Mit freundlichen Grüßen ...

10.04.2003

ComputerPartner

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Philips GmbH

Geschäftsführung

Herrn Walter Conrads

Steindamm 94

20099 Hamburg

München, 07.04.2003

Schade, dass Philips keine PCs mehr baut

Sehr geehrter Herr Conrads,

viele glauben, um einen Markt aufzurollen und Marktanteile zu gewinnen, müsse man eine preisaggressive Vermarktungsstrategie verfolgen. Dass dies Mumpitz ist, beweist auf eindrucksvolle Weise Philips mit seiner Kaffeemaschine "Senseo". Sie haben das Produkt im Oktober vergangenen Jahres auf den deutschen Markt gebracht und innerhalb nur eines halben Jahres eine halbe Million Stück davon verkauft. In dieser Zeit haben Sie Ihren Marktanteil im Segment Kaffeemaschinen von 11 auf 30 Prozent verdreifacht. Respekt!

Dabei ist der Senseo kein billiges Vergnügen. 70 Euro muss man für die Hardware auf den Tisch des Hauses legen. Dazu kommen die Kaffeepads, von denen man für jede Tasse eines braucht. Knapp 3 Euro kostet das Päckchen mit 18 Stück (das herkömmliche 500-Gramm-Paket Kaffee kostet 4 bis 4,50 Euro und gibt wesentlich mehr Tassen her).

Dieser sensationelle Erfolg der Senseo-Kaffeemaschine zeigt auf beeindruckende Weise, wie Marktanteilsgewinne möglich sind, ohne dass man sich damit selbst ruiniert. Voraussetzung ist natürlich ein Produkt, das exakt die Bedürfnisse der Verbraucher trifft und das ein erkennbares Alleinstellungsmerkmal hat. Eine Philips-Sprecherin erklärte die überwältigende Akzeptanz des Senseo damit, "dass der Verbraucher auch in einer solch konsumbelasteten Zeit wie heute bereit ist, mehr zu zahlen, wenn er dafür Innovation bekommt". Was sie natürlich meinte, ist, dass der Verbraucher nach wie vor bereit ist, für sinnvolle und nützliche Innovation Geld auszugeben. (Für Innovationen "an sich" zahlt der Konsument keinen Cent.) Es ist eine Binsenweisheit, dass man sich dazu intensiv mit dem Verbraucher und seinen Wünschen und Bedürfnissen - vielleicht auch seinen Träumen - beschäftigen muss. Was Kaffee betrifft, ist es nun einmal so, dass der Verbraucher am liebsten eine frisch aufgebrühte Tasse Kaffee trinkt. Bisher war dies eigentlich nur mit dem klassischen Handfilter für die Tasse möglich. Der Senseo ist quasi der Handfilter in Maschinenform.

Über den hervorragenden Absatz der neuen Philips-Kaffeemaschine freuen sich natürlich auch die Händler. Ich meine, dass dies das Beste ist, was ein Hersteller für seine Vertriebspartner tun kann: ihnen wettbewerbsfähige Produkte anzubieten, mit deren Vermarktung sie etwas verdienen können.

Ich habe mich, als ich mich über die Senseo-Kaffeemaschinen etwas schlauer machen wollte, auf der Philips-Homepage umgesehen, und ich war erstaunt über die Fülle von tollen, nützlichen und auch optisch pfiffigen Produkten. Zum Beispiel die neue elektrische Zahnbürste "Sonicare" mit Schallwellentechnologie, die coolen Audiosysteme der Reihe "Emotive Micro", die Universalfernbedienung "Pronto" oder aus dem IT-Bereich der neue mobile TFT-Monitor "DesXcape" für das ortsunabhängige Arbeiten vom PC.

Als Philips vor etwa zehn Jahren aus der PC-Herstellung ausgestiegen ist, hat dies kaum jemand als Verlust empfunden. Vor dem Hintergrund des heutigen Ideenreichtums und der Innovationskraft von Philips stellt sich die Lage anders dar. Eine solche Firma könnte die Branche gut gebrauchen.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

Chefredakteur

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