Mobile Business nimmt wieder Fahrt auf

07.11.2002
Die Mobile-Business-Euphorie 2000/01 wandelte sich in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres in eine schwereDepression. Doch das Geschäft mit mobilen Datendiensten in Deutschland hat Zukunft. ComputerPartner zeigtInvestitionstrends und Marktziele anhand einer aktuellen Studie von Mummert auf.

Das Mobiltelefonnetz der neuesten Generation - UMTS - soll dem Geschäft mit mobilen Datendiensten Flügel verleihen. Doch bevor es so weit kommen konnte, stürzten die maßgeblich an der Erschließung dieses Markts beteiligten Branchen Informationstechnologie und Telekommunikation wie einst Ikarus in die Tiefe einer Wirtschaftskrise. Anzeichen für einen Aufstieg à la Phoenix aus der Asche im Geschäft mit Mobilfunkanwendungen gibt es heute noch nicht. Doch die Zeichen einer Genesung mehren sich. Dies konstatieren die Unternehmensberatung Mummert Consulting und das FAZ-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen in ihrem aktuellen Branchenkompass zum ThemaM-Business.

Kundenbeziehungen stehen im Rampenlicht

Demzufolge planen zwischen 2003 und 2005 insgesamt 76 Prozent der Entscheider Investitionen in mobile Datendienste. Insgesamt haben 57 Prozent der Befragten bereits M-Business-Projekte initiiert, davon brachten sie durchschnittlich 88 Prozent zum Abschluss. In den kommenden Jahren wollen zusätzlich 25 der 100 befragten Unternehmen in M-Business investieren. Damit wird der Anteil von Betrieben mit M-Business-Projekten auf über 80 Prozent zulegen.

Die größten Investitionen wollen die Entscheider für Anwendungen im Customer-Relationship-Management (CRM) und - in Abhängigkeit von der Branche - für technische Infrastruktur tätigen. Für CRM-Applikationen rechnen die Befragten aus jedem zweiten Unternehmen mit Zuwächsen.

Mobilfunk-Endgeräteerlauben Nutzerzuordnung

Die Gründe dafür sind schlüssig: Mobile Datendienste lassen sich personalisieren und individuell abrechnen. Die Möglichkeiten, ein Bild des individuellen Bedarfs des Kunden zu gewinnen, sind dadurch nach den Ergebnissen der Studie im Mobile Business besser als im Internet. UMTS ermöglicht es Herstellern und Dienstleistern auch, orts-, kontext- und zeitabhängige Leistungen anzubieten.

Die Befragungen ergaben zudem, dass Unternehmen einfache, eng mit der Mobilität verbundene Diens-te bevorzugen. Kombiniert mit Na-vigationssystemen, Location-based Services und Verkehrsinformationen ergänzen mobile Datendiens-te beispielsweise das Angebot von Autoherstellern. Schnelle Datenübertragung und ständige Netzverbindung ermöglichen zum Beispiel Anwendungen in der Telemetrie. In Fahrzeuge oder andere Geräte eingebaut, informieren sie den Autohersteller über die Nutzungsgewohnheiten des Halters undden Wartungszustand des Wagens. Auch Medizintechniker wollen der Studie zufolge bis 2004 marktreife Telematikanwendungen anbieten. Sie entwickeln intelligente Biosensoren, welche die Gesundheit von Patienten überwachen.

Die ersten Geschäftskunden im M-Business werden nach Ansicht von Mummert Consulting wohl aus denselben Branchen kommen wie die ersten Laptop-Käufer: Banken, Versicherungen, Pharma, Versorger und der beliefernde Großhandel.

www.mummert-consulting.de

ComputerPartner-Meinung:

Der Erfolg des Automobils zeigt, welchen Wert viele Menschen einer erhöhten Mobilität beimessen. Doch auch der Deutschen liebstes Kind allein macht den Fahrer nicht beweglicher. Dazu braucht es Straßen. Je breiter sie sind, desto größer ist ihr Durchsatz. Ähnlich verhält es sich mit mobilen Diensten. Wer Tag für Tag im Datenstau steht, überlegt sich, ob er Geld in Anwendungen investiert, die seinen Kunden viel zu spät erreichen. Erst 2003 wird sich zeigen, obder Daten-Highway UMTS den gewünschten Erfolg bringt. Aber eine gut ausgebaute Infrastruktur garantiert noch keinen Erfolg. Das belegen beispielsweise die Versuche mit der elektronischen Geldbörse. Erst wenn Netzbetreiber, Finanzdienstleister, Gerätehersteller und der Einzelhandel kooperieren, entstehen sinnvolle Lösungen. Gelingt es, diese an einen Tisch zu bringen, bieten mobile Anwendungen IT- und TK-Dienstleistern gute Geschäftschancen. Das unterstreicht nicht zuletzt das Engagement des Softwaregiganten Microsoft in diesem Markt. (hei)

Studien-Teilnehmer

In einer Entscheiderbefragung im August 2002 informierten 100 Führungskräfte aus 100 Unternehmen über ihre Investitionsziele und ihre Marktpolitik bis 2005. Sie repräsentieren Anbieter und Anwender von Mobile-Business-Technologie in Deutschland, wie Mobilnetzbetreiber und -diensteanbieter, Handyhersteller, Neugründer im M-Business, Portal- und Inhaltsanbieter, Internetprovider, Telefon- sowie Finanzdienstleister, Logistikunternehmen, Einzelhändler und Autohersteller. Befragt wurden die Vorstandsvorsitzenden beziehungsweise Leiter der Geschäftsführung, die Leiter der Marketingabteilung oder Produktmanager für M-Business.

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