Mitsubishi Electronic zieht Schlussstrich

28.01.1999

RATINGEN: Die deutsche PC-Division von Mitsubishi wird zum 30. Juni geschlossen. Die Händlerverträge sind bereits gekündigt, eine externe Agentur versucht derzeit, die 20 Mitarbeiter in Ratingen weiterzuvermitteln. Klar, daß die Vertriebspartner sich vor den Kopf gestoßen fühlen, einige haben allerdings schon konkrete Pläne, wie es anschließend weitergehen könnte.Es geht ihm "erträglich", versichert er, aber Thomas Zanzinger, Chef der deutschen PC-Division von Mitsubishi Electric, klingt hörbar angeschlagen. "Unsere Umsätze und der Profit lagen über Plan, wir haben Kosten gesenkt - insgesamt eben alle Vorgaben übertroffen", schüttelt er den Kopf.

Und so habe es ihn wirklich überrascht, als die Order aus England kam: Alle Mitarbeiter der PC-Division werden entlassen, die Schotten in Deutschland bis zum 30. Juni dichtgemacht. Einzig das Festplattengeschäft darf bleiben, die Verantwortung übernimmt der derzeitige OEM-Beauftrage Michael Thedens.

Die offizielle Begründung der japanischen Konzernzentrale: Die Asienkrise macht neuerlich Einsparungen notwendig, ein Wechsel im Vorstand zur Jahresmitte 1998 hatte zur Folge, daß der "Neue" alle Unternehmensbereiche nochmals genauer unter die Lupe nahm und rigoros den Rotstift ansetzte, wo er Überflüssiges vermutete. Deshalb muß Thomas Zanzinger - wie die anderen 20 Mitarbeiter immerhin mit einer "ansehnlichen Abfindung" versehen - nun seinen Hut nehmen.

Er gibt seine Überraschung offen zu, andere hingegen wollen den Braten schon vorher gerochen haben: Von Eifersüchtelein der nicht so erfolgreichen Engländer ist die Rede. Und: "Bereits vor einem Jahr hat Mitsubishi-Europa-Chef Peter Horne mal angekündigt, die PC-Division würde früher oder später 'mal eingestellt'", erinnern sich einige Partner. "Zwar wurde das dann eifrig dementiert, aber ein bißchen was bleibt immer hängen von solchen Statements", erklärt ein Mitsubishi-Handelspartner.

Er erhielt - wie rund 110 seiner Kollegen - die Vertragskündigung am Dienstag vorab per Fax. "Die Reaktionen der Partner: In vielen Fällen waren sie richtig geschockt", berichtet Zanzinger. "Aber alle waren sehr fair, zum Teil richtig konstruktiv. So haben einige beispielsweise direkt angeboten, unsere Mitarbeiter hier zu übernehmen oder weiterzuvermitteln."

Ein kurzer Rundruf bestätigt: Die Handelspartner des Herstellers reagieren betroffen, sind aber keineswegs von Existenzängsten gebeutelt. Beispiel CVU System- und Handelshaus GmbH in Berlin. Vertriebsleiter Egon Lembke bedauert die Schließung bei seinem Lieferanten - schließlich hat das Systemhaus im vergangenen Jahr rund eine Million Umsatz mit Mitsubishi-Rechnern gemacht, die Hälfte des Hardwareumsatzes. "So abrupt hätten wir damit nicht gerechnet", bedauert er denn auch gegenüber ComputerPartner. "Wir waren gerade dabei, hier ein regionales Händlernetz aufzubauen, das wir in Vereinbarung mit Herrn Zanzinger dann auch beliefert hätten."

Die CVU gehört zu den wenigen für den Mitsubishi-Service autorisierten Fachhandelspartnern des Unternehmens und versprach sich in Zukunft noch schöne Profite von der Zusammenarbeit. "Gerade in letzter Zeit hat die Arbeit mit Mitsubishi wieder Spaß gemacht", erinnert sich Lembke, der seit 1992 Erfahrung mit dem Anbieter hat. "Zanzinger hat vor allem bei Service und Support einen guten Job gemacht - die Kooperationsvereinbarung mit Digital/Compaq hat sehr gut geklappt. Das war vorher immer der Pferdefuß bei seinen Vorgängern", lobt er den Deutschland-PC-Chef. "So ein Team, wie er es jetzt hatte, gab es in der ganzen Zeit vorher nicht." Vor allem schätzte er die Strategie Mitsubishis, keine Billig-Rechner in Promärkte oder ähnliches zu liefern, sondern konsequent auf den Fachhandel zu setzen. "Da gab es noch richtig Marge", sinniert er.

Doch das Leben geht weiter, deshalb sucht er sich bereits Alternativen zu seinem bisherigen Lieferanten. Eigentlich, so seine derzeitige Überlegung, wolle die CVU nicht auf Anbieter wie Compaq oder HP wechseln. Da steht schon eher Tulip auf seiner Vorschlagsliste. Doch seine Lieblingsidee ist gerade mal zwei "schlaflose Nächte" alt, muß also noch ein wenig ausgefeilt werden: "Ich werde mich an die England-Zentrale wenden. Derzeit ist noch nicht so recht klar, ob sie weiter PCs und Server liefern wollen. Aber vielleicht kann ich die Engländer überzeugen, daß sie weiter liefern, wenn wir hier eine Händlereinkaufsgenossenschaft ins Leben rufen - dann könnte ich bestimmt auch den einen oder anderen aus dem Ratinger Team hier brauchen." (du)

Thomas Zanzinger, PC-Deutschland-Chef der Mitsubishi Electric, ist auf der Suche nach einem neuen Job: "Am liebsten im Telekommunikationsbereich."

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