Mittelstand bei Electronic Commerce im Hintertreffen

04.11.1997
BONN: Die mittelständische Wirtschaft läuft Gefahr, die "enormen geschäftlichen Chancen der globalen Datennetze zu verschlafen", wie Andreas Pieniazek, Geschäftsführer der D3 Group GmbH, anläßlich der Eröffnung der G-7-Konferenz zum Thema Electronic Commerce in Bonn, warnte.Pieniazek betreut im Auftrag der Europäischen Union mit seinem Unternehmen die nationale Initiative "Globaler Marktplatz für kleine und mittlere Unternehmen". Laut Wirtschaftsminister Günter Rexrodt soll sie die "unterentwickelte Anwendung von Computern und Datennetzen in mittelständischen Betrieben vorantreiben". Das scheint auch bitter nötig: Laut Spitzenorganisation der Industrie- und Handelskammern setzen gegenwärtig nur 25 bis 30 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen überhaupt EDV ein. Und während laut Pieniazek 98 Prozent aller Großunternehmen in Europa bereits an das Internet angeschlossen seien, verfügten gerade einmal vier Prozent der kleinen und mittleren Firmen über einen solchen Anschluß. Deutschland liegt dabei mit drei Prozent sogar unter dem Durchschnitt. Als Hauptgrund für die Zurückhaltung der mittelständischen Unternehmen beim Thema Internet nannte der EU-Experte "Unwissenheit über die geschäftlichen Chancen des Internets sowie über technische Standards und rechtliche Rahmenbedingungen", wie eine Untersuchung der EU ergeben habe. Noch düsterer malte Pieniazek den derzeitigen Stand beim elektronischen Postversand. An den täglich rund zehn Millionen E-Mails, die 1996 in Deutschland versendet wurden, seien die mittelständischen Unternehmen zu weniger als sechs Prozent beteiligt gewesen. Während Rexrodt die Chancen des Internet lobte ("Der elektronische Marktplatz ist rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr geöffnet - und er ist an jedem Ort der Welt präsent"), warnte Hans Peter Stihl vor überzogenen Erwartungen. In seiner Zusammenfassung zeigte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT) Verständnis für die Zurückhaltung einiger Unternehmen beim Thema Electronic Commerce: "Ein globaler Markplatz, auf dem sich alle tummeln, aber keiner kauft, macht keinen Sinn und ist reine Zeitverschwendung - ganz zu schweigen von den Kosten für die Unternehmen." Seiner Einschätzung nach eignet sich der elektronische Marktplatz vorrangig für Software, PC-Spiele, Datenbankrecherchen sowie Mailbox-Angebote. Laut Rexrodt liegt ein von Forschungsminister Jürgen Rüttgers vorgelegter Entwurf für ein Informations- und Kommunikationsdienste-Gesetz vor, das Regelungen zur Urheberschutzsicherung vorsehe sowie den Daten-, Jugend- und Verbraucherschutz gewährleiste. Insgesamt, so versprach der Wirtschaftsminister, werde die Bundesregierung für einen "angemessenen Rechtsrahmen bei den elektronischen Diensten" sorgen. "Staatliche Eingriffe müssen begrenzt und überschaubar bleiben. Die Selbstregulierung der Wirtschaft hat Vorrang." (du)

BONN: Die mittelständische Wirtschaft läuft Gefahr, die "enormen geschäftlichen Chancen der globalen Datennetze zu verschlafen", wie Andreas Pieniazek, Geschäftsführer der D3 Group GmbH, anläßlich der Eröffnung der G-7-Konferenz zum Thema Electronic Commerce in Bonn, warnte.Pieniazek betreut im Auftrag der Europäischen Union mit seinem Unternehmen die nationale Initiative "Globaler Marktplatz für kleine und mittlere Unternehmen". Laut Wirtschaftsminister Günter Rexrodt soll sie die "unterentwickelte Anwendung von Computern und Datennetzen in mittelständischen Betrieben vorantreiben". Das scheint auch bitter nötig: Laut Spitzenorganisation der Industrie- und Handelskammern setzen gegenwärtig nur 25 bis 30 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen überhaupt EDV ein. Und während laut Pieniazek 98 Prozent aller Großunternehmen in Europa bereits an das Internet angeschlossen seien, verfügten gerade einmal vier Prozent der kleinen und mittleren Firmen über einen solchen Anschluß. Deutschland liegt dabei mit drei Prozent sogar unter dem Durchschnitt. Als Hauptgrund für die Zurückhaltung der mittelständischen Unternehmen beim Thema Internet nannte der EU-Experte "Unwissenheit über die geschäftlichen Chancen des Internets sowie über technische Standards und rechtliche Rahmenbedingungen", wie eine Untersuchung der EU ergeben habe. Noch düsterer malte Pieniazek den derzeitigen Stand beim elektronischen Postversand. An den täglich rund zehn Millionen E-Mails, die 1996 in Deutschland versendet wurden, seien die mittelständischen Unternehmen zu weniger als sechs Prozent beteiligt gewesen. Während Rexrodt die Chancen des Internet lobte ("Der elektronische Marktplatz ist rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr geöffnet - und er ist an jedem Ort der Welt präsent"), warnte Hans Peter Stihl vor überzogenen Erwartungen. In seiner Zusammenfassung zeigte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT) Verständnis für die Zurückhaltung einiger Unternehmen beim Thema Electronic Commerce: "Ein globaler Markplatz, auf dem sich alle tummeln, aber keiner kauft, macht keinen Sinn und ist reine Zeitverschwendung - ganz zu schweigen von den Kosten für die Unternehmen." Seiner Einschätzung nach eignet sich der elektronische Marktplatz vorrangig für Software, PC-Spiele, Datenbankrecherchen sowie Mailbox-Angebote. Laut Rexrodt liegt ein von Forschungsminister Jürgen Rüttgers vorgelegter Entwurf für ein Informations- und Kommunikationsdienste-Gesetz vor, das Regelungen zur Urheberschutzsicherung vorsehe sowie den Daten-, Jugend- und Verbraucherschutz gewährleiste. Insgesamt, so versprach der Wirtschaftsminister, werde die Bundesregierung für einen "angemessenen Rechtsrahmen bei den elektronischen Diensten" sorgen. "Staatliche Eingriffe müssen begrenzt und überschaubar bleiben. Die Selbstregulierung der Wirtschaft hat Vorrang." (du)

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