Mit XML aus der Nische

15.04.1999

FRAMINGHAM: Objektorientierte Datenbank-Management-Systeme haben seit Mitte der 90er Jahre zwar beträchtliche Marktanteile gewonnen. Doch der große Durchbruch soll ihnen noch bevorstehen. Die Zauberwaffe vieler Anbieter ist die neue Beschreibungssprache XML.Objektorientierte Datenbank-Managementsysteme (ODBMS) führten lange Zeit ein Nischendasein. Denn sie haben zwar keine starren Strukturen und kommen damit der wachsenden Komplexität von Geschäftsanwendungen entgegen. Allerdings setzten sie meist so profunde Kenntnisse objektorientierter Sprachen und Entwicklungstechniken voraus, daß viele EDV-Abteilungen sich statt dessen Packed-Applications und Datawarehousing-Produkten zugewendet haben.

Mit der Integration von XML (Extensible Markup Language) als Erweiterung und professionelle Alternative des Web-Standards HTML könnten OO-Datenbanken aus ihrer Nische herausfinden. Laut IDC weist

ODBMS-Software nicht zuletzt dank XML und der explosionsartigen Zunahme von Internet-Aktivitäten seit 1997 jährliche Wachstumsraten von über 40 Prozent und mehr auf. Den Prognosen des Marktforschungsinstituts zufolge werden die Umsätze mit ODBMS von 128 Millionen Dollar im Jahr 1997 bis 2002 auf rund 831 Millionen Dollar ansteigen. Voraussetzung für ein ungebremstes Wachstum sei allerdings, daß die Anbieter von objektorientierten Datenbank-Managementsystemen bei der Entwicklung ihrer Produkte nicht mehr nur den hochtechnisierten Endverbraucher anvisierten, sondern auch Systemintegratoren und Anwender mit weniger ausgeprägten Spezialkenntnissen.

XML bietet den Vorteil, daß sich durch Tags (Marken) der Datentyp eines jeden Objektes in der offenen Struktur eines ODBMS-Datensatzes beschreiben läßt. So gehen führende Hersteller von objektorientierten oder objektrelationalen Datenbanken (Mischsystemen aus relationalen und objektorientierten Datenbanken) wie Object Design, Poet, Oracle und Informix schon dazu über, XML in ihre Systeme einzubinden. Andere Anbieter wie Objectivity meinen, daß eine Integration von XML erst dann sinnvoll sei, wenn sich die verschiedenen Industrien auf einheitliche Definitionen für die Dokumententypen geeinigt hätten. Dem halten die XML-Befürworter in der ODBMS-Gemeinde entgegen, daß solche Definitionen nur in Business-to-Business-Transaktionen von Relevanz seien, nicht aber bei Web- und E-Commerce-Anwendungen. (kh)

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