Das Prinzip der minimalen Führung

Mit weniger Aufwand mehr Wirkung erzielen

14.09.2009
Wenn Manager ihre Führungsaufgaben mit einem geringeren Einsatz Zeit und Energie angehen, können Sie bessere Erfolge erzielen. Wie das im Tagesgeschäft funktioniert, zeigt Klaus Kissel*.

"Wie soll ich das alles schaffen?" Diese Klage hört man oft von Führungskräften - gerade in der aktuellen Wirtschaftssituation. Teilweise zu Unrecht! Denn viele Führungskräfte könnten mit einem geringeren Aufwand an Zeit und Energie eine höhere Wirkung erzielen. Davon ist Klaus Kissel, Geschäftsführer des ifsm Institut für Salesmanagement, Urbar (bei Koblenz), überzeugt.

Herr Kissel, bereits vor drei Jahren erschien Ihr Buch "Das Prinzip der minimalen Führung", aber erst jetzt bietet ifsm gleichnamige offene Seminare an. Warum?

Klaus Kissel: Die Frage "Wie schaffe ich meine Arbeit?" hat für Führungskräfte in den letzten Monaten aufgrund der Wirtschaftskrise an Brisanz gewonnen. Wir hören von ihnen zunehmend die Klage "Ich stoße an meine Belastungsgrenzen", da aus den Umstrukturierungen, die sich in der Wirtschaft aktuell vollziehen, auch neue beziehungsweise zusätzliche Anforderungen an die Führungskräfte resultieren.

Und das "Prinzip der minimalen Führung" hilft ihnen, diese Anforderungen zu meistern?

Kissel: Ja, denn dieser Führungsansatz zielt darauf ab, die Fähigkeit der Mitarbeiter, sich im Arbeitsalltag selbst zu führen, zu stärken, so dass ihnen auch mehr Verantwortung übertragen werden kann. Gelingt dies, dann gewinnt die Führungskraft Zeit - und zwar Zeit für ihre eigentlichen Führungsaufgaben.

Was zu einer Entlastung führt?

Kissel: Richtig. Denn wenn die Mitarbeiter weitgehend eigenverantwortlich ihren Job erledigen und im Alltag selbst sehen, was es zu tun gilt, dann landen nicht nur weniger Aufgaben auf dem Tisch der Führungskräfte, sie müssen auch seltener korrigierend eingreifen. Dadurch sinken das Arbeitsvolumen und die Arbeitsbelastung. Also haben die Führungskräfte auch wieder mehr Zeit und Lust, ihre eigentlichen Führungsaufgaben wahrzunehmen, die sie heute vielfach als Last empfinden. Beim Prinzip der minimale Führung geht es also letztlich um die Frage: Wie schaffe ich es als Führungskraft, meine Zeit und Energie möglichst effektiv zu nutzen und die größtmögliche Wirkung zu erzielen? Oder anders formuliert: Wie kann ich brennen ohne auszubrennen?

Ist die Gefahr auszubrennen bei Führungskräften groß?

Kissel: Zweifellos, weil die Anforderungen gestiegen sind. Deshalb müssen sich Führungskräfte ja fragen, inwieweit ihre gewohnten Denk- und Verhaltensmuster dem veränderten Unternehmens- und Führungsalltag noch angemessen sind?

Ist der Gedanke, Führungskräfte könnten mit weniger Arbeit oder einem geringeren Energieaufwand mehr erreichen, nicht eine Fiktion?

Kissel: Nein, denn viele Führungskräfte verschwenden zum Beispiel noch viel zu viel Zeit mit Fachaufgaben und Details, statt sich auf ihre Kernaufgaben, also ihre Steuerungs- und Führungsaufgaben zu besinnen und diese konsequent wahrzunehmen. Sie arbeiten am Detail mit und sind Experte für alles - anstatt das Expertenwissen beim Mitarbeiter mehr auszubauen oder auch mehr zu nutzen.

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