Mitarbeiterportale: Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft

06.03.2003
Es ist nicht nur eine Frage der Kosten, dass Mitarbeiterportale bei den meisten Unternehmen vernachlässigt werden. Jeder zweite Firmenchef glaubt vielmehr, dass die Akzeptanz der Mitarbeiter zu gering sei.

Die Möglichkeiten von Mitarbeiterportalen werden bisher von den meisten deutschen Unternehmen noch längst nicht ausgeschöpft. Insbesondere die Personalarbeit mittels Internet befindet sich trotz technologischem Fortschritt noch immer in einem frühen Evolutionsstadium. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Marktforschungsinstituts Cap Gemini Ernst & Young und des Fachbereichs Medienwirtschaft der Fachhochschule Wiesbaden, an der sich 83 große deutsche Unternehmen beteiligten.

Bestehende Infrastruktur kein Hemmschuh

Portale führen bestehende Anwendungen und Daten beispielweise aus dem Personalbereich zusammen und machen sie über eine Internetseite zugänglich. Mitarbeiter können so Informationen der Personalabteilung erhalten, nach Weiterbildungsmöglichkeiten suchen oder ihre persönlichen Daten wie Adressen oder Bankverbindungen selbst pflegen. Die nötige technische Infrastruktur sei dabei für die meisten kein Problem: Mehr als die Hälfte der befragten Firmen kann nahezu sämtlichen Mitarbeitern Zugang zum eigenen Intranet ermöglichen. Lediglich jedes fünfte Unternehmen erreicht weniger als 20 Prozent der Belegschaft - meist aus dem produzierenden Gewerbe oder Transportfirmen.

Von der Einführung einer Portallösung versprechen sich 68 Prozent der Unternehmen Kosteneinsparungen vor allem bei administrativen Tätigkeiten sowie eine Verbesserung der Qualität der hinterlegten Daten. Auch die Effizienzsteigerung haben die Unternehmen im Auge: 45 Prozent erwarten eine steigende Produktivität ihrer Mitarbeiter. Immerhin noch ein Viertel verspricht sich einen einheitlicheren Wissensstand der Mitarbeiter und schnelleren Zugriff auf Informationen.

"Die finanziellen Gründe bilden wie so häufig den Dreh- und Angelpunkt bei der Einführung oder dem Ausbau eines Mitarbeiterportals", erläutert Martin Claßen, Leiter des Human-Resources-Beratungsbereichs bei Cap Gemini Ernst & Young. "Den Weg zu einer umfangreichen Intranetlösung haben sind nur wenige - meist aus der Hightech-Branche stammende - Unternehmen gegangen."

Bremsklotz Kosten und Desinteresse

Auf der Liste der größten Hindernisse stehen hinter den Budgetgründen mit 64 Prozent die fehlende Akzeptanz bei den Mitarbeitern (46 Prozent) und fehlende Verantwortlichkeiten im Unternehmen für den Aufbau und Betrieb eines Portals (41 Prozent). Hinzu kommt, dass 37 Prozent der befragten Unternehmensvertreter der Ansicht waren, mehr als die Hälfte ihrer Mitarbeiter sei für die Arbeit mit dem Intranet nicht ausreichend qualifiziert. Gleichwohl bescheinigen sie den Beschäftigten ein Interesse an neuen Medien am Arbeitsplatz.

Personalabteilungen setzen auf Portale

Die Wunschliste bei den Mitarbeiterportal-Anwendungen wird von der Entlastung der Human-Resources-Abteilung angeführt. Personal- und Dienstreiseabrechnung zählen dazu ebenso wie Zeiterfassung oder E-Learning. Personalisierte Informationssysteme rangieren mit 53 Prozent an zweiter Stelle, gefolgt von einem Wissensmanagement-System mit 43 Prozent.

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Diese Studie lässt auf den ersten Blick Deutschland wie ein technologisches Entwicklungsland aussehen - und damit gleichzeitig wie ein Eldorado für Fachhändler, die neben den klassischen Produkten auch Installation, Support, Wartung und nicht zuletzt Schulungen anbieten. Denn das Interesse scheint in der deutschen Industrielandschaft nebst Mitarbeiterstamm vorhanden zu sein. Und alle anderen Probleme lassen sich prima vom qualifizierten Händler lösen. (go)

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