Multichannel-Handel, ein Ratgeber

Mit innovativen Ideen Kunden in die Läden zurückholen

Yvonne Göpfert ist als freie Journalistin in München tätig.

Problem Backoffice

Ein anderes Problem, mit dem sich Händler derzeit herumschlagen müssen: Die alten ERP-Systeme bilden modernen Multichannel-Handel kaum ab. Entweder lassen sich Preise nur für ein System ausspielen oder der Warenbestand nicht für online und offline abgleichen. Und Bonuskarten können nicht oder nicht online und offline gleichermaßen verwaltet werden.

Microsoft Dynamics AX

Impuls, Spezialist für prozessorientierte ERP-Lösungen, zeigt auf seiner Hausmesse Retail Future World, wie die Prozesse verzahnt sein müssen und was das ERP-System dahinter leisten muss. So können Läden in Zukunft mit Videosystemen ausgerüstet werden, die Besucher zählen und mit den Besuchszeiten koppeln. Das Videosystem, das Impuls vorstellt, soll dabei nur rund 500 Euro und damit ein Viertel dessen kosten, was für solche Systeme bisher veranschlagt wurde. Im Laden selbst sollte man Kinect-Konsolen verbauen, die feststellen, wie oft Kunden ein Produkt aus dem Regal nehmen und wie lange sie es in der Hand halten und begutachten. Damit wird es endlich möglich, zu messen, warum eine Kampagne nicht erfolgreich verkauft hat. Lag es am Produkt oder an der Kampagne?

Alle Produkte - im Laden und online - werden über Microsoft Dynamics AX verwaltet. Damit lassen sich alle Preise ominchannel aussteuern. Das Kassensystem wiederum kennt alle Preise und Rabattaktionen. Bonuskarten wiederum können über alle Systeme hinweg gebucht und genutzt werden. Michael Ferschl, Geschäftsführer von Impuls, sagt, dass ich der komplette Systemwechsel zu Microsoft Dynamix ab 50 Mio Euro Jahresumsatz rechne.

SAP HANA Customer Activity Repository Rapid Deployment Solution

Auch SAP scheint langsam auf die veränderten Anforderungen des Handels zu reagieren. Anfang Dezember 2014 stellte SAP die vorkonfigurierte Version der SAP HANA Customer Activity Repository Rapid Deployment Solution vor, die eine einfachere Implementierung von Multichannel-Anwendungen ermöglichen soll. Mit der Lösung bekommen Einzelhändler zentralen Zugriff auf alle relevanten Kunden- und Bestandsdaten, die bislang auf verschiedene, unabhängige Anwendungen verteilt waren. Mit schnellen vorausschauenden Analysen auf Basis von In-Memory-Technologie ermöglicht SAP Customer Activity Repository die Berechnung der Kundennachfrage auf allen Kanälen und stellt den Händlern Echtzeitinformationen und Analysedaten bereit.

Auf der Grundlage vorkonfigurierter Analysen gibt die SAP-Lösung in Echtzeit Aufschluss über unternehmensweite Kennzahlen wie Umsätze, Bestand und Effektivität der einzelnen Verkaufskanäle. Damit liefert die Lösung wertvolle Erkenntnisse, die Einzelhändler für Entscheidungen im Hinblick auf das Sortiment, Werbeaktionen und die Preisgestaltung nutzen können. So können sie eine optimale Warenverfügbarkeit sicherstellen und profitieren von einer umfassenden Sicht auf Kundendaten. Diese Gesamtsicht macht es möglich, Kunden über alle Kanäle hinweg einheitlich anzusprechen und zugleich die Effizienz der Abläufe, die Rentabilität und die Markenwahrnehmung zu verbessern.

Salesforce plus ERP-Apps

Doch Microsoft und SAP sind große Lösungen, die sich nicht für jeden Händler rechnen. Flexibler und für kleine Budgets besser geeignet ist die Cloud-Plattform von Salesforce. In Salesfroce sind bereits alle Kundendaten für eine gezielte Kundenansprache gespeichert. Per App lasen sich ERP-Daten ergänzen. Somit können Salesforce-Nutzer über die gesamte Customer Journey hinweg ihre Kunden gezielt ansprechen. Unter anderem gibt es bereits Microsoft Dynamics und Sage als App für Salesforce.

Zudem hat sich Salesforce mit der Telekom zusammengetan, um eine Händler-Plattform in Deutschland zu launchen. In den USA wurde Salesforce for Retail bereits im Sommer vorgestellt. Sie soll stationären Händlern eine stärkere Kundenbindung via Internet und Mobilgeräte bringen. Der Kunde installiert die App des Händlers und gewährt Zugriff auf seinen Standort. Der Händler erhält Daten zum Standort des Kunden, Daten über frühere Einkäufe und Shopping-Vorlieben aufgrund von Postings in sozialen Netzwerken oder persönliche Daten wie Jahres- und Geburtstage. Damit können Händler zielgerichtet Kampagnen fahren. Außerdem soll der Händler Empfehlungen auf Basis der letzten Tweets eines Kunden versenden können.

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