Motor der Wirtschaft

Mittelstand und Partner

20.06.2011
Da sich SMB-Firmen zumeist keine eigene IT-Abteilung leisten können, müssen sie auf Dienstleister vertrauen.
Beispiel Handwerksbetriebe: Wie viele andere Unternehmen sind sie auf den Rat von IT-Spezialisten angewiesen, weil sie sich keine eigene IT-Abteilung leisten können.
Beispiel Handwerksbetriebe: Wie viele andere Unternehmen sind sie auf den Rat von IT-Spezialisten angewiesen, weil sie sich keine eigene IT-Abteilung leisten können.

Mittelstand – kaum ein Wort wird im Wirtschaftsleben so strapaziert wie dieses. Fast jede Firma, die Waren produziert oder vertreibt, gibt kleine und mittlere Unternehmen ("KMU", engl. "SMB" für "small and medium sized business") als Zielgruppe an. Und lässt nichts unversucht, sie von den eigenen Produkten oder Dienstleistungen zu überzeugen.

Aber warum ist der Mittelstand für den produzierenden Sektor – auch in der IT-Branche – so wichtig? Dabei gibt es nicht mal eine juristische Definition des Begriffs "Mittelstand" (siehe Kasten auf unten). Warum diese beispiellose Hofierung des Mittelstands, ja fast schon Verehrung?

"Die mittelständischen Unternehmen sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft", weiß Michelle Stonebank, Senior Manager Channel Sales & Distribution Germany bei Symantec. Gleicher Meinung ist Peter Dewald, Geschäftsführer der Sage Software GmbH: "Der Mittelstand ist der große Motor der deutschen Wirtschaft: 99,6 Prozent aller Unternehmen – und damit 3,67 Millionen Firmen – können zu diesem Segment gezählt werden."

"Mittelstandsgeschäft ist für uns Partnergeschäft. Wir machen unseren Umsatz komplett über den Channel." Doris Albiez, Vice President Geschäftspartner und Mittelstand bei IBM Deutschland
"Mittelstandsgeschäft ist für uns Partnergeschäft. Wir machen unseren Umsatz komplett über den Channel." Doris Albiez, Vice President Geschäftspartner und Mittelstand bei IBM Deutschland
Foto: xyz xyz

Besonders dem Mittelstand gehe es nach der Wirtschaftskrise gut, findet Bernd Heinrichs, Managing Director Mittelstandsvertrieb Deutschland und Distribution D-A-CH bei Cisco. Er weiß: "Mittelständische Unternehmen stellen derzeit neues Personal ein, expandieren und planen langfristige Investitionen in Technologien." Dem kann Oliver Gürtler, Direktor Partner Strategy & Programs bei Microsoft, nur zustimmen: "Während der Wirtschaftskrise waren es gerade die KMUs, die sich deutlich besser behaupten konnten als Konzerne. Durch eine schnelle Anpassung an die neue Situation gelang es ihnen, sich erfolgreich am Markt zu positionieren."

Auch Marc Müller, Geschäftsführer Vertrieb bei Tech Data, findet lobende Worte für mittelständische Unternehmen: "Das Segment ist stabil und zuverlässig. Besonders positiv entwickelt sich derzeit der klassische Maschinen- und Anlagenbau. Softwarehäuser und IT-Dienstleister, die Services in diesem Umfeld anbieten, profitieren von den gut gefüllten Auftragsbüchern."

Mittelstand – der Versuch einer Definition

Eine allgemein akzeptierte oder gar gesetzlich vorgeschriebene Definition des Mittelstandes gibt es nicht. Man kann allerdings eine Abgrenzung einerseits nach quantitativen und andererseits nach qualitativen Kriterien versuchen.

Definition nach quantitativen Kriterien:
Gemäß dem Institut für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn werden unabhängige kleine und mittlere Unternehmen (KMU; engl. SMB) mit bis zu 500 Mitarbeitern und Jahresumsätzen von bis zu 50 Mio. Euro als Mittelstand angesehen. Unter diesen Betrieben werden Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern und einem Umsatz von weniger als 1 Mio. Euro zu den kleinen Unternehmen gezählt und solche mit 10 bis 500 Mitarbeitern und maximal 50 Mio. Euro Umsatz zu den mittleren Unternehmen.

Der Mittelstand in der Bundesrepublik Deutschland umfasst nach dieser Definition
a) 99,6 Prozent aller umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen, in denen
b) 65,9 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten angestellt sind und
c) 38,3 Prozent aller Umsätze erwirtschaftet werden.

Definition nach qualitativen Kriterien:
Der Mittelstand kann mit Familienunternehmen gleichgesetzt werden, was durch die Einheit von Eigentum, Leitung, Haftung und Risiko gekennzeichnet ist. Es geht also um die Einheit von wirtschaftlicher Existenz und Führung sowie die verantwortliche Mitwirkung der Unternehmensführung an allen unternehmenspolitisch relevanten Entscheidungen (Konzernunabhängigkeit).

"Die vom Mittelstand geforderten Lösungen müssen qualitativ, quantitativ und monetär an die Wünsche angepasst werden." Oliver Mauritz, Leiter Partnerbetreuung und Expansion bei der Synaxon AG
"Die vom Mittelstand geforderten Lösungen müssen qualitativ, quantitativ und monetär an die Wünsche angepasst werden." Oliver Mauritz, Leiter Partnerbetreuung und Expansion bei der Synaxon AG

Für Oliver Mauritz, Leiter Partnerbetreuung und Expansion bei der Synaxon AG, liegt die Faszination des Mittelstandes vor allem in seiner Heterogenität. "In der Vielfalt der angebotenen Produkte, Lösungen und Leistungen findet jeder Kunde, was er braucht und was zu ihm passt." Und Mirza Hayit, Geschäftsführer von Haufe-Lexware Services, erklärt: "Gerade dieses große Potenzial innerhalb des Mittelstandes ist für uns als Hersteller interessant." Zumal, wie Symantec-Managerin Stonebank vorrechnet, "die größeren Firmen im deutschen Mittelstand in manchen Ländern Europas sicher zu den größeren Unternehmen überhaupt zählen würden."

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