Mit Online-Inhalten auf Kundenfang

14.09.2000
Unternehmen, die ihre Website als erfolgreiches Kundenbindungsinstrument nutzen wollen, benötigen attraktive Inhalte. Jetzt kommen auch in Deutschland die ersten Content-Broker auf den Markt, die die Mehrfachverwertung und den Handel mit Online-Inhalten organisieren, weiß Tanja Wallrabenstein*.

Attraktive Inhalte sorgen für hohe Besucherzahlen auf der Homepage. Die großen Website-Betreiber haben die Zeichen der Zeit bereits erkannt: Inzwischen gibt es kaum noch Suchmaschinen, Portalsites oder E-Commerce-Shops, die ihr Angebot nicht mit aktuellen Nachrichten aus den verschiedensten Bereichen anreichern und so dafür sorgen, dass ihre Webseite für die Surfer attraktiv bleibt. Auf zahlreichen Homepages von Industrie-, Dienstleistungs- und Handelsunternehmen finden die Kunden dagegen häufig nur spärliche Informationen oder Nachrichten mit nur geringem Nutzen. Dass sich dies durchaus geschäftsschädigend auswirken kann, haben inzwischen viele Firmen erkannt. Denn wer seine Kunden in der virtuellen Welt unzureichend berät, wird große Mühe haben, diesen Imageschaden wieder wettzumachen.

Serviceangebot: gefilterte Informationen

Bietet aber beispielsweise ein Systemhaus auf seiner Website neben ausführlichen Informationen über das eigene Leistungsangebot auch regelmäßig aktualisierte Nachrichten über Trends und Neuigkeiten aus der IT-Branche, werden die Surfer diesen Service zu schätzen wissen. Das gleiche gilt für den Fachhandel - zumal dann, wenn die Inhalte wirklich präzise auf den Informationsbedarf der eigenen Kunden zugeschnitten sind. Auch hier wird ein umfassendes Informationsangebot auf der Homepage immer wichtiger, denn bevor die Kunden das Geschäft betreten, nutzen sie in zunehmendem Maße das Internet, um sich über Marktentwicklungen und das gewünschte Produkt zu informieren. Und wer sich bereits in dieser Informationsphase als kompetenter Partner präsentieren kann, der hat erfahrungsgemäß gute Aussichten, wenn es später um den Geschäftsabschluss geht.

Bislang kosteten attraktive, zielgruppenspezifische Online-Inhalte allerdings viel Zeit und Geld. Denn dies bedingte entweder eine eigene Online-Redaktion, oder die Inhalte mussten bei verschiedenen Content-Produzenten eingekauft werden. Selbst für größere Unternehmen mit eigenen Internet-Abtei- lungen ist der damit verbundene Aufwand zu hoch. Schließlich erfordert es genaue Marktkenntnisse, um zu wissen, wer die geeigneten Inhalte liefert. Es müssen Verträge mit unterschiedlichen Anbietern ausgehandelt und verschiedene technische Voraussetzungen bei der Integration der Inhalte in die eigene Homepage berücksichtigt werden.

In letzter Zeit sprießen immer mehr Firmen aus dem Boden, die die Mehrfachverwertung von Inhalten - auch Content-Syndication genannt - zu erschwinglichen Preisen anbieten. Nachdem in den USA Anbieter wie Isyndicate oder Infospace dieses Geschäftsmodell schon seit einiger Zeit mit Erfolg praktizieren, kommen nun auch in Deutschland die ersten Makler für Web-Inhalte auf den Markt. Zu den Pionieren gehören die Münchener Tanto AG, die Hamburger 4Content AG und die vom Münchener Verleger Rainer Rossipaul gegründete Firma Econtent Services (ECS), die sich vom Lizenzgeber der Inhalte bezahlen lässt.

Unterschiedliche Abrechnungsmodi

Zum Angebot von ECS gehören derzeit Nachschlagewerke, Lernprogramme, Lifestyle- und Sportinfos, aktuelle Nachrichten, Verbraucherinformationen und Kinderspiele. Dabei gilt als Grundmaxime, so Rossipaul, dass ECS lediglich als Vermittler im Erfolgsfall honoriert wird. Die Hamburger 4Content vermittelt rund 500 Content-Objekte, thematisch untergliedert in verschiedene Bereiche wie zum Beispiel Wirtschaft, Politik, Lifestyle und Unterhaltung. Die Höhe des Preises hängt dabei von der Reichweite der Seite und der Qualität der Zielgruppe ab. 4Content erhält eine Verkaufsprovision von den Anbietern. Die Tanto AG betreibt eine Handelsplattform für Online-Inhalte im Internet. Sie finanziert sich zwar auch über Provisionen, das Abrechnungsmodell unterscheidet sich jedoch von dem der Mitbewerber. Über den Content-Shop im Internet können die Kunden Inhalte selbst per Mausklick ordern und sofort in die eigene Homepage integrieren. Abgerechnet wird nach dem "Pay-per-View-Prinzip, "das heißt, der Kunde zahlt nur für die Inhalte, die von den Usern seiner Homepage tatsächlich genutzt werden. Für journalistische Inhalte wie zum Beispiel aktuelle Nachrichten aus Politik, Wirtschaft oder Lifestyle fallen dabei zwischen einem und vier Pfennig pro Abruf an. Neben redaktionellem Content bietet Tanto aber auch Online-Produktinformationen und eröffnet damit den Herstellern einen einfachen und schnellen Weg, diese effizient zu verbreiten und möglichst nahe der Kaufentscheidung - nämlich auf den Websites der Händler - zu platzieren. Solche PR-Inhalte, bei denen die Hersteller an qualifizierten Kontakten interessiert sind, sind für die Abnehmer natürlich kostenfrei. Die Fachhändler haben so die Möglichkeit, ihren Kunden ohne zusätzlichen finanziellen Aufwand einen nützlichen Service zu bieten.

www.tanto.de

*Tanja Wallrabenstein, ist Vorstandsmitglied und Mitbegründerin der Tanto AG.

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