Mobilfunk-Aktien sind zur Zeit riskante Investments

12.04.2001
Um knapp 50 Prozent ist der Weltmarkt für Mobiltelefone im vergangenen Jahr gewachsen. Jetzt müssen die Hersteller Motorola, Ericsson, Siemens und auch Marktführer Nokia mit deutlich geringerem Wachstum kalkulieren. Die Aktien sind derzeit riskante Investments.

Die Handy-Aktien sind schon länger auf Talfahrt. Die Höchstnotiz des Nokia-Papiers mit über 69 Euro datiert vom April vorigen Jahres. Zur Zeit steht die Aktie bei rund 24 Euro. Der Ericsson-Kurs verlor infolge der erneuten Gewinnwarnung mehr als drei Viertel seines Wertes. US-Konkurrent Motorola stürzte von 58 auf 15 Dollar ab. Siemens kostete schon mal 190 Euro, derzeit jedoch unter 110 Euro.

Die Konkurrenz wird härter, Preise und Erträge sinken, die Renditen der Hersteller schrumpfen. Neue Handys kaufen in Zukunft wohl eher Benutzer, die ein altes Gerät gegen ein neues austauschen, und nicht mehr so viele Neueinsteiger. Nokia hatte mit jedem verkauften Handy einen Gewinn von 335 Kronen erzielt, Ericsson einen Verlust von 560 Kronen.

Der Markt wird laut Nokia-Vorstand in Zukunft jährlich mit 25 bis 35 Prozent wachsen. Ob diese optimistische Prognose eintritt, bleibt abzuwarten. Besonders wichtig wird sein, ob es den Unternehmen gelingt, mit GPRS und UMTS nacheinander zwei neue Standards einzuführen. Es wäre zum Beispiel möglich, dass die Verbraucher GPRS links liegen lassen und lieber gleich die Einführung von UMTS abwarten. Angesichts der zweijährigen Laufzeit vieler Mobilfunkverträge ist aber auch denkbar, dass die Hersteller für beide Handy-Generationen Abnehmer finden. WAP, der technische Standard für das abgespeckte Internet-Angebot per Handy, wird für die Anbieter immer mehr zum Problemfall.

Zusammenlegung der Sparten wahrscheinlich

Welche Positionen Anbieter wie Philips, Alcatel, Panasonic (Matsushita), Samsung, NEC, Toshiba und Mitsubishi (Trium) auf Dauer einnehmen werden, ist ungewiss. Kleinere Anbieter haben vom enormen Run auf die Prepaid-Handys zuletzt profitiert. Sie profilierten sich mit Billigangeboten. Doch längerfristig sind ihre Chancen eher mäßig. Vermutlich kommt es zu Kooperationen oder einer Zusammenlegung der Sparten, aus der letztlich drei oder vier große Un-ternehmen hervorgehen werden. Neue Gerüchte um Ericsson nähren diese Vermutung; in Branchenkreisen wurde zuletzt Sony als möglicher Partner der Schweden genannt. Die Japaner kämen auf diese Weise an den etablierten und somit wertvollen Markennamen und könnten außerhalb Asiens aufholen - ein altes Anliegen. So könnte vielleicht dieses Argument wieder ein wenig Leben in die Börsenkurse bringen.

Die Finnen haben als Erste verstanden, dass der Erfolg nicht allein von der Technik abhängt, sondern mehr noch vom Marketing und vom Markenimage. Sie haben das Mobiltelefon sozusagen zum Lifestyle-Produkt gemacht. Das erklärt einen großen Teil des Aufstiegs der Nokia-Aktie, die 1993 umgerechnet bei zehn Cent stand. Der Kursgewinn bis zum derzeitigen Niveau beträgt stolze 23.500 Prozent. Nokia ist bislang die bes-te europäische Standardaktie und kann in puncto Performance mühelos mit den besten US-Technologiepapieren der 90er-Jahre wie Cisco Systems oder Microsoft mithalten. In nächster Zeit wird von der Nokia-Aktie bestenfalls ein Seitwärtstrend erwartet.

Harte Investitionsjahre für Ericsson

An der Anführerposition der Finnen ändert sich so schnell aber nichts. Mit einem Weltmarktanteil von 30 Prozent sind sie für die Konkurrenten Motorola, Ericsson und Siemens fast uneinholbar. Gerangel wird es um die Plätze geben. Siemens wird den Schweden vermutlich Rang drei ablaufen. Denn sie wollen bekanntlich ihre Mobilfunksparte verkaufen und sich auf Mobilfunknetze konzentrieren, wo sie Weltmarktführer sind. Die Jahre 2001 und 2002 werden laut Analysten für die Schweden "harte Investitionsjahre". Der Kurs dürfte sich dank ihrer technologischen Kompetenz bald fangen.

Motorola meldete "flache Umsätze", niedrigere Auftragseingänge und volle Lager. Der Chipbereich erzielte ebenfalls nur bescheidene Ergebnisse. Angeblich stehen 7.000 Arbeitsplätze zur Disposition - seltsam für eine Wachstumsbranche. Motorola plant drastische Kos-tensenkungen. Wegen der Stärke am amerikanischen Markt dürfte das Unternehmen mit insgesamt 13 Prozent Weltmarktanteil Nummer zwei bleiben. Der Kurs hat zur Zeit nur spekulatives Erholungspotenzial.

Die Siemens-Aktie hängt neuerdings ziemlich in der Luft, und die Anleger haben sichtlich Probleme damit. Längerfristig ist sie aber ein sicheres Investment. (kk)

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