.

Im Gegensatz zu den Verantwortlichen von HP können Sie, sehr geehrter Herr Ahrens, bei Konferenzen mit Ihren Kollegen aus den europäischen Ländern derzeit mit breiter Brust auftreten. Denn Acer Deutschland ist gegenwärtig eine der treibenden Kräfte von Acer in EMEA (Marktanteil Q1/03: 5,8 Prozent).

Nun lässt sich einwenden, dass es sich hierbei nur um Quartalszahlen, also Momentaufnahmen handele, der Aus-sagewert damit eher gering sei. Weil dies grundsätzlich richtig ist, werfen wir einen kurzen Blick auf die Situation im Vorjahr. Und da zeigt sich, dass das erste Quartal dieses Jahres mehr oder weniger die Fortsetzung des Gesamtjahres 2002 ist. Damals hat HP nach Angaben der Marktforscher von IDC rund 15 Prozent weniger und Acer 30 Prozent mehr abgesetzt als im Vorjahr.

Vor dem Hintergrund des außerordentlichen Erfolgs von Acer im PC-Markt in Deutschland und anderswo ist es interessant sich daran zu erinnern, dass Acer-Gründer Stan Shih noch vor zwei Jahren angekündigt hatte, die Firma "zu einem reinen Serviceunternehmen" umzubauen. Diese Ankündigung wurde aber nicht in die Tat umgesetzt. Stattdessen erklärte Ihr Vorgänger und der heutige Europa-Manager Walter Deppeler im ComputerPartner-Interview auf der Cebit, dass die Konzentration auf den Hardwarevertrieb der wesentliche Grund für Acers Erfolg sei - und man strebe auch weiterhin kein Engagement im Servicegeschäft an.

Ich denke, dass Acer allmählich die Position im deutschen PC-Markt einnimmt, die das Unternehmen nach eigenem Anspruch schon längst hätte belegen müssen. Stellt sich natürlich die Frage, wie geht?s weiter mit Acer in Deutschland? Welche Ziele haben Sie sich gesetzt und wie wollen Sie sie erreichen? Was ist noch möglich für Acer? "Realistisch" möglich natürlich. Oder glauben Sie auch, dass "alles möglich ist"?

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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