Der japanische Telekom-Konzern KDDI hat eine Technologie entwickelt, die Daten von Handy-Bewegungssensoren mit hoher Präzision analysieren kann. Die Lösung soll unter anderem an Manager und Arbeitsagenturen verkauft werden, berichtet die BBC. Wenngleich es für die Technologie durchaus positives Nutzungspotenzial gäbe, droht sie somit zu einem Überwachungstool zu werden.
KDDI zufolge kann beispielsweise genau ermittelt werden, ob eine Reinigungskraft auch fleißig den Boden schrubbt, Mistkübel leert oder nur untätig herumsteht. Die Daten verschiedener Nutzer werden dabei in einem Hauptquartier zentral erfasst. Entsprechend skeptisch sehen Menschenrechtler die Entwicklung.
Schon dieses Jahr wird Schätzungen zufolge jedes dritte Handy Bewegungssensoren haben. Die KDDI-Technologie verspricht nun die Möglichkeit, mittels solcher Geräte detailliert zu bestimmen, ob der User beispielsweise geht, läuft, den Boden kehrt oder andere komplexe Handlungen ausführt. Dazu kommt Analysesoftware auf einem Server beispielsweise in einem Unternehmenshauptsitz zum Einsatz.
"Fürsorgliches, bemutterndes Werkzeug"
"Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir Managern anbieten können, das Verhalten ihrer Mitarbeiter genauer zu analysieren", sagt Hiroyuki Yokoyama, Leiter des Bereichs Web Data Research bei KDDI. Freilich soll das System dem Unternehmen zufolge nicht nur Vorgesetzten die Überwachung erleichtern, sondern auch Mitarbeitern dazu dienen, ihre Arbeitseffizienz zu steigern. Letzteres freilich ist wohl genau das, worauf Unternehmen aus sind.
Yokoyama zufolge sieht KDDI das System als fürsorgliches, bemutterndes Werkzeug und nicht als Big-Brother-Lösung. Kritiker sehen das freilich anders. "Damit werden Menschen wie Maschinen behandelt, wie Vieh, das kontrolliert und bewacht werden muss", meint der Menschenrechtsanwalt Kazuo Hizumi. Ein derartiges Überwachungssystem sei hochgradig unverantwortlich. Allerdings würden solche Lösungen und die damit verbundenen Beschneidungen der Rechte Einzelner gerade in Japan all zu leicht hingenommen.
Auch Philip Sugai, Leiter des Mobile Consumer Lab an der International University of Japan, warnt vor den negativen Auswirkungen der Mitarbeiterüberwachung mit der KKDI-Technologie. Dabei sieht er die Entwicklung grundsätzlich sogar als sehr wertvolle Innovation. Er verweist beispielsweise auf Telemedizin als Anwendungsbereich, wo genaue Daten über die Bewegungen eines Users von großem Vorteil sein können. (pte/tö)