Mit freundlichen Grüßen ...

02.05.2003

ComputerPartner

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Logitech GmbH

Geschäftsführung

Herrn Gregor Bieler

Gabriele-Münter-Straße 3

82110 Germering

München, 28.04.2003

Ist Logitech die perfekte Firma?

Sehr geehrter Herr Bieler,

gerade in schlechten Zeiten ist der Bedarf an guten Nachrichten groß. In Gesprächen mit Vertretern der Branche höre ich daher immer wieder, wir sollten mehr Positives schreiben. "Gute Idee", sage ich dann, "reden wir also über Ihre Firma." Leider stellt sich dann häufig heraus, dass diese Firma momentan nicht den Stoff bietet, aus dem die positiven Geschichten sind. Aber Gott sei Dank gibt es ja Logitech, und so können wir endlich mal wieder eine positive Unternehmensgeschichte veröffentlichen (sie steht auf Seite 10 dieser Ausgabe).

Ernsthaft, da kann man neidisch werden: Zum fünften Mal in Folge ein Rekordjahr, den Umsatz um 17 Prozent, den Reingewinn um 32 Prozent, den Absatz von Produkten mit dem Label "Logitech" um 19 Prozent gesteigert - das sind Werte, die sich sehen lassen können. Für dieses Jahr stehen die Zeichen weiterhin auf Wachstum. Auch das Image beim Fachhandel scheint gut zu sein. Ist Logitech also die perfekte Firma?

Gut, man kann nicht alles schaffen. So hatten Sie im vergangenen Jahr angekündigt, im Segment der Lautsprecher die Konkurrenz das Fürchten zu lehren. Nichts weniger als die Marktführerschaft wollten Sie bis Ende 2002 erreichen. Das ist Ihnen nach meinen Informationen weder beim Wert noch beim Absatz gelungen. Marktführer Creative führt nach wie vor mit über 20 Prozent (Wert) und 11 Prozent (Stück), wohingegen Logitech zusammen mit der Tochtermarke Labtec bei 8 (Wert) beziehungsweise 3 Prozent (Stück) stagniert.

Naja, man kann nicht überall Spitze sein, und wer sich viel vornimmt, dem kann auch viel misslingen. Zudem wäre es ein Wunder, wenn sich alle 91 neuen Produkte, die Logitech im vergangenen Jahr auf den Markt gebracht hat (weltweit, wie man dazu sagen muss), als Verkaufsschlager entpuppt hätten. Nehmen wir zum Beispiel den digitalen Stift "io". Mein Kollege Christian Töpfer aus unserem Produktressort hatte die Markteinführung des Schreibgerätes mit viel Skepsis begleitet und ihm keinen großen Verkaufserfolg vorhergesagt (ComputerPartner 47/02, Seite 8). Ihre ohnehin energische Marketingleiterin Katja Schleicher hatte Herrn Töpfer daraufhin energisch zunächst wider- und ihm dann versprochen, sich zu melden, wenn der Zehntausendste "io"-Stift in Deutschland verkauft ist (ComputerPartner 49/02, Seite 8).

Bis heute haben wir in dieser Angelegenheit von Frau Schleicher noch nichts gehört. Das kann zweierlei bedeuten: Entweder ist das Wiedervorlagesystem von Frau Schleicher noch nicht ausgereift, oder die Marke von 10.000 verkauften Stück ist noch nicht erreicht. Derzeit versuchen Logitech-Promotoren mit einem Riesen-Werbetamtam in vielen Media- und Saturn-Märkten sowie T-Punkten im ganzen Bundesgebiet die Leute für den "io" zu begeistern. Vielleicht klappt's ja dann. 15.000 Stück wollten Sie im ersten halben Jahr verkaufen. Das halbe Jahr ist jetzt bald um. Aber es ist klar: Im Gegensatz zu einer Maus ist der "io" ein erklärungsbedürftiges Produkt, das sich nicht allein verkauft (VK: 249 Euro).

Also noch einmal die Frage: Ist Logitech die perfekte Firma? Sicher nicht. Die perfekte Firma gibt es natürlich nur als Idee, der man sich mehr oder weniger annähern kann. Aber wie es aussieht, ist Logitech derzeit ziemlich nah dran.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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