Mit Medion unterwegs

30.03.2007
In der vergangenen Ausgabe berichteten wir davon, dass Medion mit dem Fachhandel ins Geschäft kommen will. Stellt sich die Frage, ob die Produkte überhaupt etwas taugen. Fachhändler und "CP product expert" Harald Wulfken hat das Navi-System getestet.

Die Verpackung des „Medion 96130“ ist mit der Beschriftung ein wenig überfrachtet, aber sonst in Ordnung. Den aufgedruckten Systemvoraussetzungen ist zu entnehmen, dass Windows 2000 XP oder Vista und ein Intel-Pentium 750 MHz oder höher sowie ein DVD-ROM-Laufwerk, eine USB-Schnittstelle und ein Zwölf-Volt-Zigarettenanzünder benötigt werden. Vermutlich sollen diese Komponenten, abgesehen vom Zigarettenanzünder, in einem PC installiert sein. Also nicht geeignet für PCs mit AMD-CPU, oder?

Im Karton befinden sich außer dem 96130 eine stabile Saugfußhalterung, eine DVD mit Software, Kartenmaterial und Anleitung, ein USB-Kabel und ein Anschlusskabel für den Zigarettenanzünder. Neben Kurzbedienungsanleitung und Garantiekarte findet man auch nützliche Broschüren, die Auskunft über das verfügbare Zubehör geben, sowie zwei Gutscheine: einen über fünf Euro, der beim Kauf einer Navifit-Einbaulösung eingelöst werden kann, und einen über zehn Euro, der bei einer Bestellung des morepoi-POI-Warners verrechnet werden kann.

Die äußere Erscheinung des Navis ist unspektakulär-schlicht. Oben rechts am Gehäuse befindet sich der Ein-/Aus-Schalter, links gegenüberliegend ein Anschluss für eine externe Antenne. An der rechten Seite sind ein Speicherkartenschacht und ein Kopfhöreranschluss angebracht. Der USB-Anschluss befindet sich an der Gehäuseunterseite und dient auch als Anschluss für die Stromversorgung.

Schnelle Kontaktaufnahme

Nach dem Einschalten und Starten der Navigationssoftware GoPALl fand sich das 96130 erstaunlich schnell zurecht. Obwohl es offenbar zuletzt im westdeutschen Raum eingeschaltet war, hatte es nach wenigen Minuten seine ungefähre Position ermittelt. Die Bedienungs- und Installationsanleitung für die Software gibt es nur auf der mitgelieferten DVD. Da mit dem Testgerät keine Speicherkarte geliefert wurde und die Software sowie das Kartenmaterial für Deutschland und Umgebung bereits installiert waren, wurde auf eine Neuinstallation verzichtet. Da das Navi über das beiliegende USB-Kabel auch mit Strom versorgt und geladen wird, kann man sofort nach dem Auspacken mit der Installation beginnen und sich mit dem Gerät vertraut machen, ohne es umständlich zunächst im Auto aufzuladen.

Intuitive Bedienung

Die Benutzeroberfläche macht einen aufgeräumten Eindruck, und die Bedienung erfolgt intuitiv. Für die Routenberechnung, die sehr zügig erfolgt, stehen die Varianten schnell, kurz und ökonomisch zur Verfügung. Obwohl neben der Routenplanung fürs Auto auch Fußgänger- und Radfahrermodus möglich sind, ist der Detaillierungsgrad des Kartenmaterials eher für die Benutzung mit dem Kfz ausgelegt.

Bei dem Versuch, eine Route in die Umgebung von Wien zu planen, bot die GoPAL-Software als möglichen Zielpunkt nur noch die Ortsmitte an, verweigerte dann aber die Routenberechnung. Auch Routen nach Italien waren nicht möglich, obwohl sich Italien bei der Zieleingabe auswählen ließ. Ob sich diese Situation bei Verwendung einer zusätzlichen Speicherkarte anders darstellt, kann nur vermutet werden, da eine passende Speichererweiterung nicht zum Lieferumfang gehört.

Ansagen zu leise

Bei unserer weit über 1.000 Kilometer langen Testfahrt hat uns der elektronische Lotse präzise und richtig geführt. Obwohl die Routeninformationen wie verbleibende Fahrzeit, voraussichtliche Ankunftszeit und verbleibende Kilometer ständig eingeblendet werden, ist der Bildschirm nicht zugepflastert, und es bleibt immer Platz für einen lesbaren Kartenausschnitt.

Die Informationen zu anstehenden Aktionen wie Abbiegen oder Wechsel der Autobahn kommen rechtzeitig und präzise, auch als Ansage. Hier liegt allerdings auch die einzige Schwachstelle des 96130. Die Ansagen sind viel zu leise. Selbst bei dem wirklich niedrigen Geräuschpegel in unserem „Sternenkreuzer“ waren die Ansagen ab einer Fahrgeschwindigkeit von 120 km/h nicht mehr zu hören. Aufs Radiohören musste zur Gänze verzichtet werden.

Im Nachtbetrieb erregt das Navi dadurch Aufsehen, dass es etwa fünf Kilometer vor einer Kreuzung oder Autobahnkreuz „aufblendet“. Diese eigentlich gute Eigenschaft kann aber nach längerer Nachtfahrt doch irritierend wirken, da das Display plötzlich ziemlich grell aufleuchtet.

Besonders gefiel die schnelle und gute Reaktion des 96130 auf Abweichungen von der berechneten Route. Für den Fall, dass man, aus welchen Gründen auch immer, der Planung nicht folgen kann oder will, hat das 96130 stets bessere Alternativen bereit als „Bei der nächsten Gelegenheit bitte wenden“.

Zusätzlich zu Navigation bietet das 96130 einen Picture Viewer und einen europaweiten Polyglott-Reiseführer, der zwar den gedruckten nicht ersetzen kann, aber viele Informationen zu den großen Städten bereithält und besonders dann, wenn man unvorhergesehen auf Reisen gehen muss, fürs Erste recht hilfreich sein kann.

Distribution über Komsa

Die Distribution des Navis erfolgt mit modifizierter Ausstattung unter der Modellbezeichnung „PNA315“ über Komsa. Laut eigenen Angaben wird Komsa auch das Zubehör ins Programm nehmen. Das Gerät mit dem im Test beschriebenen Lieferumfang wurde von Aldi für 199 Euro angeboten.

Der angestrebte Verkaufspreis über Komsa sowie die ausführliche Benotung der einzelnen Testkriterien sind aus der ausführlichen Excel-Testtabelle ersichtlich.

Mein Fazit: Das richtige Gerät für denjenigen, der schnell loslegen will und keinen großen Wert auf Sprachausgabe legt. BW

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